Wie kann das nur sein?

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Häufig liest oder hört man solche Kommentare, wenn Pferde komplett konträr zu ihren sonstigen Formen im Rennen abschneiden. Wie kann das sein, dass ein Pferd, was immer Letzter wird, plötzlich gewinnt? Wie kann es sein, dass ein Top Pferd mit zig Siegen plötzlich letzter wird? Nun, einer der Gründe ist, dass Pferde keine Maschinen sind. Sondern Lebewesen. Und die haben auch Launen, Vorlieben, Wünsche oder haben einfach mal schlecht geschlafen. Dann muss beim Jockey auch noch alles passen. Es gibt viele Gründe, warum ein Pferd besonders gut oder besonders schlecht abschneidet. 

Zum Beispiel die allgemeine Verfassung. Ein Pferd, das an einem Rennen teilnimmt, ist per se jetzt erst Mal als gesund zu betrachten. Doch nicht immer zeigt sich ein Infekt sofort und obwohl im heimischen Stall alles noch in Ordnung war, ist die Leistung plötzlich nicht da. Und eine tierärztliche Untersuchung am nächsten Tag stellt dann fest: Okay, das Pferd brütet etwas aus. Man kann es mit einem Menschen vergleichen, der denkt: Hm, irgendwas stimmt nicht, ich glaube, ich werde krank. Und wenn man fragt: “Hast du was?”, sagt er: “Nein, nicht so richtig, aber etwas stimmt nicht.” Dummerweise kann das Pferd einem so etwas nicht mitteilen und wird, solange es frisst, trinkt und läuft, nicht anders wahrgenommen. 

Es kann sich aber auch im Rennen verletzen. Kleinste Verletzungen können dafür sorgen, dass ein Pferd nicht die Leistung abruft, die es vorher gezeigt hat. Es tritt sich gegen den Huf, es haut sich den Kopf an der Startmaschine, es zerrt sich einen Muskel beim Aufgalopp – alles Gründe, warum das Pferd nicht mitmachen kann (und will). Das müssen keine schlimmen Verletzungen sein, sondern kleine Zipperlein. Und wenn das Pferd sich nur den Rücken verkühlt hat. Oder beim Liegen sich was verdreht hat. Alles Gründe, warum ein Pferd keine Höchstleistung geben kann – man selbst kann es nur nicht verhindern, denn so ein Pferd ist ein autarkes Lebewesen, was sich auch ohne Reiter bewegt.

Dann sind da noch allgemeine Befindlichkeiten. Manche Pferde möchten nicht hinten gehen. Manche nicht vorne. Wiederum andere mögen tiefen Boden nicht, der nächste mag keinen harten Boden. Manche wollen nicht, dass ihnen Schlamm ins Gesicht spritzt, wiederum andere mögen es nicht zwischen den anderen Pferden zu laufen. Die Liste ist lang – und hier kann man wenigstens etwas drauf achten. Nicht umsonst gibt es die Order, die gibt der Trainer, weil ein Pferd spezielle Vorlieben hat und die beachtet werden müssen. 

Und warum schneiden jetzt manche Pferde plötzlich so gut ab? Na, vielleicht auch, weil plötzlich alles passte. Weil man Vorlieben herausgefunden hat, die vorher nicht getroffen wurden. Pferd ging immer hinten, jetzt aber vorne und fühlt sich dabei gleich wohler. Vielleicht performt es auch mit Reitweise von Jockey X besser und Jockey Y fand keinen Draht zu ihm. Es können absolute Kleinigkeiten für uns sein – für das Pferd sind sie aber enorm wichtig. Vielleicht mag es nicht, wenn jemand zu wild agiert, sondern möchte sehr ruhig angefasst werden. Vielleicht stört der Reiter, wenn er im Sattel einen Affentanz aufführt und das Pferd fühlt sich unsicher. Vielleicht rutscht es aber auch nur auf tiefem Boden und jetzt ist das Geläuf fester. 

Pferde sind eigentlich auch nur Menschen. Und die haben auch mal einen schlechten Tag, ein Zipperlein oder schlechte Laune.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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