Wisst ihr was toll an Rennpferden ist? Sie sind schnell. Auch schnell damit, Dinge zu akzeptieren und zu lernen (leider lernen sie auch ganz schnell Blödsinn). Trotzdem ist das wirklich angenehm, wenn man mit ihnen arbeitet. Denn es gibt einfach selten Probleme. Man stellt einen pinken Elefanten in den Hof und alle Pferde haben ihn nach einem Tag akzeptiert. Sofern ein erfahrenes nettes Pferd den Kollegen sagt: “Ey, der rosa Elefant ist cool. Wir bleiben chillig.”
Also sind alle happy und fröhlich, die Pferde, der rosa Elefant und die Arbeitsreiter. Nebenher kann man auch noch nach Braunkohle baggern, eine Panzerübung abhalten oder mit der Blaskapelle dreimal durch die Stallungen marschieren. Alles cool. Das ist schön. Genauso lassen sich die Rennpferde auch durch Aufgaben führen. Das erste Mal Schmied? Och, ja, ist schon okay. Der ist nett, der hat Leckerlie. Die Startmaschine? Hauptsache da steht schon einer drin. Und wenn man dann noch viel gelobt und mit lecker Gras gelockt wird, macht kaum ein Jungpferd Probleme.
Bis, ja … bis das etwas fehlt. Mal ist es die Tatsache, dass das eine Pferd, was sonst immer dabei war, nicht da ist, mal der Fakt, dass jemand den rosa Elefanten umgestellt hat und er eben NICHT mehr dort steht. Das finden Rennpferde blöd. Wenn rumpelnd die Straßenbahn vorbeifährt, muckt keins, kommt die Straßenbahn nicht, titscht das ganze Lot durch. Die ist doch immer da! Wo ist sie hin? Bestimmt direkt in die Hölle gefahren. Und wir werden die nächsten sein. Ahhhhhhh!
Startmaschine oder Hänger? Wird spontan schlimm. Vielleicht, weil jemand sich erdreistet hat, einen anderen Hänger zu nehmen oder die Startmaschine neu gestrichen wurde. Das geht nicht. Solche Dinge sind zu unterlassen. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt, denen ist das dann ganz egal.
Die finden es dann plötzlich schlimm, wenn des Trainers Frau einen Blumenkübel in den Stall gestellt hat, um das Gesamtbild ein bisschen hübscher zu machen. Ich hab mal ungelogen eine Dreiviertelstunde vor einem Blumenpott mit einem Junghengst gekämpft, der unter gar keinen Umständen an diesem tödlichen Stiefmütterchenensemble vorbeigehen wollte. Oder mit einer Jungstute, die plötzlich nicht mehr durch die Hallentür ging. Trainer stand hintendran. Fluchend. “ICH HAB DIE IN NEWMARKET AUCH IN DER HALLE GESEHEN!” Sag das einer der Stute.
Wenn das Rennpferd also beschließt: Das hier ist jetzt doof – hat man erst Mal verloren. Kennt jeder, vor allem bei startschwierigen Kandidaten. Es muss nicht mal was vorgefallen sein. Plötzlich beschließt das Pferd: Das gefällt mir nicht. Und eine ganz tolle Zitterpartie beginnt, sobald man zum Renntag fährt. “Springt der raus?” Und das Pferd so: “Mal gucken, ne?” Im Worst Case, muss man dann auch noch nachgeprüft werden. Kann klappen. Ist aber kein Garant, dass es im nächsten Rennen wieder wird. Zuhause ist das übrigens ein alter Hut und man geht anstandslos rein.
Wie löst man das? Entweder – das Rennpferd überlisten – oder: Das Rennpferd überzeugen. Beides nicht zwingend einfach. Die merken schnell, wenn man sie austricksen will. Wir hatten einen Kandidaten, der an sonnigen Tagen nicht auf die Bahn gehen wollte (weil die Bäume so fiese Schatten warfen). Wenn man ihn mit der Schnute auf dem Hintern eines anderen Pferdes geparkt hat, war das okay. Mit Bodenblender nicht, da hat er einfach frühzeitig angefangen zu stoppen. Denn Schatten sieht man ja auch vorher. Mit Futter war er nicht zu überzeugen (überhaupt springen verdammt wenig Rennpferde auf Futterlob an). Anderen kann man aber schon eine Haferspur zum Schmied legen, damit sie dort auch ankommen. Ist halt immer die Frage, wie überzeugend man am Ende war.