Kommt es nur mir so vor, oder ist Cheltenham dieses Jahr besonders hochkarätig besetzt? So viele ungeschlagene Pferde – da geht dem NH-Freund das Herz auf. Honeysuckle, Envoi Allen, Shishkin (okay, der ist einmal als 0 in die Statistik eingegangen).
Was ich am National Hunt so mag ist, dass man die Pferde über Jahre hinweg sieht. Da treffen sich dann auch drei Jahre hintereinander manchmal dieselben Pferde zum Gold Cup. Oder noch länger. Dafür fällt der Generationswechsel schwieriger – wer sind die? Was können die? Müssen wir uns erst Mal dran gewöhnen. So schnell läuft also keiner meinen heißgeliebten Pferden wie Sprinter Sacre, Denman oder Kauto Star den Rang ab (in meinem Kopf sind die aber auch erst “letztens” noch gelaufen … die Zeit vergeht so schnell).
In Deutschland sieht Freude ein bisschen anders aus. Der Sport steht eh schon in der Kritik, selbst bei Rennsportfreunden. Manche beklatschen jedes kleine Sandrennen in Deutschland, beim ersten Anzeichen von Sprüngen, schreien sie aber rigoros: verbieten. Dabei ist es stets ein absolutes Anliegen, dass alle Pferde gesund wiederkommen. Das sieht man jedes Jahr. Die Hindernisse werden stets verändert und verbessert, das Gesamtrisiko bleibt bei einem galoppierenden Pulk Pferde trotzdem vorhanden, das kann man nicht wegdiskutieren.
Was allerdings völlig anders ist – letztes Jahr ignorierte man die Pandemie in England und das Meeting ging von statten, als gäbe es kein Corona. Dieses Jahr wird es völlig still und leise sein, nicht mal die Besitzer sind zugelassen. Ein Déjà-vu gibt’s obendrauf, letztes Jahr wurde er kurzfristig abgemeldet, dieses Jahr auch – Altior ist wieder nicht dabei. Letztes Jahr hieß der Sieger im Gold Cup Al Boum Photo, dieses Jahr könnte das wieder der Fall sein (auch 2019 gewann er). Ansonsten sind sie aber fast alle da – die großen Namen vom letzten Jahr. Envoi Allen, Honeysuckle, Tiger Roll, usw. Letztes Jahr patzte Tiger Roll in der Glenfarclas Cross Country Chase und wurde Zweiter – dann fiel das Grand National aus und seitdem läuft er seiner Form hinterher. Dieses Jahr wird er nicht nach Aintree gehen (angeblich liegt es am aufgebürdeten Gewicht, aber dazu habe ich bereits einen Artikel geschrieben).
Egal, zurück zu Cheltenham. Worauf können wir uns besonders freuen? Direkt zum Start natürlich auf Honeysuckle vs. Epatante. Darauf habe ich richtig Bock und drücke Honeysuckle die Daumen. Übrigens gibt es ganz schön viele deutsche Wurzeln in Cheltenham. Soldier Hollow, Sea the Moon, Sholokov, Shirocco, Schiaparelli, aber auch waschechte Fährhofer und Schlenderhaner (treffen sich am Freitag), die nun ihre zweite Karriere über die Besen in Angriff genommen haben. Im Triumph Hurdle – Gruppe 1 wird es für die beiden ernst. Ein weiterer Maxios Sohn, in Deutschland bestens bekannt, ist ebenfalls dabei: Tax for Max. Den haben wir zuletzt im Großen Preis von Bayern getroffen.
Alles steht und fällt aber natürlich mit dem Gold Cup, der am Freitag das Highlight des Meetings markiert. Der Magners Cheltenham Gold Cup (seit 2019 mit Magners als Sponsor) kennt quasi auch keinen anderen Sieger als Al Boum Photo, der seit 2019 die Siegerliste dominiert. Und auch dieses Jahr ist der Franzose großartig auf dem Posten und sieht wie ein sicheres Ding aus. Sicher ist jedoch im Hindernissport gar nichts. Denn man muss sich nicht mal selbst einen Fehler leisten, um zu Fall zu kommen.