“Wenn du einen guten Hufschmied findest, halte ihn in Ehren und lass ihn nie wieder gehen”, sagte einst mein Reitlehrer. Damals habe ich über diesen Satz gelächelt – doch diese Weisheit sollte mich ein Leben lang begleiten. Denn: Ohne Huf kein Pferd.
Ein guter Reitpferde-Hufschmied ist nicht automatisch ein guter Vollblut-Hufschmied. In München lernte ich viele Schmiede kennen, die Vollblüter als Kunden ablehnten. Die Pferde seien zu hibbelig und das Beschlagen folglich zu anstregend. Obendrein die filigranen Hufwände und dünnen Sohlen, auf die man nicht einfach ein dickes Reitpferde-Hufeisen nageln kann. Andere Hufschmiede nahmen Vollblüter als Kunden an; hätten aber die Finger davonlassen sollen.
Neuzugang Feline
Vergangene Woche kam die vierjährige Soldier-Hollow-Tochter Feline nach Luhmühlen. Als Rennpferd wechselte die hübsche Stute mehrfach den Trainer und ging nach nur 6 Starts wegen Kreislaufproblemen in Rente. Diese wurden medizinisch abgeklärt und als unbedenklich eingestuft; wohl eine reine Kopf- und Stress-Angelegenheit. Am 30. April lief sie ihr letztes Rennen und wurde danach zur Umschulung an einen Aktiven aus dem Rennsport verkauft. Dieser bot sie wiederrum als Freizeitpferd an und verkaufte sie an ihre heutige Besitzerin (Wiedereinsteigerin nach einer langjährigen Pause). Diese wendeten sich an mich.
Das Problem: Felines Hufe. An dieser Front war seit Mai irgendetwas furchtbar schief gegangen. Per Facebook und Whatsapp bekam ich von alten Bilder der Stute und habe versucht zu rekonstruieren, was passiert ist. Feline kam wohl mit leichten Plattfüßen aus dem Rennstall und der ReitpferdeSchmied wollte warten, bis Horn nachgewachsen war. Aber das Horn wächst bei platten Füßen eben nicht normal nach unten und je länger man wartete, desto mehr ging die Wachstumsrichtung nach vorne.
Bei ihrer Ankunft in Luhmühlen hatte Feline vorne Eisen mit langen Zehen und watschelte, wie eine Ente. Hinten hatte sie einen üppig verklebten Klebebeschlag, der optisch an Autoreifen erinnerte. Beides war laut Besitzerin nur 3 Wochen alt und hatte mehrere hundert Euro gekostet.
Ohne Huf kein Pferd
Als erstes ließ ich die Hufe vom Tierarzt röntgen, um eine Hufbeinsenkung oder ähnliche Schäden auszuschließen. Mit den langen Hufen konnte Feline nur watscheln und ich hatte ehrlich gesagt Sorge, dass Sehnen oder Fesselträger zu Schaden kommen. Also kamen umgehend die Vordereisen runter sowie ein ganzer Teil der Zehe weg. Noch nicht schön, aber funktionell. Die Klebeeisen an den Hinterfüßen verlor Feline beim ersten Paddock-Besuch. Mehrere hundert Euro, die nach wenigen Minuten durch die Luft flogen.
Also ging Feline erstmal barfuß auf die Koppel. Der weiche Sandboden hier in der Heide sollte die Hufe von unten bearbeiten und ein natürliches Hornwachstum anregen. Nach einer Woche kam der Hufschmied zurück und machte ihr leichte Eisen mit kleinen Nägeln drauf. Aktuell läuft sie damit sehr gut. Einige Tage soll sie sich noch an die neue Stellung gewöhnen. Wenn sie weiterhin gut und sauber läuft, wird langsam ihre Grundausbildung zum Reitpferd anfangen.
Bei den Hufen plant mein Schmied 2 bis 3 Zyklen, ehe die Probleme rausgewachsen sind und die Stute wieder wirklich ordentlich steht. Zur Unterstützung füttere ich als Kur Kerabol von Equistro: Eine Kombination aus Biotin, Zink, Selen, Mangan und Methionin, die für ein gesundes Hufwachstums sorgen soll.
Ehrlicherweise hatte ich in den 25 Jahren mit Pferden noch nie einen Kandidaten mit solche einem Stellungs-Fehler. Nun bin ich gespannt, wie sich die Lage entwickelt.