Kein anderes Galopprennen in Deutschland ist so alt wie dieses und doch nicht aus der Mode gekommen: Das Oppenheim-Union-Rennen, am Sonntag zum 182. Mal ausgetragen, gilt auf der Galopprennbahn in Köln als die Top-Vorprüfung auf das Deutsche Derby, das am 2. Juli in Hamburg ansteht.
Interessant: Schon 1834 wurde die Union in Berlin-Tempelhof (auf dem späteren Flughafen-Gelände) erstmals gelaufen. Die Distanzen änderten sich über die Jahre immer mal wieder, doch seit 1889 führt diese über 2.200 Meter und damit nur 200 Meter weniger, als im Blauen Band gefordert sind. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Köln die Heimat des Rennens. Es geht um 70.000 Euro an Preisgeldern und Gruppe II-Ehren.
Wer hier gewinnt, der war in den letzten Jahren fast immer Favorit im Derby. Vor einem Jahr war dies Boscaccio, der allerdings auf zu schwerem Boden in Hamburg ziemlich unterging. Auch Shimrano 2015 konnte seinen Erwartungen nicht gerecht werden. Aber schon 2014 findet man mit Sea The Moon das bislang letzte Pferd, dem das Dippel Union-Derby gelang und der in der Hansestadt zum imponierendsten Sieger der jüngeren Vergangenheit avancierte!
2003 Dai Jin und 2002 Next Desert waren davor die Doppelsieger, aber auch häufiger kamen aus den Reihen der platzierten Pferde anschließende Derby-Protagonisten.
Aus dem engeren Kreis der Favoriten im Derby-Wettmarkt von RaceBets fehlt diesmal eigentlich nur Langtang – der Allofs-Galopper steuert nach seinem Sieg im Ittlingen Derby Trial in Baden-Baden bekanntlich direkt das Blaue Band an, ohne weiteres Vorbereitungsrennen.
Warring States, Shanjo und Colomano sind die nächsten hochgehandelten Hamburg-Pferde, die sich nun in diesem Lauf der German Racing Champions League den letzten Schliff in der Domstadt holen sollen.
Warring States wird diesmal von Eduardo Pedroza, der für Trainer Andreas Wöhler zuletzt 2012 mit Novellist in der Union auftrumpfte, ehe dieser als Favorit im Derby an Pastorius scheiterte. Warring States steht im Besitz von Katar-Scheich Fahad Al Thani und imponierte mit seinem großem Kampfgeist im Bavarian Classic in München, das von dem damaligen Zweiten Enjoy Vijay aber noch nicht aufgewertet wurde. „Er ist ein sehr gutes Pferd, aber noch ein Baby“, hatte Warring States damaliger Jockey Harry Bentley zuletzt gesagt. Andreas Wöhler und Jockey Eduardo Pedroza werden aus New York einfliegen, wo sie Ende der Woche noch engagiert sind.
Ihm darf man ebenso große Reserven zutrauen wie Shanjo, der die Farben von Horst Pudwill, dem Eigner des letztjährigen Union- und Derby-Dritten Dschingis Secret trägt. Shanjo wurde sehr dosiert eingesetzt und ist auch beim Debüt in dieser Klasse unter Martin Seidl ein ganz starker Kandidat von Champion Markus Klug.
Dieser Top-Coach hat auch mit Colomano ein ganz heißes Eisen im Feuer. Zweimal hatte Colomano ganz großes Pech. Der Ratibor-Sieger war sowohl hier im Preis des Winterfavoriten, als auch zuletzt im Dr. Busch-Memorial in Krefeld völlig unter Wert geschlagen. An seiner Eignung für die längere Distanz und an seiner Klasse gibt es kaum Zweifel. Klug war auch der Trainer von Sea The Moon, was durchaus ein gutes Omen für diesen dritten Lauf der German Racing Champions League sein kann.
Klugs dritte Hoffnung Northsea Star hat in Köln schon gewonnen, aber der vierte Rang in München war eine kleine Ernüchterung. Gut möglich, dass sich der Wittekindshofer gerade in Weidenpesch wieder von besserer Seite präsentiert. Ein Plus ist sicher die Verpflichtung des achtfachen Champions Andrasch Starke.
Und dann wäre da noch das vierte Klug-Pferd Windstoß, und damit noch ein weiterer Pechvogel. Am Montag galt er im Derby-Trial in Hannover als großer Favorit, aber als ein Konkurrent ihn aus dem Takt brachte, musste sein Jockey Adrie de Vries zu Boden und brach sich sogar einen Finger. Da das Pferd aber mit ein paar Kratzern glimpflich davon kam, versucht es Markus Klug nun mit ihm gleich noch einmal.
Jean-Pierre Carvalho ist als Mann für die Big Point bestens bekannt, das weiß man nicht erst nach seinen beiden Gruppesiegen beim Frühjahrs-Meeting in Baden-Baden. Sein Trumpf ist Monreal, auch er ist schon in Köln erfolgreich gewesen, und auch seine Vorstellung in einem französischen Grupperennen konnte sich sehen lassen. Denn: Der unweit vor ihm eingekommene Waldgeist, übrigens aus deutscher Zucht, verfehlte nur um Zentimeter einen Sieg im Französischen Derby.
Aus diesem Kreis sollte der Sieger kommen. Dafür spricht auch die Statistik, die besagt, dass Außenseitersiege im neuen Millennium gar nicht vorkamen. Sogar in den letzten fünf Jahren gewann jedesmal der Favorit die Union! In Hamburg kann das dann schon wieder ganz anders aussehen!
Natürlich wird auch Rennsportfotograph Marc Rühl in Köln live vor Ort sein, den wir in dieser Woche in unserem Galopp+Insider auf dem Racebets-Blog vorstellen (Zum Artikel).