Sibylle Vogt: „Das Drumherum ist wichtig“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur über Verjüngung im deutschen Galopprennsport | Weiterlese |
Christian von der Recke über Verjüngung | Weiterlese |
Marco Klein: „Mit Besitzergemeinschaften junge Leute ansprechen“ | Weiterlese |
Sibylle Vogt: „Das Drumherum ist wichtig“
Man hört das immer wieder bei den Einschaltquoten im Fernsehen – die werberelevante Zielgruppe sind die Menschen zwischen 14 und 49 Jahren. Doch wie lockt man wieder mehr junge Menschen auf die Rennbahnen? Wie lässt sich unser Sport verjüngen? Deutschlands beste Rennreiterin Sibylle Vogt hat sich als RaceBets-Botschafterin ihre Gedanken zu diesem Thema gemacht. Hier Ihr Blog-Beitrag:
„Man kann auch mit kleinem Einsatz gewinnen“
„Es ist eine sehr spannende und wichtige Frage, wie man mehr junge Menschen auf die Rennbahn bekommt. Ich denke, man sollte die Wetten besser erklären und den Leuten verdeutlichen, dass man nicht hoch spielen muss, um zu gewinnen. Auch mit kleinem Einsatz kann man ordentlich gewinnen.
Viele denken, man müsste 30 oder 40 Euro einsetzen, aber auch mit 2 Euro oder weniger, ist man gut dabei. Dann kann man die Interessierten mitnehmen. Denjenigen, die mehr einsteigen möchten, sollte man erklären, wie man die Formen liest.
„After Race Parties sind kein schlechter Ansatz“
Als wichtig erachte ich auch das Drumherum eines Renntages. Kein schlechter Ansatz sind After Race Parties. Wenn nach den Rennen noch etwas stattfindet, dann kommen die Menschen oder bleiben länger. Natürlich weiß ich, dass das in der Corona-Zeit schwer umzusetzen ist, aber hoffen wir, dass auch bald die Situation wieder anders ist.
Man sollte auch mehr für Familien machen. Wer als Kind schon auf der Rennbahn war, setzt nicht selten diese Tradition auch später fort.
Das Catering verbessern
Auch das Catering gehört auf einigen Bahnen verbessert. Es ist eine Frechheit, dass manchmal gerade einmal zwei Würstchenstände geöffnet sind und mehr nicht. Gerade während der kalten Jahreszeit wollen sich die Besucher ins Warme setzen und es gemütlich haben, auch ohne Extra-Eintritt für diese Bereiche. Man möchte ja nicht nur auf einer kalten Rennbahn herumlaufen.
Ich bin ja im klassischen Reitsport groß geworden, bei Springturnieren. Natürlich fanden diese meistens im Sommer statt. Aber da gab es ein Festzelt mit Bedienung. So etwas sollte man in unserem Sport auch hinbekommen.“
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Maxim Pecheur über Verjüngung im deutschen Galopprennsport
RaceBets Botschafter Maxim Pecheur regte vor einiger Zeit in einem Interview für den RaceBets Blog an, dass das Thema Verjüngung im deutschen Galopprennsport in einem Artikel behandelt werden sollte. Und was sollen wir sagen? Seinem Wunsch wurde entsprochen. Es handelt sich ohne jeden Zweifel um ein äußerst wichtiges Thema.
Konkret in seinem Job kommen zwar immer mal wieder junge Reiterinnen und Reiter mit Talent nach. Doch ob diese wirklich aktiv bleiben, steht auf einem anderen Blatt. Es muss aber Nachwuchs auf allen Ebenen her. Das schließt die Riege der Funktionäre ebenso mit ein, wie selbstverständlich das Publikum. Kommen keine Menschen auf die Rennbahnen, rentiert sich der gesamte Galopprennsport nicht mehr. Auch bei den Wettern muss ein Anreiz für die nächste Generation geschaffen werden, wobei hier ausdrücklich nicht ganz junge Menschen gemeint sind, sondern diejenigen, die ohnehin gerne mal eine Wette tätigen.
Die Zeiten ändern sich
„Ich habe bereits in der letzten Woche in meinem Artikel zum Thema Zukunft der deutschen Rennbahnen gesagt, dass eine Verjüngung wichtig ist. Damit meine ich eine Verjüngung in allen Bereichen und auf allen Ebenen. Egal ob es sich um die Aktiven handelt, um die Funktionäre, um die Leute bei Deutscher Galopp oder wo auch immer. Es ist doch klar: wenn immer die gleichen Personen Entscheidungen treffen und wenn dies, wie das eine oder andere Mal in der Vergangenheit, teilweise noch nicht einmal gute Entscheidungen sind, kommt man nicht voran. Die Zeiten ändern sich aber. Ebenso wie die Gewohnheiten. Die Besucher haben beispielsweise andere Erwartungen als noch vor Jahren an unseren Sport. Wenn man diese allerdings nicht kennt, wird es schwierig.
Ein stetiger Prozess der Verjüngung
Die Verjüngung darf nicht so gestaltet sein, dass ein paar neue Leute auf der Bildfläche erscheinen und danach bleiben diese für 30 Jahre oder so am Ruder. Es muss ein stetiger Prozess sein. Ansonsten wird es schwierig mit der Zukunft. Mit so einer Verjüngung sollen nicht die Leistungen sowie die Fähigkeiten von bisher aktiven Menschen geschmälert werden, das möchte ich ausdrücklich betonen. Mit neuen Leuten kommen aber halt auch immer neue Ideen. Und die sind wichtig.
Eine große Bandbreite
Jeder Sport und jede Art von Event ist extrem schnelllebig. Wenn etwas veraltet ist, wenn man in einer alten Zeit kleben bleibt, bekommt man Schwierigkeiten. Neue Ideen bedeuten gleichzeitig, dass man näher an der Zeit dran ist, also weiß, was die Menschen verlangen. Ein gutes Thema sind hier die Übertragungen der Rennen. So wie sie früher waren, entfalten sie keine Wirkung mehr. Oder die Gastronomie. Mit dem gleichen Angebot wie vor 30 Jahren kommt man nicht weit. Worauf steht das Publikum, ist die entscheidende Frage. Die Bandbreite muss groß sein.
Junge Fans müssen her
Es ist doch so: wenn wir uns nur auf diejenigen verlassen, die ohnehin kommen, sterben uns irgendwann die Zuschauer weg. Kümmern muss man sich darum, dass neue Menschen und junge Fans auf die Bahnen kommen. Und die müssen bleiben. Dazu sind neue Wege notwendig. Zu dieser Erkenntnis gehört aber, dass Ideen auch durchgesetzt werden, die von jemanden kommen, der noch nicht so lange dabei ist. Das fehlt mir persönlich. Die Stichworte sind Internet, Marketing Strategien. Man könnte an dieser Stelle viele weitere nennen. Man hat manchmal das Gefühl, dass doch lieber der Weg von früher bestritten wird und das kann nicht gut sein.
Von der Erfahrung profitieren
Es sollen wie gesagt keine Leistungen geschmälert werden. Man muss auch von dem profitieren, was früher war. Alles muss von beiden Seiten angegangen werden. Man muss dabei aber immer nach vorne denken. In unserem Sport gibt es so viele junge und ältere Menschen, die einfach nur besser zusammenarbeiten müssen. Das gilt für alle Bereiche. Diese Zusammenarbeit muss natürlich kontinuierlich geschehen.
Stillstand ist Rückschritt.
Ich bin überzeugt: Stillstand ist Rückschritt. Man muss nach vorne blicken, hat eigentlich gar keine Wahl. Und das geht nur mit neuen, teils revolutionären Strukturen. Wir müssen einfach einiges besser auf die Reihe bekommen. Da könnte man viele Themen nennen. Wieso schaffen wir es in Deutschland zum Beispiel seit so vielen Jahren nicht, eine vernünftige Sandbahn zu bekommen? Das schaffen andere Länder doch auch. Sie wäre ein großer Fortschritt, nicht nur im Winter. Auch dazu muss es doch Ideen geben. Es gilt hier auch wieder, dass alles nicht mehr so sein sollte wie vor 30 Jahren.“
Christian von der Recke über Verjüngung
Das Thema in diesem Artikel für den RaceBets Blog ist Verjüngung. Wir fragten unsere Botschafter, wie der Sport verjüngt werden kann. Im Grunde ist Christian von der Recke in diesem Falle der perfekte Ansprechpartner. Das hängt zum einen damit zusammen, dass er seit vielen Jahren dabei ist und dafür bekannt, eine eigene Meinung zu haben. Außerdem sitzt er im Vorstand des Verbands. Aber viel wichtiger ist, dass er weiß, wie man die nächste Generation für den Sport begeistert.
Zum einen, weil er selbst aus seiner Familie stammt, die bereits vor ihm erfolgreich im Sattel war. Sein Vater wurde sogar zu einem führenden Funktionär. Er war schon einmal Thema in einem solchen Artikel. Und zum anderen ist es ihm gelungen, seine beiden Töchter aufzubauen, um es einmal so zu formulieren. Die Zukunft für den von der Recke Stall scheint gesichert.
Einfach mal anders denken
„Das Thema Verjüngung ist wichtig. Grundsätzlich meine ich, dass man einfach mal anders denken muss als bisher. Etwas, das über einen langen Zeitraum funktioniert hat, funktioniert vielleicht immer noch. Aber bringt es einen auch weiter? Denn wenn man nicht mit der Zeit geht, hat man irgendwann die Gegenwart nicht mehr auf seiner Seite.
Auf den Rennbahnen muss man mit der Zeit gehen
Ich denke zum Beispiel, dass es mittlerweile angebracht ist, auf einer Rennbahn auch mal einen Stand für Cocktails zu haben und nicht nur das durchschnittliche Angebot, das man seit Jahren kennt. Es kann auch eine gute Idee sein, nach einer Veranstaltung ein Konzert zu veranstalten. Es muss allgemein viel mehr Hand in Hand gehen. Es geht nicht nur noch um die Pferde. Natürlich bleiben die am wichtigsten, doch es muss mehr geben. Ansonsten bekommt man keine nötige Aufmerksamkeit, auch in den Medien.
Anderes Publikum gewinnen
Wir kommen nicht darum herum, ein anderes Publikum zu gewinnen als diejenigen, die sowieso kommen. Und das ist nicht einfach. Nur mit ein paar Prominenten geht es nicht. Auch bei diesem Thema muss man mit der Zeit gehen. Nichts gegen zum Beispiel einen Roberto Blanco, aber wenn mir der als großer Prominenter auf einer Bahn verkauft wird und dann glaubt man, dass die Leute nur so zu der Veranstaltung strömen, dann hat man den Schuss nicht gehört. Den kennt man heutzutage doch gar nicht mehr, oder besser gesagt nur die Alten wissen noch wer er ist. Ich könnte viele weitere Beispiele nennen.
Veränderung ist wichtig
Es muss also was passieren, aber dies meist anders, als viele Verantwortliche es denken. Verändern wir uns nicht, funktioniert das alles nicht mehr lange. Ob wir nun noch mehr bieten als ein paar Rennen oder wirklich bekannte Prominente bei einer Siegerehrung – das kann nicht alles sein. Aber es ist ein Weg, um vielleicht ein jüngeres Publikum anzuziehen. Neue Leute müssen begeistert werden und auf die Bahnen kommen. Das führt dann auch zu einem Interesse in anderen Ebenen. Der eine will vielleicht Besitzer werden oder selbst reiten. Manche engagieren sich in einem Rennverein und so weiter. Eine Verjüngung ist in allen Bereichen in unserem Sport von Bedeutung. Also auch wenn es um Reiter, Trainer, das ganz normale Personal in den Ställen geht. Oder um die Funktionäre in den Rennvereinen und bei Deutscher Galopp.
Die Familie von der Recke
Bei mir persönlich ist allgemein bekannt, dass ich aus einer Familie komme, die sich schon immer für diesen Sport begeistert hat. Mein Weg war also quasi in gewisser Weise vorgezeichnet. Natürlich ging aber nichts ohne eigenes Interesse. Das war bereits zuvor häufig Thema in den Artikeln im Blog.
Meine beiden Töchter Antonia und Alexa waren natürlich bereits als kleine Kinder bei mir im Stall. Sie kennen es gar nicht anders, haben mit der Zeit ein großes Interesse entwickelt und sind jetzt, wenn man so will, mit mir gemeinsam in führender Position. Irgendeiner ist immer von uns da und kann die nötigen Entscheidungen treffen. Eine Verjüngung setzt somit automatisch ein. Das lässt sich zwar nicht eins zu eins auf alle Bereiche des Sports anwenden, aber es zeigt zumindest eines: Wenn man Personen mit Interesse hat, muss man sie fördern. Alles andere ergibt sich dann von selbst.“
Live-Stream bei RaceBets ansehen
Marco Klein: „Mit Besitzergemeinschaften junge Leute ansprechen“
Sie sind die Kunden der Zukunft – junge Menschen, Familien mit ihren Kindern. Mit umfangreichen Rahmenprogramm versuchen Rennvereine, auch neben den Rennen einiges zu bieten und neues Publikum anzulocken. RaceBets-Botschafter und Erfolgstrainer Marco Klein schildert, wie aus seiner Sicht der Rennsport verjüngt werden kann.
„Die alten Zeiten kommen nicht wieder“
„Grundsätzlich gilt, dass durch junge Leute auch junge Menschen an den Rennsport gebracht werden können. In Deutschland ist das Problem, dass viele ältere Aktive, ob Trainer oder Rennvereins-Vorstände oder viele Jahre im Dachverband tätige Personen gerne an Althergebrachtem festhalten möchten. Da bestehen noch alte Denkmuster, die überholt sind. Und eines ist klar, die alten Zeiten werden nicht wiederkommen.
Man muss innovativ sein, hierfür bieten sich Besitzergemeinschaften an. Denn einzelne Personen, die sich Rennpferde allein leisten können, werden immer weniger werden. Das ist halt eine finanzielle Frage.
Entsprechend gut vernetzt sollte man sein. Hier sind wir alle gefragt, als Trainer, Besitzer oder Rennverein. Es gilt, gezielt junge Menschen anzusprechen, im Bereich des Sponsoring oder dem Sektor neue Besitzer. Ein Beispiel ist die Next Generation. Auch die Mitglieder sind gut vernetzt. Das kann sehr gut funktionieren.
„Verjüngung in den Funktionärsbereichen“
Die Funktionärsbereiche, die Vorstände, sie müssen sehr stark verjüngt werden. Es bringt niemandem etwas, wenn man Dinge wie das Marketing eines Rennvereins oder Verbandes so macht wie vor 30 Jahren.
Es fällt auf, dass gerade bei älteren Trainerkollegen auch viele ältere Besitzer sind. Hier müssen wir uns auch auf Aktivenseite verjüngen. Schade ist, dass viele den Untergang verwalten oder viel jammern. Jeder erwartet eine heilbringende Botschaft aus Köln. Aber das ist zu kurzsichtig.
Positive Beispiele Hannover und Mannheim
Dabei gibt es einige erfreuliche Beispiele, wie Hannover oder Mannheim. Bei uns hatten wir einen Renntag für die Sportvereine der Region. Diese Menschen kann man sehr gut einbinden. Man muss sich auch mal von gewissen Traditionen lösen. Verbohrte oder engstirnige Denkweisen darf es nicht geben. Sonst hat man keine Chance.
Inzwischen sieht man auf einigen Rennbahnen ja auch mehr junges Publikum. Das gilt aber nur für Bahnen, die auch etwas dafür tun. Man darf nicht nur die Leute in den VIP-Bereichen hofieren, sondern sollte jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich mehr mit diesem Sport vertraut zu machen.
Ich sage nicht, dass man auf Erfahrung verzichten sollte, die Mischung macht es. Dennoch ist man gut beraten, sich in allen Positionen und Verbänden zu verjüngen.“