Inhaltsverzeichnis:
Sibylle Vogt: Booking the jockey: „Balance und Bewegungsgefühl sind wichtig“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur: Ein Jockey wird gebucht | Weiterlese |
Christian von der Recke über das Thema Jockeybuchung | Weiterlese |
Marco Klein: Booking the jockey: „Das Gefühl ist entscheidend“ | Weiterlese |
Sibylle Vogt: Booking the jockey: „Balance und Bewegungsgefühl sind wichtig“
Sie ist bereits Deutschlands aktuell beste Rennreiterin und hat sich in einer Männerdomäne schon fest etabliert: Sibylle Vogt mischt seit einigen Jahren die Szene hierzulande auf und sorgt immer wieder für Furore.
Doch welche Fähigkeiten oder welche Persönlichkeit sollte aus ihrer Sicht ein Top-Jockey besitzen? Und was zeichnet internationale Stars wie Frankie Dettori oder Christophe Soumillon aus. Exklusiv auf dem Blog berichtet die RaceBets-Botschafterin darüber.
Auch Kraft und Ausdauer spielen eine Rolle
„Die Fähigkeit eines guten Jockeys muss natürlich sein, sich bewegen zu können. Er braucht eine entsprechende Balance, ein Bewegungsgefühl, und natürlich dürfen auch Kraft und Ausdauer nicht fehlen.
Ein Jockey muss sich auf das Pferd einlassen können. Ohne ein gutes Gefühl geht nichts. Wenn man kein Pferdemensch ist, wird es sehr schwer. Denn Pferd und Reiter sind Partner, speziell im Rennen.
Vorbereitung auf das Rennen muss sein
Außerdem sollte man sich vor einem Rennen mit seinem Pferd und den Gegnern beschäftigen. Wer ist genannt, was sind die Eigenheiten der Rennbahn, wie ist der Boden? Das alles sind sehr wichtige Fragen, die über Erfolg oder Misserfolg mitentscheiden können.
„Soumillon kommt nicht entfernt an Dettori heran“
Natürlich spielt auch die Erfahrung eines Jockeys eine Rolle. Für mich kommt beispielsweise ein Christophe Soumillon nicht entfernt an Frankie Dettori heran. Da liegen in meinen Augen zehn Klassen dazwischen.
Man darf nicht übersehen, dass Dettori über 50 Jahre alt ist und sich alles andere als verschlechtert hat. Das zeigt schon ein Blick auf seine Statistik und Erfolge. Es ist bemerkenswert, welche Balance und welche Dynamik er auf dem Pferd hat. Wie wenig er ein Pferd stört, und welche Übersicht im Rennen er besitzt, ist einfach unfassbar.
Ich hatte das Glück, in Saudi-Arabien bei dem Jockey-Wettbewerb schon Kontakt mit ihm zu haben. Er ist wie die meisten Top-Leute auf dem Boden geblieben. Gerald Mossé und Olivier Peslier haben ebenfalls viel Klasse. Das merkt man schon, wenn man sich mit ihnen unterhält. Sie gehen mit den Pferden und auch mit den Besitzern vernünftig um, sind Sportler, die auch mit dem Publikum und den Medien interagieren. Und sie wissen die Pferde besonders zu schätzen.“
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Maxim Pecheur: Ein Jockey wird gebucht
Unser Botschafter Maxim Pecheur muss, wie er in mehreren Artikeln in diesem Blog darlegte, sich in jeder Woche eigenständig um seine Ritte bemühen. Denn einen Manager hat er nicht, dieses Thema betreffend verweisen wir auf den letzten Artikel auf unserer Seite. Was konkret das Thema Jockeybuchung betrifft, gibt es einiges zu sagen. Und das geschieht im nachfolgenden Text.
Der Dienstag ist wichtig
„Das Thema Jockeybuchung ist für uns Jockeys kein einfaches, aber es ist ungemein wichtig. Wir müssen uns um unsere Ritte kümmern, sie also suchen. Und dabei müssen wir strategisch vorgehen. Zum einen muss man viel telefonieren, was schon ein Aufwand ist und relativ kompliziert, auch wenn sich das viele anders vorstellen. Die meisten Anrufe macht man am Dienstag. Man muss damit leben, dass man Ablehnung erfährt. Es kann also unerfreulich und unangenehm sein. Nicht jeden Ritt, den man haben möchte, bekommt man auch.
Strategisch denken
Vieles muss bedacht werden. Das beginnt beim eigenen Stall, für den man Verpflichtungen hat und auf den man Rücksicht nehmen muss. Mit „strategisch vorgehen“ meine ich aber vor allem, dass ich mir überlegen muss, ob ich tatsächlich einen chancenreichen Ritt annehme und gleichzeitig anderen potentiellen Kunden, also Trainern und Besitzern, absage, obwohl ich für die auf die gesamte Saison gerechnet wesentlich mehr Chancen habe und in den Sattel steigen kann. Ich bin der Meinung, dass man langfristig denken muss.
Entscheidungen treffen
Interessenskonflikte sind an der Tagesordnung. Zum Beispiel wenn es parallele Veranstaltungen gibt und man sich überlegen muss, wo man hinfährt. Oder wenn mehrere Pferde, die man eigentlich reitet, im gleichen Rennen antreten und man sich für eines entscheiden muss. Das Bauchgefühl kann entscheidend sein oder die objektiv betrachtet besseren Chancen. Oft muss man aber einfach diplomatisch sein und vorausschauend denken. Also lässt man auch mal gute Chancen liegen und weiß dies sogar.
Langfristig zusammenarbeiten
Eine Zusammenarbeit über die gesamte Saison hat den Vorteil, dass ich leichter an Ritte für die entsprechenden Trainer komme. Als Folge muss man dann auch gelegentlich in Kauf nehmen, dass man nicht mit jedem Pferd siegreich ist. Manche müssen noch lernen, bei anderen geht es um die Marke. Wenn ich dennoch einen Ritt annehme, habe ich später dann hoffentlich auch die Chance, beim Sieg im Sattel zu sitzen. Denn es ist ja auch auf der anderen Seite so, dass Trainer und Besitzer gerne bei Reitern bleiben und diese nicht ständig wechseln. Ich hatte und habe einige Trainer, für die ich regelmäßig geritten bin bzw. reite. Markus Klug natürlich, aber auch Karl Demme, Lucien van der Meulen, zuletzt Bohumil Nedorostek. Man muss sich auf Gegenseitigkeit verlassen. Immer die beste Chancen zu suche, führt dazu, dass man bald alleine dasteht.
Jockeybuchung aus dem Ausland
Was ist die Tatsache betrifft, dass vor allem für größere Aufgaben gerne mal namhafte Reiter aus dem Ausland eingeflogen werden, habe ich eine klare und eindeutige Meinung. Sowohl was Zucht als auch Training und natürlich uns Jockeys betrifft, haben wir in Deutschland trotz aller Problematik in unserem Sport ein hohes Niveau. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen. Wir haben doch kürzlich erst gesehen, dass unsere besten Reiter international mehr als nur mithalten können, als mein Freund Rene den Arc gewann. Adrie, Eddie, Filip, Andrasch – sie alle sind oder waren international erfolgreich. Auch mein Kollege Martin Seidl hat bei seinen Ausflügen nach Australien und nach Südafrika in der Gruppe 1 geritten und er war dort erfolgreich.
Gegenseitig unterstützen Natürlich sind die Kollegen Dettori, Soumillon, Buick und wie sie alle heißen tolle Jockeys, die viele Erfolge vorweisen können. Aber ob sie wirklich so viel besser sind wie wir und beispielsweise einen Sieg garantieren, das möchte ich nicht beurteilen. Frankreich ist ein gutes Thema in diesem Zusammenhang. Trainer Henri Alex Pantall schickt bekanntlich immer wieder Pferde nach Deutschland. Und es kommt nur selten vor, dass kein eigener Reiter mitkommt. Das müssen nicht unbedingt große Namen sein, aber man gibt den eigenen Leuten eine Chance. Ich finde genau so muss es sein. Wir sollten an unsere Leute glauben und gegenseitig unterstützen. Wir deutschen Jockeys bleiben dem Sport meist noch länger erhalten. Die großen Jockeys aus dem Ausland sind direkt wieder weg. Was ich weiter oben über strategisch Denken geschrieben habe, passt auch hier, nur aus der anderen Perspektive.“
Christian von der Recke über das Thema Jockeybuchung
Nach welchen Kriterien bucht ein Trainer einen Reiter? Wie unterscheiden sich die einzelnen Jockeys? Was macht man, wenn man den gewünschten Mann oder die gewünschte Frau nicht buchen kann? Diese und weitere Fragen beantwortet unser Botschafter Christian von der Recke in diesem Artikel. Natürlich hat er jahrelange Erfahrung mit diesem Thema. Er ist dafür bekannt, dass er die besten Reiter für seine Pferde verpflichten will. Aber er gibt auch dem Nachwuchs eine Chance.
Ein Reiter muss auf das Pferd passen
„Die erste Frage aus Sicht eines Trainers bei der Buchung von Reitern ist natürlich, ob man die passenden am Stall hat. Wenn dies nicht der Fall ist, muss man sie suchen. Ich überlege mir sehr genau, wen ich anfrage. Dafür gibt es verschiedene Kriterien. So ist mir zum Beispiel wichtig, dass der Reiter auf das Pferd passt. Natürlich gibt es unkomplizierte Pferde und Reiter, die man bedenkenlos draufsetzen kann. Aber bei schwierigen Kantonisten ist das eine andere Geschichte. Manche sind mit einem Mädel besser, andere brauchen eine harte Hand.
Welche Jockeys stehen zur Verfügung?
Am besten ist es natürlich, wenn man eine freie Auswahl an Reitern hat. Auf manchen Bahnen und wenn parallel keine Veranstaltung stattfindet, ist dies der Fall. Bin ich im Ausland, nutze ich meist die vor Ort beschäftigten Jockeys. Ich sage immer, dass ich bei einer Reise zum Beispiel nach Rom ja auch keinen Taxifahrer von zu Hause mitnehme.
Erlaubnisreiter nicht grundsätzlich
Es ist schwierig pauschal etwas in Sachen der Buchung von Reitern zu erklären. So bin ich zum Beispiel nicht der Meinung, dass man unter allen Umständen jedes Kilo sparen sollte in dem Sinne, dass ich halt immer einen Nachwuchsmann oder eine Nachwuchsreiterin drauf setze und dann beispielsweise drei oder fünf Kilo weniger habe. Wenn das Pferd schwierig ist, wird die Reiterin oder der Reiter nicht klarkommen. Also nehme ich lieber einen erfahrenen Jockey und dafür mehr Kilo in Kauf. Ein Pferd, bei dem ich diese Überlegung aktuell anstellen muss, ist Redemptorist. Dem muss man jeden Meter abzwingen, mit einem unerfahrenen Reiter ist das schwierig.
Eindruck aus dem Training
Manchmal holt man den Jockey zum Stall, damit er das Pferd im Training kennenlernt. Das hat aber nur Sinn, wenn dieses im Training auch tatsächlich die volle Leistung zeigt. Der Jockey hat ansonsten vielleicht keine Meinung und meint, dass es schlecht gearbeitet hat. Und schon kann man ihn nicht mehr buchen.
Die Kilos und die Bahn als Kriterien
Ich muss aber nicht nur darauf achten, ob Reiterin oder Reiter zu einem Pferd passen – also meiner Meinung und Beobachtung nach. In diesem Fall ist auch das Gewicht wichtig, wenn es um viele Kilo geht, nehme ich eher einen schwereren Reiter als eine 50 Kilo Reiterin, die dann viel Blei mitnehmen muss. Die Bahn ist ebenfalls entscheidend. Nimmt man zum Beispiel Mannheim, Saarbrücken oder Honzrath oder so werde ich die führenden deutschen Jockeys nicht buchen können. Die steigen dort nämlich gar nicht erst in den Sattel. In Bad Harzburg habe ich vielleicht keine Priorität für einen Adrie de Vries, weil er mit der Bahn nicht so vertraut ist wie andere. Das kann man auch auf andere Bahnen und andere Reiter anwenden. Hier geht es nicht um die Qualität der Jockeys, sondern um das gesamte Konstrukt.
Vorbild Mark Johnston
Mein englischer Kollege Mark Johnston macht das beispielsweise alles genauso. Der bucht auch immer die Reiter, die zu speziellen Bahnen passen und schließt dann vielleicht auch mal einen Spitzenmann wie Joe Fanning aus, wenn es beispielsweise um die Rennen in Chester oder so geht.
Ein Beispiel
Manchmal ist das mit den Überlegungen gar nicht so einfach. Ich kann von einem Fall aus dem letzten Jahr berichten, der durchaus ein wenig amüsant war. In Hamburg gewann André Best mit Orihime. Die Stute sollte im Anschluss einen Start in Waregem bestreiten und ich fragte die Besitzerfamilie Alck, ob ich wieder André Best buchen soll oder lieber die mit der Bahn vertraute Anna van den Troost. Die Antwort war: ja, so machen wir das. Und ich wusste immer noch nicht, was ich machen soll. Ich fragte wieder und es war genau wieder die gleiche Antwort. Ich fand dann heraus, dass ich einfach machen soll, was ich für richtig halte, sie würden meine Entscheidung gutheißen. Mit dem Zusatz: „Wir sagen dir dann hinterher, ob es gut war.“ Naja, ich buchte die Anna und wir haben gewonnen. Das heißt aber nicht, dass wir mit Andre Best nicht erfolgreich gewesen wären. Das weiß man natürlich nicht. Es war keine Aktion gegen den Reiter, sondern eine allgemeine Überlegung.
Der aktuelle Fall Sherin
Grundsätzlich gilt, dass man von Pferd zu Pferd und von Ort zu Ort immer wieder neu entscheiden muss. Verschiedene Kriterien müssen wie beschrieben beachtet werden. Manchmal ist es gut, wenn ein Reiter das Pferd gar nicht kennt. Ich habe nach dem Sieg von Sherin in Baden-Baden gegenüber der Sport Welt gesagt, dass es meiner Meinung nach gut war, dass Lukas Delozier nicht wusste, wie diese Stute im Training ist. Dann hätte er sie nicht mit so viel Vertrauen geritten. Denn sie ist eigentlich extrem schwierig und schwer zu reiten. Meine Bemerkung fand die Besitzerin durchaus ein wenig frech, aber ich steh dazu. Er hätte ganz anders reagiert mit mehr Hintergrundwissen.“
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Marco Klein: Booking the jockey: „Das Gefühl ist entscheidend“
Schon an den Tagen vor einem Rennen fällt eine Vorentscheidung, denn dann wird von einem Trainer in aller Regel der Jockey gebucht. Manche Betreuer haben ihre eigenen Stalljockeys, andere sondieren, wer auf dem Markt verfügbar ist. Kriterien sind dafür natürlich die Qualitäten, die ein Reiter mitbringt.
Was sollte einen nationalen Top-Jockey auszeichnen? Und was sind die Gründe dafür? Exklusiv auf dem Blog berichtet RaceBets-Botschafter Marco Klein in dieser Woche darüber.
„Grundsätzlich habe ich ja mit Tommaso Scardino einen guten Stalljockey, den meine Besitzer und ich einsetzen können. Das ist ein Riesenvorteil, denn er kennt die Pferde ja aus der Arbeit und weiß über ihre Eigenarten bestens Bescheid. Das hat für mich oberste Priorität.
„Auf ein Pferd einstellen“
Ansonsten muss man von einem Top-Jockey erwarten können, dass er sich auch beim ersten Ritt auf ein Pferd einstellen kann und er nicht ein Rennen braucht, um zu wissen, wie er mit ihm umzugehen hat.
Natürlich gebe ich als Trainer einem Reiter die Order mit, aber wenn der Rennverlauf sich anders entwickelt als ursprünglich erwartet, dann sollte man erwarten können, dass sich der Jockey auf die neue Situation einstellt. Bei guten Jockeys klappt das auch oft.
Ich habe auch schon beobachtet, dass ein Ritt in einem Grupperennen oder sogar gegen die Order war und der Trainer unterwegs dachte, das geht doch gar nicht. Und dann hat das Pferd doch gewonnen.
„Die fünf Peitschenschläge nicht ausreizen“
Sehr wichtig ist, dass der Reiter sich auf das Pferd einstellt. Mir ist es lieber, wenn er früh nur mit den Händen reitet, wenn ein Pferd auf den Stock nicht anspricht. Man sollte auf keinen Fall die fünf erlaubten Schläge ausreizen. sondern lieber mit Gefühl und den Händen das Pferd unterstützen.
Es macht in meinen Augen einen Spitzenjockey nicht aus, dass er bis Fünf zählen kann, sondern dass er ein Pferd mit den Händen nach vorne bringt. Außerdem muss ein Jockey ehrlich sein. Eine Aussage bekommt man ja immer, doch selten hört man, ich habe das Pferd verknallt. Ein Reiter sollte auch bis zum Zielpfosten weiterreiten, wenn das Pferd noch Chancen besitzt und nur dann vorher aufhören, wenn ein gesundheitliches Problem besteht.
Internationale Starjockey wie Lanfranco Dettori oder Christophe Soumillon haben eine Unmenge an Rennen gewonnen, da sie die genannten Fähigkeiten besitzen und ein besonderes Gefühl für Pferde haben.
Hohe Meinung von Bauyrzhan Murzabayev
Unser Champion Bauyrzhan Murzabayev ist zwar noch ein junger Mann, aber auch er hat das besondere Gefühl. Bei etlichen anderen Top-Jockeys muss man sagen, dass sie ja meistens auf den Top-Favoriten sitzen und nur zu verwandeln brauchten, das zeugt nicht von großer Kunst. Aber Bauyrzhan brachte auch Pferde, die nicht unbedingt zum Sieg standen, nach vorne.
Die Beständigkeit ist mir bei einem Jockey wichtig. Seine Klasse richtet sich nicht danach, dass er große Rennen gewinnt, sondern hat mit vielen Faktoren zu tun. Außerdem müssen sie sauber bleiben und keine sonstigen Hilfsmittel verwenden.
Sehr gerne sehe ich übrigens, wenn ein Reiter vom Pferd absitzt, wenn es an der Startstelle zu lange dauert, er schont damit das Pferd, wenn er es nur führt.“