Es gibt nur wenige Sportarten, die so international sind wie der Galopprennsport. Da treffen sich Pferde aus den verschiedensten Ländern auf den unterschiedlichsten Rennbahnen mit Jockeys, die aus den unterschiedlichsten Regionen oder sogar Erdteilen stammen. Selbst auf der Sandbahn im Winter ist das so.
Natürlich gehen hier nicht die Cracks aus Frankreich oder England an den Start, aber dafür sind die Benelux-Länder immer wieder stark engagiert auf dem deutschen Dirt. Auch am Montag in Dortmund, wenn man sich ausnahmsweise mal an einem Abend in Wambel trifft. Sechs Rennen stehen ab 17:30 Uhr an. Der Grund ist simpel: Am Sonntag zuvor wird in Paris-Vincennes mit dem Prix d‘ Amerique das bedeutendste Trabrennen der Welt um eine Million Euro Preisgeld ausgetragen. Es handelt sich um eine besonders geschützte Rennveranstaltung, denn kein anderer Veranstalter soll vom Geschehen dieses Events ablenken, und so ist am Sonntag auch kein deutscher PMU-Termin denkbar und man konzentriert sich mit Dortmund auf den Montagabend.
Der Sport kann sich durchaus sehen lassen, mit Ladykiller startet sogar ein Gruppesieger in einem Maidenrennen, denn er bekommt Kondition für einen möglichen Auftritt in Saudi-Arabien. Als einziges deutsches Pferd erhielt er auch eine Nennung für den Dubai World Cup-Tag, genauer gesagt für den Dubai Gold Cup. Höhepunkt ist ein Ausgleich III über 1.200 Meter. Auf dieser Distanz hängt vieles von einer guten Startnummer und einem gelungenen Beginn ab. Wer einen schnellen Antritt hat, der sorgt häufig schon auf dem ersten Wegstück für eine gewisse Vorentscheidung.
Wir stellen Ihnen die Teilnehmer im einzelnen hier vor.
Esprit de Corps: England-Import aus einem Formstall. Schwer zu taxieren, muss allerdings sehr viel Gewicht tragen.
Eternal Summer: Hat nach dem Maidensieg im Mai 2019 in ParisLongchamp nicht mehr viel verraten, Grasbahn-Form in Mülheim war auch schwach, daher gegen etliche Formpferde nur Außenseiterin und zu hoher Quote unterwegs. Wurde auch noch nicht von der guten Stallform Jean-Pierre Carvalhos erfasst.
Khamry: Kam im Vorjahr aus England nach Bremen in Training, gelungen ist ihm seither noch kaum etwas, nur mit viel Phantasie zu wetten. Wir ziehen andere Kandidaten vor.
Naqdy: Wurde in Mülheim genau im Ziel noch hauchdünn abgefangen, Sandbahn-Form zuvor war schwächer, kann aber genug. Distanz ist noch kürzer und wirft ein kleines Fragezeichen auf, gehört aber sicherlich zu den chancenreichen Pferden, zumal auch die Stallform beim Besitzertrainer-Champion aus den Niederlanden bestens ist.
Magic Quercus: Ein Dauergast auf der Dortmunder Sandbahn, landete gerade den verdienten Sieg, mit Aufgewicht wird es kniffliger, aber dennoch ein Kandidat für die engere Wahl.
Dolokhov: Hatte man nach guten Vorformen auf Gras in Mülheim deutlich mehr zugetraut, könnte am schweren Boden gescheitert sein, Ritt war auch wenig offensiv, war allerdings bisher auf deutlich längeren Distanzen zu Hause, ist nicht zu unterschätzen.
Rollicking: Sorgte in Mülheim für eine Sensation, als sie ganz zuletzt noch Naqdy hauchdünn abfing, Sand-Form zuvor war schwächer, aber auch mit Aufgewicht und mit ihrer Siegreiterin im Sattel wieder gefährlich.
Sea Ess Seas: Feierte in diesem Winter schon zwei Treffer auf dieser Bahn, lief auch jüngst wieder stark, ohnehin ein sehr beständiges Pferd, das erneut zum Zuge kommen könnte.
Tikthebox: Antrittsschneller Gast aus den Niederlanden, war vor Mitbewerbern hier wieder stark unterwegs, nähert sich einem Volltreffer, Pflicht auf dem Wettschein.
Latino: Konnte den Neuss-Sieg noch nicht bestätigen, man versucht es nun auf einer Minimaldistanz, auf Dauer sollte er noch Reserven besitzen, muss aber gegen einige Spezialisten heran.
Wieder viele Fuhrmann-Chancen
Der Mörser Erfolgstrainer Frank Fuhrmann will in diesem Jahr sogar im Championats-Kampf angreifen. 2019 war eine sensationelle Saison für den Betreuer, denn er schaffte es auf Rang vier der Statistik, was so wahrlich kaum jemand erwartet hatte. Sein Erfolgsrezept: Er erwirbt bei Auktionen in England günstig Pferde und steigert sie in aller Regel enorm. Schon etliche Seriensieger waren dabei. Man denke nur an Casinomaster, der bei der Derby-Woche 2019 in Hamburg gleich zweimal gewann, oder die wie er fünfmal im vergangenen Jahr siegreiche Circuskind. Für eine Sensation sorgte kürzlich in Mülheim die sträflich unterschätzte Rollicking. Auch bei der Montagsveranstaltung in Dortmund greift der Trainer groß an. Hier eine Analyse seiner Chancen.
Die Hoffnungen von Trainer Frank Fuhrmann am 27.1. in Dortmund:
2.Rennen: Rollicking: England-Import, den man zuletzt in Mülheim kaum auf dem Schein hatte. Doch zu einer Mega-Quote offenbarte die Stute gewaltigen Kampfgeist und setzte sich knapp in Szene. Trotz Aufgewichts ist eine Wiederholung nicht ausgeschlossen, zumal wieder die Schweizer Amazone im Sattel sitzt, die schon beim Erfolg ihre Partnerin war.
3.Rennen: Gin Bramble: Lief beim Deutschland-Debüt ins Mittelfeld, das war durchaus eine brauchbare Vorstellung, denn die meisten vorherigen Leistungen in Irland waren wesentlich schwächer gewesen. Wäre nicht der erste ähnliche Fuhrmann-Fall, der schnell gewinnt. Zumindest ein Platzgeld ist möglich. Reiter ist natürlich stark.
3.Rennen: Archie’s Sister: Neues Pferd aus England, das dort auf weiten Distanzen unterwegs war. Sollte man vielleicht erst einmal beobachten. Nach Reiterverteilung wohl nicht die Nummer eins im Fuhrmann-Aufgebot.
3.Rennen: Matilda Bay: Wurde bisher noch nicht so recht von der Form des Quartiers erfasst und wartet nach 16 Versuchen immer noch auf den ersten Sieg. Beim vorletzten Start war ein Ansatz fällig, auf dem es aufzubauen gilt. Mit der guten Reiterin ein Pferd für die Überraschung.
4.Rennen: Bobby’s Charm: Im Dezember beim letzten Neusser Renntag erfolgreich. Bestätigte die Form anschließend hier, aber nicht auf Gras in Mülheim. Mag also die Sandbahn und kommt daher erneut für eine vordere Platzierung in Betracht.
4.Rennen: Elikapeka: Hat einigen Anlauf benötigt, aber beim vorletzten Start hier eine sehr gute Vorstellung abgegeben. Die schwächere Leistung aus Mülheim sollte kein Maßstab sein. Darf man nun bestimmt nicht mehr auslassen. Sogar ein Erfolg wäre alles andere als eine Überraschung. Frank Fuhrmann hat schon häufig mit ähnlichen Fällen gepunktet.
6.Rennen: Isle of Shadows: Wirkte bei beiden Deutschland-Auftritten noch sehr rückständig, das kann nur besser werden, doch nur mit viel Phantasie zu wetten.
6.Rennen: Don’t Tell Dandy: Sorgte im Vorjahr in Hamburg für eine Überraschung, die Bestätigung blieb aus. Zeigte allerdings hier wieder einen leichten Ansatz mit Platz fünf, unweit hinter dem anschließend platzierten Prefect. Sand-Marke ist im Vergleich zu Gras günstig, darf man mit der talentierten Reiterin nicht mehr auslassen.
6.Rennen: Lexikon: Ist hierzulande bislang nahezu alles schuldig geblieben. Das wird eine sehr schwere Aufgabe.
6.Rennen: Sunbright: Wurde vor einer Woche in Dortmund angehalten. Hat zwei Starts zuvor einen kleinen Ansatz verraten. Vielleicht gelingt nun mehr, zumal Formpferde in der Unterzahl sind.
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