Unser Ambassador Christian von der Recke berichtet, wer der beste Hindernisjockey für ihn war: TonyMc Coy oder Ruby Walsh. In Deutschland kommt es nur ganz selten vor, dass ein Jockey überhaupt einmal nominiert wird für die „Sportler des Jahres“-Wahl, doch in England und Irland ist das ganz anders.
AP McCoy
Da wurde im Jahr 2010 Anthony Peter McCoy (von allen nur „Tony“ der „AP“ genannt) die BBC Sports Personality of The Year als erster Jockey und im Jahr 2013 die RTE Sports Person Of The Year in Irland. 2016 schlug ihn sogar Königin Elisabeth zum Ritter und er erhielt den Beinamen Sir.
Mit 4.358 Siegen und 20 Championaten von 1995/86 bis 2015 hintereinander war der 1974 geborene Tony McCoy einer der besten Hindernisreiter aller Zeiten, obwohl er mit 1,78 Meter für einen Jockey ausgesprochen groß ist. Fast jedes großes Rennen wanderte auf sein Konto, teilweise mit enormer Kampfkraft, eher er 2015 seine Karriere beendete. Seine bedeutendsten Erfolge waren im Cheltenham Gold Cup, dem Champion Hurdle, der Queen Mother Champion Chase, der King George VI Chase und dem Grand National 2010 auf Don’t Push It.
„Ruby“ Walsh
Auch Rubert, genannt „Ruby“ Walsh (Jahrgang 1979) zählte zu den ganz großen Sattelkünstlern im Hindernissport. Schon der Vater Ted Walsh war ein Amateurreiter, doch das Talent seines Sohnes war außergewöhnlich. Gleich beim ersten Versuch im Alter von 20 Jahren triumphierte er mit Papillon im Jahr 2000 im Grand National, den sein Vater trainierte.
Im selben Jahr siegte er auch im Irish Grand National mit Commanche Court, ehe 2004/05 sogar drei der vier National auf sein Konto wanderten, darunter das Aintree-Highlight mit Hedgehunter. Nach dem Karriereende von Tony McCoy warer der einzige aktive Reiter, der alle vier Nationals für sich entschied.
Zu seinen über 2.500 Siegen gehörten sage und schreibe 59 beim Cheltenham Festival, darunter Kauto Star im Gold Cup 2009, mit dem er stets ein Dream Team bildete. Der zwölffache irische Champion beendete am 1. Mai 2019 auf einen Schlag seine Laufbahn nach 24 Jahren im Sattel.
Unser RaceBets-Ambassador Christian von der Recke kennt beide Top-Hindernisjockeys bestens. Exklusiv auf dem Blog schildert er seine Meinung: Wer war der bessere Jockey, AP McCoy oder Ruby Walsh:
„Ohne Wenn und Aber war für mich Tony McCoy die Nummer eins. Er hat insgesamt 13 Sieger für mich geritten, darunter mit Barito und Translucid auch in besseren Rennen. Außerdem hatte ich persönlich einen engen Kontakt zu ihm, denn wenn ich mal für einen Doppelrenntag in England war, dürfte ich in seinem Haus wohnen.
Enorme Professionalität
Ich habe nie einen Menschen, erlebt, der den Sport so professionell ausgelebt hat wie McCoy. Ein Beispiel in Sachen Gewicht: Er hat in 20 Jahren als Jockey nie ein Pferd mit Mehrgewicht geritten, selbst wenn das deklariert gewesen wäre, da das Pferd seiner Meinung nach schlechtere Chancen gehabt hätte.
Ich hatte so eine Situation auch erlebt. Ich wäre bereit gewesen, ein Kilo Mehrgewicht für ihn zu akzeptieren, aber das war für ihn gar keine Diskussionsgrundlage.
Hinzu kam der unglaubliche Siegeswille vom ersten bis zum letzten Tag. Ich erinnere mich an einen Ritt für mich auf dem Pferd Wildbach. Sein Agent hatte damals gemeint, ich sollte lieber einen Reiter nehmen, der noch drei Kilo Erlaubnis hat, aber das wollte ich nicht, denn dann hätte Tony McCoy ja gegen mich geritten.
Also stieg er in den Sattel, das Pferd schien am vorletzten Hindernis restlos geschlagen zu sein, dann hat er es geschüttelt und wachgemacht und noch mit kurzem Kopf gewonnen. Schnell kam die Nachricht von seinem Agenten: „Sag jetzt nichts, ich weiß, was du sagen möchtest.“ Es ging in diesem Rennen um gerade einmal 2.800 Pfund Siegbörse.
Sehr beeindruckt hat mich auch sein Support für den Sport. Er hat sehr viele Charity-Aktionen gemacht, zum Beispiel für krebskranke Kinder. Und noch in diesem Jahr ist er bei einer Charity-Veranstaltung für Pat Smullen in den Sattel gestiegen, in einem Flachrennen gegen die Besten, wie O‘ Brien, Murtagh oder Darley. Und McCoy hat sie alle weggeputzt. Als er ein- bis zweihundert Meter vor dem Ziel vorne war, hätte er sich wohl lieber ein Ohr abgebissen als Zweiter zu werden.
„Walsh hatte die größere Ruhe“
Ruby Walsh hatte vielleicht die größere Ruhe. Bedingt durch seine Kombi-Tätigkeit für Willie Mullins und Paul Nicholls hat er wohl die besseren Pferde geritten. Sein Stil war grandios, mit sehr viel Vertrauen. Außerdem hat er viele Verletzungen weggesteckt, ob es die Entfernung der Milz oder Knochenbrüche waren. Aber aufgrund des persönliches Kontaktes war Tony McCoy meine Nummer eins von diesen beiden Jockeys.
Er hat auch immer zugehört, wenn man ihm die Order gegeben hat und genau so geritten wie erwartet. Egal ob es sich um Lebensdebütanten handelte, ihn hat das alles nicht gekümmert, er hat sie alle geritten. Es hat Spaß gemacht, mit so jemandem zusammenarbeiten, der solch eine Einstellung einen derartigen Siegeswillen hatte. Wir waren die ideale Kombinationen, denn beide wollten wir gewinnen.“