Champion des Jahrhunderts: Kandidat 1 – Torquator Tasso

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Es ist kein Wunder, dass Torquator Tasso am Ende in unsere Top-5 eingezogen ist – wir jedenfalls haben fest damit gerechnet. Schließlich ist es die jüngste Erinnerung an internationale Größe, die Turf-Deutschland besitzt und damit ist sie noch sehr frisch. Jeder von uns kann die Augen schließen und noch einmal den Moment erleben, in dem Torquator Tasso die Elite in Paris Longchamp bezwingt. Wie im Fall von Danedream war hier der Zufall ein großer Faktor, der immer dann auftritt, wenn Fortuna sich anschickt, so ein richtig großes Rennpferd zu küssen. In Torquator Tassos Fall fing das allerdings vor seiner Geburt an. Als Paul H. Vandeberg seine Zuchtstute verlor und daraufhin Gebhard Apelt vom Gestüt Schlenderhan um ein Pferd bat. Der hatte auch eine für ihn: Tijuana. Die hatte auf der Bahn nicht viel gezeigt. Der Rest ist Geschichte. Für mittleres Geld bei der BBAG zugeschlagen, ein schwungvoller Haken, der zu einem R zu viel wurde – und fertig war Torquator Tasso.

Ein großer Erfolg ist sicherlich dem Team rund um Trainer Marcel Weiß zuzuschreiben. Denn Tassolino, wie man ihn liebevoll im Stall nannte, war nie ein einfaches Pferd. Wenn es Blödsinn zu machen gab, war er stets vorne dabei, so richtig vorwärts ging er auch nicht, weswegen man ihm ein Führpferd verpasste – Gondano. Der alte “Gondi” bringt übrigens heute dem kleinen Bruder von Tasso das Schnelllaufen bei. Mit Gondano vor der Nase bekam Torquator Tasso dann auch Lust aufs schnelle Laufen. Sofern ihm denn der Reiter passte. Denn auch hier erwies sich der Hengst als wählerisch. Seinen ersten Auftritt in Mülheim gestaltete er wenig berauschend. Hier deutete sich bereits die nächste Marotte an. Torquator Tasso wollte vor seinem Rennen bitte Autofahren. Und zwar möglichst weit. Marcel Weiß sagte einmal: “Wenn er in Mülheim gewinnen soll, dann muss man mit ihm erst Mal ne Stunde herumfahren.” 

Torquator Tasso beim Hansa Preis in Hamburg

In Köln, bei seinem Debüt zeigte er dann gleich was er kann – er war schließlich gefahren. Dank Corona reichte die Leistung für das Derby, denn normalerweise wäre er dort mit seinem niedrigen GAG und ohne hochdekorierte Derbyvorprüfung gar nicht reingekommen. Der zweite Platz sprang dabei gegen In Swoop heraus, eine Leistung, die durch In Swoops zweiten Platz im Arc noch massiv aufgewertet wurde. In Baden-Baden musste er sich, dank Bummelrennen, zwei Pferden beugen, und es wurde auch klar – Bodenvorlieben darf man bei ihm nicht außen vor lassen. Der Gruppe 1 Sieg kam dann in Hoppegarten und mit einem zweiten Platz in München verabschiedete sich Torquator Tasso in die Saison. 2022 begann er wieder in Mülheim. Ohne Autofahrt. Zuhause war er jedoch nicht zum Schnelllaufen zu überreden. Und hier beginnt die Geschichte eines Dreamteams, denn ab jetzt wurde René Piechulek verpflichtet. Die beiden verstanden sich bestens, René kam mit dem Temperament des Fuchses gut klar und ließ sich auch nicht von seinen Mätzchen beeindrucken. 

In Baden-Baden sah man das Dreamteam beim zweiten Gruppe 1 Sieg, an dem kaum noch jemand zweifelte. Und damit war auch das Ticket für den Arc gelöst. Die internationale Rennsportwelt jedoch wusste weder, wer Torquator Tasso war, noch räumten sie ihm irgendeine Chance ein. Während in Longchamp der Regen fiel – etwas, das alle Adlerflüge lieben. Tarnawa, Hurricane Lane, Snowfall hießen sie Favoriten. Torquator Tasso stand am zweithöchsten im Feld. Nur Baby Rider stand höher. Den Arc Sieg hat jeder deutsche Rennsportfan noch im Ohr. In Frankreich ist man verwirrt, zeigt sogar wenige Sekunden das falsche Pferd. Man weiß nicht, wer Marcel Weiß oder René Piechulek überhaupt sind. Was ist das für ein Pferd? Was ist das für ein Team

Torquator Tasso mit der Siegerdecke des Qatar Prix de l'Arc de Triomphe, Muelheim, 15.11.2021
Torquator Tasso mit der Siegerdecke des Qatar Prix de l’Arc de Triomphe, Muelheim, 15.11.2021

Fünfjährig zeigte Torquator Tasso dann, dass er auch kämpfen konnte, wenn alles gegen ihn ist. Guter bis fester Boden war bekanntlich nie nach meinem Geschmack, doch in Ascot sollte er genau das antreffen, bei den King George & Queen Elizabeth Stakes im Juli. Da zeigte Tassolino, dass er sich das Herz rausreißt, wenn es sein muss, um sein Bestes zu geben. Jedenfalls für den richtigen Jockey. Als Zweiter kam er acht Längen vor dem Rest des Feldes ein – auf Pyledriver, der den Boden mochte, fehlte ihm allerdings ein bisschen. Doch auch ohne den zweiten Platz in Baden-Baden war klar: Mission Titelverteidigung. Platzregen in Longchamp. Beste Voraussetzungen. Wäre da nicht die Startboxverlosung, die komplett gegen Torquator Tasso war. Von fast ganz außen muss er den Kampf aufnehmen und er versucht es. Hauchdünn geht er als Dritter über die Linie und zeigt damit sein Kämpferherz. 

Dreimal Galopper des Jahres. Arc Sieger. Nur dreimal nicht im Geld. Torquator Tasso hat die Fahne für Deutschland hochgehalten. Mit uns ist immer zu rechnen. Vor allem dann, wenn es keiner tut. Und wenn ihr meint, dass Torquator Tasso das Prädikat: Champion des Jahrhunderts verdient, dann stimmt jetzt für ihn ab.

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