160.000 Mark kostete Monsun seinen Besitzer, Georg Baron von Ullmann, auf der Auktion. Vermutlich einer der besten Deals in der Geschichte der deutschen Vollblutzucht, wenn man sich ansieht, was später aus Monsun wurde. Aufgewachsen und gezogen war er im Gestüt Isarland, stammte vom Champion Königsstuhl und trug dieses Erbe in aller Welt hinaus. Aber von vorn. Monsun entstammte dem legendären 1990er Jahrgang, dem besten, den Deutschland je gesehen hatte, darin sind sich heutzutage alle einig. Deutschland hatte sich bis dahin massiv gewehrt, das Derby für Ausländer zu öffnen, doch 1993 sollte es zum ersten Mal soweit sein. Unter den 522 Nennungen, die daraufhin eintrudelten, befand sich auch Monsuns Name. Neunzehn Pferde waren es dann schlussendlich, die sich 1993 in Horn auf die Reise machten. Ein so gut geratener deutscher Jahrgang ließ ihnen jedoch keine Chance. Am Ende starteten nur drei von ihnen und sie spielten keine Rolle.
Dominiert wurde der Jahrgang zunächst von Kornado, der alle wichtigen Vorprüfungen, wie das Mehl-Mülhens-Rennen und die Union gewann, alle anderen wichtigen Testrennen, die es heute namentlich nicht mehr gibt, gewann Monsun. Und Favorit war Sternkönig, der “nur” Union-Zweiter war. Von Lando sprach da noch niemand, er hatte eindeutige Schwächen gegen Kornado und Monsun gezeigt, keiner rechnete mehr mit ihm. Als Monsun dann im Derby losmarschierte, dachte man bereits, dass der Hengst das Rennen in der Tasche hatte. Aber da war eben noch Lando. Und mit Rekordzeit gewann er das deutsche Derby – Pech für Monsun, der zwei Längen hinter ihm einkam und dank Monsuns Pacemaker Dark Canyon brach Lando noch Nereides 57 Jahre alten Rekord. Aber kein Grund bitter zu werden, Monsun war gerade erst warmgelaufen. Drei Gruppe 1 Rennen schnappte er sich, seine Bilanz: 23 Starts: 12 Siege – 5 zweite – 1 dritte Plätze.
Ein immer ehrlich, alles gebendes Pferd, das auch im Ausland eine gute Figur machte. In Frankreich war er Gruppe platziert, im Coronation Cup war der Boden nicht ganz nach seinem Geschmack, aber der Kämpfer verzauberte die Zuschauer, so wurde er gegen die starke Konkurrenz auch Galopper des Jahres. Zweimal trug er sich in die Siegerlisten des Preis’ von Europa ein, seine Gewinnsumme betrug stattliche 2.088.594 DM. Und man holte ihn heim, ins Gestüt Schlenderhan. Doch am Anfang, so unwahr, wie das heute klingen mag, wollte Monsun jedoch niemand. Gebhard Apelt, Gestütsleiter von Schlenderhan, musste den Leuten regelrecht hinterherlaufen, um ihnen Monsun “aufzuschwatzen”. Seine Bedeckhungszahlen in den ersten Jahren waren eher mickrig, gemessen an anderen Hengsten. Und der erste Jahrgang legte sofort Ehre für Monsun ein, denn Samum erblickte das Licht der Welt. Derbysieger und Sieger im Großen Preis von Baden. Man fing an, Monsun zu beachten.
Die Top-Nachkommen von Monsun sprechen für sich. Shirocco, Stacelita, Estimate, Manduro, Almandin, Fiorente, Protectionist … ganz gleich wo man hinguckt, Monsun schlägt ein. Und das ohne Northern Dancer Blut. In seinem Outcross-Pedigree zeigte er gute Leistungen mit Stuten aus vielen verschiedenen Vererberlinien. Besonders gut hat sich Monsun mit Stuten aus der Northern Dancer-Linie bewährt, insbesondere mit dem Nijinsky II-Zweig der Northern Dancer-Linie. Mindestens sechzehn von Monsuns 108 Stakes-Siegern stammen von Nijinksy II (oder seinem Dreiviertel-Verwandten The Minstrel). Sadler’s Wells-Stuten harmonierten ebenfalls; am einflussreichsten unter ihnen ist die Old Vic-Stute Sacarina, die für drei von Monsuns 15 Gruppe I-Siegern verantwortlich ist: Salve Regina, Samum und Schiaparelli. Als Monsun schließlich abtrat, war es ein großer Schlag für die deutsche Vollblutzucht.
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