Wie kauft man ein gutes Rennpferd? Kaum jemand könnte über dieses Thema besser berichten als der Weilerswister Championtrainer Christian von der Recke (59), der für viele Schnäppchenkäufe, die groß eingeschlagen haben, bestens bekannt ist und am Sonntag in der Badenia in Mannheim mit Box Office seinen 2.000 Karriereerfolg feierte. Hier seine Meinung exklusiv auf dem RaceBets-Blog:
„Man könnte jetzt scherzen und sagen, um ein gutes Rennpferd zu kaufen, braucht man viel Geld, dann ist es einfach. Wenn man Glück hat, wie der irische Star-Trainer Aidan O‘ Brien 83 Dreijährige zu haben, von denen 67 vom Ausnahme-Beschäler Galileo stammen, dann ist es vor dem Zug einfacher, als wenn man sich mit Deckhengsten beschäftigen muss, die teilweise noch nicht einmal gekört sind.
Wenn ein Besitzer zu mir sagt, suche bitte ein schönes Pferd aus, dann ist so eine Aufgabe leicht zu lösen, aber eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht.
Aber sicherlich ist die Chance größer, wenn man vom Budget nicht limitiert ist. Als der frühere Trainer Hartmut Steguweit den späteren Derbysieger Philipo für kleines Geld gekauft hat, hat er das nicht getan, weil er ihn als bestes Pferd ausgemacht hat, sondern weil ihm der Besitzer nur 10.000 Mark zur Verfügung gestellt hat. Hätte er ein Budget von 100.000 Mark gehabt, hätte er wohl ein anderes Pferd erworben.
Auch Herr Ribarski hat den späteren Klassesprinter Overdose sicherlich für einen zivilen Preis gekauft, da sein Budget nicht mehr hergab.
Allgemein gilt, wenn man zehn Pferde für je 100.000 Euro kauft, ist die Chance, den Derbysieger zu haben, größer, als wenn man 100 Pferde zu je 10.000 Euro erwirbt. Man ist im zweiten Fall härter gefordert und muss sich andere Schubladen suchen.
Mir ist ein Schnäppchen schon mehrfach gelungen, wie mit allen Auktionskäufen vom Gestüt Etzean, wie Gruppe III-Sieger Denaro oder Mister Minister, Royal Flag und Nocino, die alle Auktionsrennen gewonnen haben und zum unteren Preissegment gehörten.
In der letzten Zeit war bei mir wieder gut zusehen, ob es sich um gezielte Käufe handelte. Zum Beispiel bekam ich den Auftrag, kauf mir einen Sieger für die Badenia mit Secret Edge, oder jetzt Box Office, die gezielt gesucht, eingesetzt und gewonnen haben.
Oder der Stall Wollin, der immer mal nach St. Moritz wollte und mir glaubte, dass Lips Legend der richtige kauf ist. Und auch Stephan Ahrens ist mit der Neuerwerbung Shrubland acht Tage vor Bad Harzburg, gut gefahren.
Der beste Kauf aber war bestimmt Fürstenberg aus dem Gestüt –für 14000 Euro, er wurde am gleichen Tag an Herrn Rettstadt vom Stall Blau-Weiss verkauft und gewann das Zehnfache im ersten Jahr, 140.000 Euro. Er wurde innerhalb von 30 Jahren sein bestes Pferd und gewann auf Gras, Sand , Schnee und über Sprünge. Damit hat er mehr Reklame für mich gemacht als was das gewonnene Geld ausmacht.
Ich denke aber auch, dass ich für den Stall Saarbrücken immer gut eingekauft habe, denn wir haben in Saarbrücken und auch woanders 50 Siege eingefahren mit Pferde, die alle gekauft wurden. Auch Chalcot war ein guter Kauf, die 2.200 Pfund gekostet hat und sechs Rennen gewonnen hat.
Es ist auf jeden Fall der härtere Weg, denn man trägt größere Verantwortung, wenn man für Besitzer kauft, als wenn diese, wie es bei anderen Trainern der Fall ist, Pferde aus der Zucht des Besitzers bekommt, da kann man nichts falsch machen, denn bei Misserfolg ist der Züchter oder Besitzer selber schuld. Mir persönlich macht die Herausforderung, das richtige Pferd zu suchen und zu kaufen, sehr viel Spaß.
Ich suche Pferde dort aus, wo auch immer sie zu bekommen sind, das muss nicht nur bei Auktionen sein. Wenn mir jemand privat ein Pferd anbieten möchte, ist er herzlich dazu eingeladen. Mir ist es egal, woher ein Pferd kommt, Hauptsache es passt in das Budget meiner Besitzer und in unser Rennsystem.“