Am vergangenen Sonntag startete in Krefeld die Grasbahn-Saison im deutschen Galopprennsport. Nach mehreren Monaten mit Pferderennen auf den Sandbahnen in Dortmund und Neuss freuen sich nun die Besucher und Wetter auf den Turf „auf dem Grün“. Das gilt aber auch für die Trainer Christian von der Recke und Stefan Richter, die Ihnen im Folgenden exklusiv auf dem RaceBets-Blog ihre Gedanken und subjektive Meinung zum Gras-Auftakt präsentieren.
Christian von der Recke: „Die Menschen wollen Spaß haben“
Ich habe gerade einige Tage in Cheltenham beim großen Hindernis-Festival verbracht, das natürlich auch auf der Grasbahn stattfindet. In England sind das ganze Jahr über Hindernisrennen, und in diesem Jahr gab es wenige Wetter-bedingte Ausfälle. Schon ab Weihnachten kaufen die Leute gute Tickets, um bei diesem Event dabei zu sein. Auch ich habe seit Jahren kein Festival ausgelassen, auch wenn ich stets zu den ersten beiden Renntagen hinfliege, da dann nur 50.000 Zuschauer auf der Bahn sind und man besser seine Bekannten treffen kann als am Gold Cup- Tag mit 70.000 Menschen. Es ist erstaunlich, dass in den Nachbarländern mehr Hindernis- als Flachrennen stattfinden oder dass in Frankreich ein Hindernis-Trainer wie Guillaume Macaire mehr Geld gewinnt als Andre Fabre auf der Flachen.
Immerhin gab es beim Start der Grasbahn-Saison bei uns in Krefeld ein Jagdrennen in Krefeld, das einzige, das wir in Nordrhein-Westfalen noch haben. Und es wurde vom Publikum gut angenommen. Es ist schade, dass dieses Metier in Deutschland so an Bedeutung verloren hat. Ich habe früher 50 Hindernisrennen im Jahr gewonnen und hatte fast eine Gewinnsumme von einer Million Mark.
Die Leute sehen auch hierzulande gerne die Rennen auf Gras, zumal nun besserer Sport geboten wird und die Dreijährigen sich vorstellen. Aber wenn man da öfter ein Hindernisrennen einstreuen würde, würde kein Mensch früher nach Hause gehen. Es wäre schön, wenn andere Bahnen sich hier anschließen und diese Tradition wieder beleben würden. In Bremen stehen beispielsweise Hürden, weshalb leiht man die sich nicht in Köln oder Mülheim aus und macht dort auch Hürdenrennen?
Stattdessen sehe ich voller Sorge, dass bei Termin-Überschneidungen auf Gras sich die Veranstalter gegenseitig Starter wegkaufen, da die Starterfelder zu schwach sind. Eine Alternative wäre, an solchen Tagen auch das ein oder andere Hindernisrennen durchzuführen, um den Tag für das Publikum interessanter zu machen.
Auch als Trainer habe ich den meisten Spaß, wenn die Tribünen voll sind. Man fährt ja hauptsächlich auf die Rennbahnen, um sich mit Freunden dort zu treffen und die Stimmung gemeinsam zu genießen, denn die Rennen kann man sich ja inzwischen auch bestens auch im Livestream von zu Hause anschauen. Wir müssen die Rennbahnen attraktiver machen, damit noch mehr Menschen kommen.
Noch eine Sache zum Abschluss: Wenn ich ein Pferd nach England verkaufen will, sind für den Interessenten zwei Dinge entscheidend: Kann ich mit ihm in Jagdrennen laufen, und ist es ein „Saturday Horse“, das heißt, kann es an großen Renntagen teilnehmen, wo die Stimmung top ist? Da müssen wir auch in Deutschland hinkommen, die Besucher wollen Spaß auf der Rennbahn haben, an stimmungsvollen Renntagen mit viel Abwechslung.“
Stefan Richter: „Ich habe meine ersten Starter in Hoppegarten“
„Ich freue mich, dass es auf Gras wieder losgeht, zumal wir in diesem Jahr auch in Dresden viel früher dran sind als noch vor einem Jahr, als wir Mitte März noch Frost hatten. 2019 war es zwar auch lange Zeit gefroren, aber seit vier Wochen können wir schon galoppieren. Die Planung dafür hat vor etwa sieben Wochen begonnen.
Ich werde meine ersten Starter am 7. April in Hoppegarten haben. Zuvor mit einem Jahresdebütanten woanders hinzufahren, hätte sich nicht gerechnet. Die Kosten wären für die Besitzer zu hoch gewesen. Auf Sand hatte ich diesmal nicht so die passenden Pferde, und das hat sich dann nicht gelohnt, so weit zu fahren.
Berlin bietet sich als Beginn für unseren Stall an, danach kommen mehrere Renntage wieder in Berlin, in Magdeburg und Hannover, die wir ansteuern.
Ein Problem ist allerdings, dass die Ausschreibungen für Mai noch nicht vorliegen und wir derzeit nur für den April planen können. Außerdem wurden zwar die Handicap-Marken angehoben, aber für bessere Pferde sind meiner Meinung nach in Deutschland nicht genug Startmöglichkeiten, gerade im Ausgleich II, da muss ich mehrere Pferde gegeneinander laufen lassen.
Ein Beispiel möchte ich noch geben, es handelt sich um die Stute Cliffs Art, die für mich ein Auktionsrennen gewonnen hat und bei einer Marke von 77 Kilo steht. Ich würde sie gerne Anfang April laufen lassen,. doch vor Mai habe ich kein Rennen für sie. Im Handicap steht sie ja hoch, und da sie ein Kategorie C-Rennen gewonnen hat, passt sie kaum irgendwo sonst hinein. Die Auswahl an Rennen müsste größer sein. Aber dieses Problem besteht ja schon seit einigen Jahren.“