1936 präsentiert sich das neue deutsche Reich in großem Glanz, denn sowohl die olympischen Winterspiele als auch die olympischen Sommerspiele werden unter der Regie der Nazis in Deutschland abgehalten und beweisen der Welt, dass Deutschland an der Spitze steht. In Spanien bricht der Bürgerkrieg aus, doch während im Westen Europas der Krieg tobt, vertreibt sich das Publikum in den Kinos die Zeit mit Stummfilmen – Modern Times ist ein Hit an den Kassen. In Großbritannien hingegen wird es skandalös – König Edward VIII muss abdanken, nachdem er sich unsterblich in eine Bürgerliche verliebt hat. Und der Rennsport feiert die größten Triumphe des Jahrhunderts in allen Ländern.
In Cheltenham dominierte der legendäre Golden Miller erneut beim Gold Cup 1932 bis 1936 gewann er jeden Cheltenham Gold Cup – 1934 gelang ihm sogar das Doppel: Grand National und Cheltenham Gold Cup (allerdings war das Grand National damals das wichtigere Rennen).
Das Grand National erlebte bereits seine 95. Auflage am 27. März 1936 in Aintree bei Liverpool. Reynoldstown, ein 10/1-Shot, der Major Noel Furlong gehörte und von seinem Amateurjockey Fulke Walwyn trainiert wurde. Und das zum zweiten Mal in Folge. Damit reihte er sich in einen sehr kleinen Club der Doppelgewinner ein, der damals noch kleiner war als heute (und exklusiver, bis der legendäre Red Rum kam und das Grand National dreimal gewann).
Bold Venture, trainiert von dem berühmten Trainer Max Hirsch, wurde 1936 für das Kentucky Derby gemeldet, ohne einen einzigen Sieg zu erringen. Sein Reiter war der Jockeylehrling Ira „Babe“ Hanford, der erst seit weniger als einem Jahr Rennen ritt. So wie Hanfords Pferd noch nie ein Stakes-Rennen gewonnen hatte, hatte auch noch nie ein Lehrling das Derby gewonnen. Bold Venture ging mit einer Quote von 20:1 an den Start! In diesem Jahr war Brevity, im Besitz von Joseph E. Widener der Favorit. Brevity hatte das Florida Derby gewonnen und den Weltrekord über 1 1/8 Meilen eingestellt. Indian Broom, im Besitz von Austin C. Taylor, war der zweite Favorit, nachdem er den Rekord von Brevity im Marchbank Handicap unterboten hatte. Indian Broom verlor später mehrfach gegen Seabiscuit, der 1936 gerade erst anfing, das schnelle Laufen zu lernen.
HH Aga Khan III feierte am 27. Mai seinen Epsom Derby Sieger Mahmoud der von Frank Butters in Newmarket trainiert wurde. Von ursprünglich 287 Startern gingen 22 an den Start. Der Sieger gewann mit 3 Längen, zwischen dem Zweiten und dem Dritten lag eine 3/4 Länge. Im Jahr 1935 gewann er zwei der wichtigsten britischen Rennen für Zweijährige und wurde offiziell als zweitbester Hengst seiner Generation eingestuft. Im Jahr 1936 gewann er nur ein einziges Mal bei fünf Starts, doch dieser Sieg kam im Derby zustande, in dem er einen Rekord aufstellte, der neunundfünfzig Jahre lang Bestand hatte, und er wurde der dritte von nur vier Schimmelhengsten, die das Rennen gewannen. Nachdem er aus dem Rennsport ausgeschieden war, wurde er verkauft und in die Vereinigten Staaten exportiert, wo er ein äußerst erfolgreicher Deckhengst wurde und 1946 den Titel des amerikanischen Champions erhielt.
Der Ascot Gold Cup sorgte für einiges Stirnrunzeln. Quashed hieß die Siegerin, die 1935 die Oaks gewonnen hatte. Ihre Mutter, Verdict, stellte allerdings ein Problem dar. Viele Jahre lang wurde die Verdict-Familie nicht in das britische Zuchtbuch aufgenommen, da die Mutter von Quashed praktisch ein Halbblut war. Erst in den 1960er Jahren, als der July-Cup-Sieger Lucasland geboren wurde, konnten die Verdict-Familie und ihre Verdienste die Behörden davon überzeugen, ihre Meinung über ihre Eignung zu revidieren. Doch obwohl Quashed nicht in das GSB aufgenommen wurde, ließ sie sich nicht von Rennen abhalten, und als sie Ende 1937 in den Ruhestand ging, hatte sie zehn Rennen im Wert von 19.096 £ gewonnen. Zu den größten Erfolgen gehörte der Ascot Gold Cup 1936, bei dem sie das amerikanische Pferd Omaha nach einem spannenden Kampf mit einem knappen Vorsprung besiegte. Außerdem gewann sie The Oaks – sie war mit einer Quote von 33:1 gestartet -, die Ormonde Stakes und den Jockey Club Cup.
1936 gab es offenbar keine Aufnahmen vom Deutschen Derby, die ihren Weg je ins Internet fanden, doch vermutlich kann jeder Rennsportfan genau sagen, welches Pferd das Derby gewann: Die ungeschlagene, einzigartige Nereide. Die Erlenhoferin verlor nicht ein einziges Rennen, schlug die spätere zweifache Arc-Siegerin Corrida und stellte zudem auch noch einen Geschwindigkeitsrekord im Derby auf, der lange Jahre nicht gebrochen wurde. Eng mit der italienischen Zucht von Federico Tesio verknüpft, hatte allerdings in der Zucht nicht den durchschlagenden Effekt, wie zum Beispiel eine Schwarzgold später.
Corrida war es auch, die nach dem Braunen Band in München im Arc triumphierte. 1936 gewann sie ihren ersten Arc (nachdem sie zwar gegen Nereide verloren, allerdings den Großen Preis der Reichshauptstadt in Berlin gewonnen hatte) und schickte sich ein Jahr später an, gleich wieder zu siegen. Als man sie ins Gestüt schickte, hätte Corrida vielleicht ihre Spuren in der Vollblutzucht hinterlassen können, doch ihr Gestüt, in unmittelbarer Nähe der D-Day Landestellen der Normandie, brachte das Ende für die Doppelarcsiegerin. Sie verschwand einfach von ihrer Koppel und niemals fand man eine Spur von ihr.