Die Kubakrise hält die Welt in Atem, die Spiegel-Affäre erschüttert die Bundesrepublik, das Mercury Project versetzt die Menschheit in Erstaunen. Marilyn Monroe stirbt, Lawrence von Arabien kommt in die Kinos und der Deutschlandfunk nimmt endlich seinen Sendebetrieb auf, womit Galopprennen noch prominenter in den deutschen Wohnzimmern werden.
Der Hindernissport im Jahr 1962 stand ganz im Zeichen von Fred Winter, der sowohl den Cheltenham Gold Cup, als auch das Grand National gewann. Winter gewann das Grand National viermal, als Jockey 1957 (Sundew) und 1962 (Kilmore) und als Trainer 1965 (Jay Trump) und 1966 (Anglo). Sein berühmtester Sieg als Jockey war der auf Mandarin im Grand Steeple-Chase de Paris 1962 in Auteuil. Sein Sieg trotz seiner Krankheit und eines gebrochenen Gebisses wurde in einer Umfrage der Racing Post 2006 zum besten Ritt aller Zeiten gewählt.
Deswegen haben wir heute auch noch das Grand Steeplechase De Paris in unseren Videos. Fred Winter gewinnt ohne das Pferd überhaupt dirigieren zu können, mit Mandarin in Paris:
Auch das Grand National stand auf seinen Fahnen, das Rennen wurde von Kilmore gewonnen, einer 28/1-Chance, geritten von Jockey Fred Winter. Das 12-jährige Pferd wurde von Ryan Price trainiert. Wyndburgh wurde Zweiter, und Mr. What wurde Dritter. Zweiunddreißig Pferde gingen an den Start und kehrten alle wohlbehalten in ihre Ställe zurück. Die BBC übertrug das Rennen hier zum dritten Mal.
Decidedly, der von Bill Hartack geritten wurde, stellte mit seinem Sieg im Kentucky Derby 1962 einen neuen Streckenrekord über 1¼ Meilen in Churchill Downs auf. In der zweiten und dritten Etappe der US-Triple-Crown-Serie, den Preakness und Belmont Stakes, blieb er unplatziert. 1963 gewann Decidedly fünf von dreizehn Starts und stellte mit dem Sieg im Ben Ali Handicap einen neuen Keeneland-Rennbahnrekord über 11/16 Meilen auf. Nach der Saison 1964, in der er bei zehn Starts zwei Rennen gewann, wurde er im Alter von fünf Jahren aus dem Rennsport verabschiedet.
Die unauffällige Form von Larkspur begann schon zweijährig und setzte sich 1962 fort, als er bei seinem erneuten Auftritt im Madrid Handicap über sieben Furlongs auf dem Curragh unplatziert blieb. Im Mai wurde er jedoch auf eine höhere Distanz geschickt und verdiente sich seinen Platz im Derby-Feld, indem er die Wills Gold Flake Stakes über eineinhalb Meilen in Leopardstown gewann. Der Zweitplatzierte, Sicilian Prince, gewann anschließend den Prix Royal Oak. Larkspur erlitt kurz darauf einen Trainingsrückschlag und seine Teilnahme am Derby wurde erst einige Tage vor dem Rennen bestätigt. In Epsom wurde Larkspur vor schätzungsweise 400.000 Zuschauern begrüßt und als 22/1-Außenseiter in einem Feld von sechsundzwanzig Pferden ins Rennen geschickt und galt als O’Briens zweite Wahl. Das Rennen wurde durch einen Zwischenfall kurz nach der Hälfte der Strecke beeinträchtigt, bei dem sieben Pferde, darunter der Favorit Hethersett, entweder stürzten oder zu Fall gebracht wurden; ein Pferd kam dabei ums Leben, und vier Jockeys mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Larkspurs australischer Jockey Neville Sellwood konnte sich den Zwischenfall nicht erklären, sagte aber, dass „die Pferde direkt vor mir gestürzt sind… ich bin nur knapp entkommen“. Larkspur übernahm zwei Furlongs vor dem Ziel die Führung und siegte in der Schlussphase mit zwei Längen.
Gestüt Römerhof im Siegerglück! Herero hieß der Derbysieger und das war er nur ganz knapp. Hein Bollow legte einen Glanzritt hin, der wohl als sein bester gilt. Herero erlitt in der Union eine Schulterprellung und versagte in dem Rennen, weswegen er auch nicht als Favorit galt. Der hieß Amboß und hatte eine Pacemakerin im Feld, Veni, die jedoch einfach nicht nach vorne kam. Viel zu früh musste Amboß also selbst nach vorne gehen, während Herero und Kaiserstuhl ganz am Ende des Feldes lauerten und spät kamen. Beide namen die Innenrails als Weg, weswegen sie einmal komplett durchs Feld mussten. Für Bollow taten sich alle Lücken auf, Kaiserstuhl kam noch später an ihn heran, aber die zweihundert Meter vor dem Ziel waren der Zweikampf zweier echter Streiter. Die Zielfotografie entschied: Herero war der Derbysieger.
Beim Prix de l’Arc de Triomphe gab es einen Außenseitersieg. Die 40 zu 1 Chance Soltikoff gewann das prestigeträchtige Rennen vollkommen überraschend. Soltikoff wurde vier Jahre zuvor von Frau Cino del Duca, der Frau eines französischen Verlegers, für 4.000 $ gekauft. Seinen großen Erfolg feierte er 1962 im Prix de I’Arc de Triomphe, als er Monade und Val de Loir schlug, 1963 wurde er Vierter, 1964 brach er sich leider im Training ein Bein und musste aufgegeben werden.
Even Stevens war das erste Pferd, das per Luftfracht von Neuseeland nach Melbourne transportiert wurde. Mit seinem Sieg im Melbourne Cup 1962 war er das fünfte Pferd, das den Caulfield und den Melbourne Cup im selben Jahr gewann. Damals wurden auf Even Stevens einige der größten Wetten abgeschlossen, die der Frühjahrskarneval je gesehen hatte. Even Stevens, der mit einer Quote von 3/1 als Favorit in das Rennen ging, nachdem er sieben Tage zuvor den Werribee Cup gewonnen hatte, enttäuschte nicht und gewann mit vier Längen Vorsprung. Der Melbourne Cup 1962 war auch das erste Mal, dass Fashions on the Field beim Karneval stattfand.