Helmut Kohl wird nach einem Misstrauensvotum zum Bundeskanzler gemacht. Ronald Reagan spricht vor dem Bundestag in Bonn, ein Attentat auf Papst Johannes Paul II scheitert und die britische Regierung erklärt die Falklandkriege als beendet. Der erste Commodore 64 kommt auf den Markt und zieht die Deutschen an die Bildschirme. Blade Runner feiert seine Kino-Premiere, Nicki Lauda feiert seine Rückkehr in die Formel 1, Keke Rosberg wird aber Weltmeister. Und wenn wir schon gerade bei schnellen Dingen sind: Was tat sich denn im Galopprennsport 1982?
Beim Cheltenham Gold Cup 1982 gingen zweiundzwanzig Pferde an den Start. Bei erneut schwerem Boden startete Silver Buck mit einer Quote von 8/1, während Night Nurse, Royal Bond und Venture To Cognac auf dem Markt bevorzugt wurden. Silver Buck gewann mit zwei Längen Vorsprung vor seinem Stallgefährten Bregawn, während Sunset Cristo mit zwölf Längen Rückstand Dritter wurde. John Sharratt von Raceform berichtete: “ … Silver Buck widerlegte ein für alle Mal die Vermutung, dass er auf anspruchsvollem Boden nicht zurechtkommt. (…) Sein Stallgefährte war genau der Ansporn, den er brauchte, um sich zu strecken, und es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass er verdient gewonnen hat.“ Timeform bewertete seinen Gold Cup-Sieg als die beste Leistung seiner Karriere. Er war ihr Springpferde-Champion der Saison. Silver Buck erhielt außerdem fünfundzwanzig der einunddreißig Stimmen für die Wahl zum National Hunt Horse Of The Year„.
Das Rennen wurde vom 7/1-Favoriten Grittar gewonnen, der von dem Amateur Dick Saunders geritten wurde – mit 48 Jahren der älteste Jockey war, der das Grand National gewonnen hat. Saunders zog sich nach dem Rennen zurück und wurde Vorsitzender der Stewards von Aintree. Grittar wurde im darauffolgenden Jahr Fünfter und 1984 Zehnter im Grand National. Anschließend ging er in den Ruhestand und lebte fortan bei seinem Besitzer, der ihn mit 25 Jahren gehen lassen musste. Das Rennen war auch deshalb bemerkenswert, weil es das erste war, bei dem eine weibliche Reiterin, Geraldine Rees, die volle Strecke absolvierte. Sie ritt „Cheers“ als achte und letzte Teilnehmerin ins Ziel.
In seiner dreijährigen Kampagne war Gato del Sol vor dem Kentucky Derby 1982 sieglos, hatte aber in den Blue Grass Stakes auf dem Keeneland Race Course den zweiten Platz belegt. Die Wettenden von Churchill Downs räumten Gato Del Sol gegen den favorisierten Gewinner der Wood Memorial Stakes, Air Forbes Won, wenig Chancen ein und schickten ihn mit einer Quote von 21:1 ins Rennen, der drittgrößten Quote des Rennens. Anfangs lag er hinter dem neunzehnköpfigen Feld, doch unter Jockey Eddie Delahoussaye begann er nach einer halben Meile, zu marschieren. An der 1000m Marke lag er bereits auf dem fünften Platz. Er machte weiter Boden gut, als das Feld auf die Zielgerade einbog, wo sechs Pferde über die ganze Strecke verteilt Kopf an Kopf liefen. An der letzten Furlong-Marke lag Gato Del Sol eine halbe Länge in Führung und gewann dann mit 2½ Längen Vorsprung. Für seinen Sieg erhielt er 44,40 $, die zehnthöchste Auszahlung in der Geschichte des Derbys.
Das 203. Epsom Derby hatte einen klaren Favoriten. Im Frühjahr 1982 etablierte sich Golden Fleece als führender Anwärter auf das Derby, indem er die Ballymoss Stakes auf dem Curragh gewann und dabei ältere Pferde schlug, darunter den späteren Royal Ascot Prince of Wales’s Stakes- und Japan Cup-Sieger Stanerra. In den Nijinsky Stakes in Leopardstown schlug er erneut Assert. Im Epsom Derby startete Golden Fleece dann als 3/1-Favorit in einem Feld von achtzehn Startern. Seine Aufgabe wurde durch den späten Rückzug seines Hauptkonkurrenten, des von Henry Cecil trainierten Simply Great, zusätzlich erleichtert. Der von Eddery gerittene Golden Fleece wurde am Ende des Feldes gehalten. Dann wurde er auf die Außenseite geschickt, kam schnell voran, übernahm nach einem Furlong die Führung und gewann mit drei Längen Vorsprung. Auch hier wurde die Form bestätigt, denn der Zweitplatzierte Touching Wood gewann das St. Leger und das Irish St. Leger. Auch der Derby-Dritte Silver Hawk zeigte sich in guter Form.
Die Geschichte des Deutschen Derbys 1982 ist wohl mit einem Wort zusammenzufassen: tragisch. Gerhard Seiler schenkte seiner pferdeliebenden, fünfzehnjährigen Tochter zum Geburtstag ein Rennpferd, den dreijährigen Ako. Zwar startete Ako vielversprechend als Dreijähriger, erkrankte aber und kam in der Union nur als Sechster ein, ins Derby startete er mit einer Gewinnsumme von gerade mal 6500 DM, sodass die Wetter ihn ignorierten. Ako startete unbemerkt unter Erwin Schindler, während die Favoriten überhaupt nie zwingend wurden, sechs Längen trennten Ako am Ende von seinen Gegnern und in Hamburg war es zunächst einmal totenstill. Ein fünfzehnjähriges Mädchen fand sich plötzlich als Siegerin im wichtigsten Rennen Deutschlands wieder, ein gefundenes Fressen für die Presse, die nun überall im Umfeld der Familie herumschnüffelte. Mit bösem Ausgang. Während man recherchierte, fanden sich angeblich Unregelmäßigkeiten im Geschäft des Vaters, eine Schmutzkampagne begann und am Ende stand der Freitod Gerhard Seilers in der Zeitung. Kein halbes Jahr nach dem Sieg im Derby.
Im September lief Akiyda über 2400 m in Longchamp im Prix Vermeille, einem Gruppe-1-Rennen für die Stuten, das als Probelauf für den Prix de l’Arc de Triomphe diente. Auf festem Boden sah Akiyda nie nach einer Siegerin aus, konnte sich aber auf der Zielgeraden halten und wurde mit zwei Längen Rückstand auf die Siegerin All Along Zweite. Als der Arc drei Wochen später über dieselbe Strecke gelaufen wurde, hatte sich das Wetter geändert und der Boden war sehr weich. Der in Irland trainierte Assert startete als Favorit vor Bon Sang (Gewinner des Prix Niel), Ardross, Harbour und Bikala, während Akiyda mit einer Quote von 11/1 als nächste Favoritin galt. Bikala und Bon Sang legten ein sehr hohes Tempo vor und kämpften die meiste Zeit um die Führung, während Yves Saint-Martin Akiyda dicht dahinter platzierte. Als die Führenden auf der Geraden zu ermüden begannen, schickte Saint-Martin Akiyda an der Bande in Führung, und die Stute erarbeitete sich einen Vorsprung von zwei Längen auf das Feld vor Ardross und ging auch so durchs Ziel, während Awaasif und April Run mit weniger als einer Länge Abstand auf den Plätzen drei und vier landeten. Nach Three Troikas, Detroit und Gold River war Akiyda die vierte Stute in Folge, die dieses Rennen gewann.
Der Melbourne Cup 1982 ist vor allem wegen der Niederlage des Champions Kingston Town in Erinnerung geblieben, der am Tag zuvor seine dritte Cox Plate gewonnen hatte. Der von Tommy Smith trainierte Just A Dash wurde als 11/2-Favorit ins Rennen geschickt. Der Wallach Gurner’s Lane wurde Dritter im Metropolitan Handicap und gewann anschließend den Caulfield Cup, für den er mit 3 kg bestraft wurde und so gewann er auch mit einem Vorsprung vor Kingston Town den Melbourne Cup. Malcolm Johnston wurde heftig kritisiert, weil er „The King“ zu früh an die Spitze brachte. Schließlich hatte Kingston Town 21 aufeinanderfolgende Stakes-Rennen in Sydney gewonnen – erst geschlagen von Winx, die ihre letzten 24 Starts in Folge gewonnen hatte. Gurner’s Lane gewann nie wieder ein Rennen.