1963 hält die Welt den Atem an. John F. Kennedy wird ermordet. Konrad Adenauer gibt sein Amt an Ludwig Erhard ab. Martin Luther King hält seine legendäre “I have a dream”-Rede, und ein Papst stirbt. Die Länder auf der Weltkarte formen sich neu – Königreiche verschwinden, Kaiser müssen abdanken und Unabhängigkeiten werden ausgerufen. Das Grubenunglück von Lengede erschreckt die Deutschen und es grenzt an ein Wunder, dass elf Bergarbeiter nach 14 Tagen lebend geborgen werden können. Und im Rennsport? Was war da los?
Ein Gigant des Hindernissports gewann den Cheltenham Gold Cup 1963. Zwar gilt Mill House als eines der besten Pferde, die je eine Hindernisbahn betreten haben, doch dessen Qualität wurde von seinem Erzrivalen Arkle in den Schatten gestellt. Mill House gewann 1963 den Cheltenham Gold Cup und 1967 den Whitbread Gold Cup. Mill House hat immer noch eine der höchsten Rankings, das jemals für ein National Hunt-Pferd vergeben wurde.
In Aintree gab es erneut einen Toto-Schocker beim 117. Grand National 1963. Das Rennen wurde knapp von der 66/1-Außenseiter Ayala gewonnen, der von dem 19-jährigen Jockey Pat Buckley geritten wurde. Siebenundvierzig Pferde gingen an den Start und kehrten alle wohlbehalten in ihre Ställe zurück. Ayala befand sich im gemeinsamen Besitz seines Trainers Keith Piggott, dem Vater von Lester Piggott, und von Raymond Bessone. Piggotts Vater (und Lesters Großvater), Ernie, ritt die Sieger des National in den Jahren 1912 und 1919.
Beim Kentucky Derby 1963, dem ersten Rennen der Triple Crown, versammelten sich 120.000 Zuschauer in Churchill Downs zu einem Rennen, an dem drei Vollblutstars teilnahmen. Das Time Magazine berichtete, dass Jockey Eddie Arcaro sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Derby jemals so viel Aufregung verursacht hat“ Im Vorfeld des Rennens hatte der ungeschlagene Candy Spots von Rex C. Ellsworth das Florida Derby und das Santa Anita Derby gewonnen. Zur gleichen Zeit hatte No Robbery die Wood Memorial Stakes gewonnen, und auch er ging ungeschlagen in das Derby. Dann war da noch Harry F. Guggenheims 1962 U.S. 2-Year-Old Champion Colt und 1963 Flamingo Stakes Gewinner, Never Bend. Chateaugay, der eigentliche Sieger des Kentucky Derbys, wurde im Vorfeld einfach ignoriert, er ging zu einer Quote von 9 zu 1 an den Start. Die Belmont Stakes gewann er ebenfalls – in den Preakness Stakes wurde er Zweiter – und stellte damit klar, dass er der beste im Jahrgang war und nicht die zuvor genannten.
Am 29. Mai 1963 hatte Monsieur Francois Dupre allen Grund zum Jubel. Sein Hengst Relko siegte im Epsom Derby mit einer Zeit von 2 Minuten 39,4 Sekunden und insgesamt sechs Längen. Vorsprung. Der Sieger erhielt einen Preis in Höhe von 35.338,10 Pfund (was nach dem Inflationsrechner der Bank of England heute 703.500 Pfund entspricht). Der Franzose trat noch einige Male in Großbritannien auf. Relko war als Vierjähriger bei drei Starts ungeschlagen. Zunächst gewann er den Prix Ganay in Longchamp und kehrte dann nach Epsom zurück, wo er im Juni den Coronation Cup auf schwerem Boden gewann. Bei seinem letzten Start gewann er im Juli den Grand Prix de Saint-Cloud.
Während Lester Piggots Vater in Aintree für den Sieger sorgte, war sein Sohn für den wichtigsten Sieger des Jahres in Deutschland verantwortlich: Fanfar, aus dem Stall von Margit von Batthyány. Es war sein zweiter Derbysieg in Deutschland, er hatte bereits 1957 das Derby mit Orsini gewonnen und es sollte auch nicht sein letzter sein. In der Diana hat er allerdings kein Glück, dort gewinnt Lis, wie schon ihre Mutter, den Preis der Diana unter Jockey Hans Hiller.
Mehr als 100.000 Menschen kamen nach Longchamps, um den Arc zu sehen, den Exbury gewann. Der zweite Platz ging an Mesnil und Misti belegte den dritten Platz. Der Züchter, Guy de Rothshild (sein Cousin fungierte als Besitzer), war ebenfalls vor Ort um seinem Schützling zuzujubeln. Exbury wurde am Ende der Kampagne 1963 im Gestüt Haras de Meautry in Calvados aufgestellt. Als Vererber war er recht erfolgreich und brachte mehrere Gruppesieger hervor. Das National Horseracing Museum bezeichnete Exbury 1963 als „das beste Mittelstreckenpferd in Europa“.
Nachdem er den größten Teil des Melbourne Cups 1963 an dritter Stelle gelegen hatte, legte Gatum Gatum auf der Geraden ein hohes Tempo vor und zeigte, dass er immer noch über die nötige Ausdauer verfügte, indem er die Führenden überholte und den Cup mit einer Länge Vorsprung gewann. Vier Jahre später gewann Gatum Gatum den Gawler Cup.