1954 erholt sich die gesamte Welt vom Krieg, doch ferne Schauplätze mit neuen Brandherden schwelten bereits. Kolonien befreiten sich von ihren Herren, Frankreich erleidet eine empfindliche Niederlage. Das Wettrüsten beginnt, die USA testen weiterhin Atombomben unvorstellbaren Ausmaßes. In Deutschland aber gab es Grund zum Jubel. Mit dem Wunder von Bern bekommt die gespaltene Nation wieder Auftrieb. Und was geschah im 1954 im Rennsport?
Ein waschechter Champion kam in diesem Jahr auf die Welt: Nearctic. Als Züchter zeichnete sich E. P. Taylor verantwortlich und der Sohn von Nearco sorgte dafür, dass sein Blut nicht in Vergessenheit geriet. Denn der herausragende Nearctic zeugte den Kentucky-Derby-Sieger und größten Vererber des 20. Jahrhunderts, Northern Dancer. Neben den vielen sehr erfolgreichen Söhnen von Northern Dancer war Nearctic unter anderem der Großvater von Northern Taste, Wild Again, Fanfreluche, Izvestia und Son of Briartic.
Im Hindernissport sah die Saison ihrem Finale entgegen. Der Cheltenham Gold Cup wurde von Four Ten gewonnen, einem ehemaligen Point-to-Point Pferd, das allerdings später nicht mehr viel von sich reden machte. Das Grand National sorgte hingegen für Schlagzeilen. Nicht nur war es ein wahrer Thriller, den Royal Tan gewann, auch starben seit 1849 nie mehr Pferde als an diesem Tag. Vier Pferde ließen ihr Leben auf dem Kurs von Aintree und brachten eine Diskussion im House of Commons in Gang.
Das Kentucky Derby feierte sein 80. Jubiläum. Sieger war Determine, der als zweiter Favorit angetreten war. Seine spätere Karriere umfasste insgesamt 40 Rennen von denen er 18 gewann.
Das Epsom Derby feierte eine Premiere. Zum ersten Mal gewann ein amerikanisches Pferd das Rennen: Never Say Die. An einem eiskalten Mittwoch ging er, unter den Augen von Queen Elisabeth als Erster durchs Ziel und schockte damit die Zuschauer, denn er war ein krasser Außenseiter. Er hätte noch viel höher gestanden, wäre der damals neunzehnjährige Lester Piggott nicht in den Sattel gestiegen.
Auch beim Ascot Gold Cup musste man feststellen, dass Pferde aus dem Ausland mit den einheimischen Tieren mithalten konnten. Elpenor gewann mit einem kurzen Kopf vor Silex und es gab einigen Trubel in dem Rennen, als Arabian Nights mit den Rails kollidierte. Derbysieger Never Say Die wurde Vierter.
Im Deutschen Derby sorgte Kaliber für Furore. Und ein junger Jockey siegte zum zweiten Mal in Hamburg Horn beim Derby. Sein Name: Hein Bollow. Das Gestüt Asta zeichnete sich als Besitzer und Züchter für den Hengst verantwortlich. Die Mutter, Kirschfliege, brachte neben Kaliber auch noch den Derbysieger Kilometer, den zwei Jahre später Hein Bollow ebenfalls zum Sieg ritt.
Der Arc gewann 1954 Sica Boy für Frankreich unter dem Australier Rae Johnstone. Unter den wachsamen Augen tausender von Fans sorgte er für großen Jubel unter den Einheimischen. Heute kennt den Namen vermutlich kaum noch ein Rennsportfan, doch Sica Boy konnte einige eindrucksvolle Rennen gewinnen, er siegte im Critérium de Saint-Cloud und machte auch als zweiter im Cadran 1955 eine gute Figur.
Rising Fast war das erste und bisher einzige Pferd, das den „Spring Grand Slam“ vollendete, indem es den Caulfield Cup und die Cox Plate gewann, bevor es den Melbourne Cup für sich entschied. Das ergibt in Summe sieben Siege in Folge. Es war der erste, von Bill Collins kommentierte, Melbourne Cup.