Ihr Siegzahl aus 2022 hat sie bereits weit vor dem Ende der Saison 2023 verdoppelt. Keine Frage, es läuft blendend für Maike Riehl, die sich als eine der Top-Amazonen in Deutschland etabliert hat. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet die 27-jährige über ihre Siege und Pläne.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Drei Treffer in Bad Harzburg, einer in Hamburg und auch sonst eine erfreuliche Siegzahl – was sind die Gründe dafür, dass es 2023 bei Ihnen so rund läuft?
Maike Riehl: Ja, dieses Jahr läuft es tatsächlich sehr gut. Ich denke, das liegt auch daran, dass ich schon auf der Sandbahn Anfang des Jahres ein paar Punkte sammeln konnte und dann auf der Grasbahn auch aktiver geritten bin als das Jahr zuvor. Ich bin dieses Jahr nicht ganz so viel für den eigenen Stall in Frankreich unterwegs gewesen, weshalb ich mich auch deutlich mehr aufs Rennen Reiten in Deutschland konzentrieren konnte und so auch an mehr Ritte gelangen konnte.
„Sunny Star ist ein besonderes Pferd für mich“
Vor allem Sunny Star war ein Erfolgspferd für Sie mit insgesamt drei Treffern. Hatten Sie der Stute solch eine Entwicklung zugetraut?
Maike Riehl: Sunny Star hat bei uns im Stall eine besondere Position eingenommen, schon von Anfang an . Ihr Besitzer hat ihr viel Zeit gelassen weshalb sie sehr spät in den Rennstall kam, allerdings war sie schon eingeritten und antrainiert. Trotzdem heißt sie bei uns nicht um sonst liebevoll „Bitchi“ . Sie hat einen starken Charakter und kostet und manchmal auch ein paar Nerven. Sie sollte eigentlich in Frankreich über die Sprünge an den Start kommen, was sie auch ein paar Mal gemacht hat. Man entschied sich dann jedoch, zurück auf die Flachbahn zu wechseln, und ich bin dankbar dafür, dass ich die Chance bekommen habe sie zu reiten. Sie ist so eine Kämpferin und einfach nur total schön zu reiten. Ganz anders als zu Hause, wo sie sich nicht immer konzentriert und ihren eigenen Kopf hat.
Ich weiß genau, ich kann mich auf sie verlassen . Bei einem Rennen in Bad Harzburg hab ich oben drauf eigentlich alles falsch gemacht und trotzdem ist sie mit allen davon gestiefelt und hat leicht gewonnen. Sie ist für mich ein besonderes Pferd! Ich wusste, dass bei ihr noch Luft nach oben ist, aber dass sie drei rennen in Folge gewinnt, das habe ich nicht gedacht .
Wie stark ist die Unterstützung durch Ihren Trainer Marian Falk Weißmeier? Und wie sieht Ihre Arbeit am Stall in Krefeld genau aus?
Maike Riehl: Marian unterstützt mich vor allem in diesem Jahr sehr mit Ritten, so konnte ich auch meinen 50. Sieg mit seiner eigenen und von ihm trainieren Stute Runa gewinnen.
Ich würde behaupten, ich bin mir im Stall für keine Aufgabe zu schade. Ich übernehme eigentlich alles, was ansteht. Ich bin Arbeitsreiterin und kümmere mich aber auch mit um das ganze Allgemeine und das Wohl der Pferde. Wenn Marian mal nicht im Stall ist, weiß er, dass er sich auf mich verlassen kann und das alles rund läuft, natürlich alles nach Absprache und Anordnung von ihm. Außerdem fahre ich die Pferde nach Frankreich, wenn wir dort Starter haben und präsentiere die Pferde bei den Rennen.
„Ich habe mich total gefreut“
Mit Liath Luachra haben Sie auch zwei Treffer hintereinander für den niederländischen Trainer Math Snackers verbuchen können. Wie kam die Verbindung zustande?
Maike Riehl: Liath stand ein paar Wochen bei uns im Stall, und ich mochte die Stute sehr. Als der Trainer sie wieder zu sich geholt hat, kam er trotzdem immer noch einmal die Woche nach Krefeld, und ich haben Liath dann geritten. Es macht mir Freude, dass die Stute sich auch so stark entwickelt hat, und ich habe mich total gefreut, dass ich ihre ständige Reiterin im Rennen geworden bin. Für mich ist sie auch ein Herzenspferd, da sie genauso eine Kämpferin ist wie Sunny Star.
Versprechendes Umfeld aufgebaut
Sie steigen auch für etliche andere Betreuer in den Sattel. Wer kümmert sich um Ihre Ritte? Und wie schwer ist es, an chancenreiche Engagements zu kommen?
Maike Riehl: Ich kümmere mich selbst um meine Ritte beziehungsweise werde von den Trainern oder Besitzern kontaktiert. Ich weiß schon, genau wo ich anfragen kann oder es lieber lassen sollte. Daher bekomme ich meistens auch die Ritte, die ich gerne hätte, und man baut sich auch so eine Art Umfeld auf, wo man weiß, dass man sicher auch beim nächsten Start auf den Pferden sitzt. So komme ich eigentlich ganz gut klar und freue mich natürlich auch sehr, wenn noch Ritte für Trainer, für die ich normalerweise nicht reite, hinzukommen.
„Die Rennen in Frankreich werden anders gelaufen“
Sie reiten häufiger auch in Frankreich. Werden die Rennen dort anders gelaufen als bei uns? Was ist der größte Unterschied?
Maike Riehl: Ja, ich bin sehr gerne und auch sehr oft in Frankreich unterwegs. Meiner Meinung nach werden die Rennen dort anders gelaufen als in Deutschland. Die Rennverläufe bzw. die Art der Reiter sind unterschiedlich. In Deutschland, ohne dass ich mich da jetzt so drauf festlegen möchte, ist es meistens so, dass man gut abspringen will und möglichst mit dabei ist. In Frankreich ist es oft so, dass man schaut, wo man ist und dann aus der Situation heraus das Rennen bestreitet. Ich glaube, die Franzosen machen sich da gar nicht so einen Stress und sehen das alles etwas entspannter. Aber auch da lege ich mich nicht fest, das ist nur meine Meinung. Das ganze Drumherum in Frankreich ist nicht zu vergleichen mit dem deutschen Rennsport. Aber ich denke, das muss man einfach selbst einmal erleben und sich dazu ein Bild machen.
Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag für Sie aus?
Maike Riehl: Bei mir variiert mein Alltag, je nachdem, ob ich nach Frankreich fahre oder eben zu Hause arbeite und ob ich Rennen reite oder nicht.
Grundsätzlich bin ich eigentlich einmal die Woche für ein bis zwei Tage in Frankreich, manchmal auch öfter und manchmal auch nur alle 14 Tage.
Aber wenn ich im Stall arbeite, dann beginnt der Tag um 4:30 Uhr im Stall. Die Pferde werden gefüttert und kontrolliert. Danach wird geritten. Dann werden anstehende Aufgaben erledigt, sei es die Anlage ordentlich halten oder individuell nochmal etwas bei den Pferden machen. Dann wird wieder gefüttert. Nachmittags wird gefüttert, und die Pferde kommen auf den Sand-Paddock oder die Gras-Koppeln. Das wird auch gewechselt, damit jedes Pferd mal ein paar Stunden draußen genießen kann. Außerdem haben wir noch eine Laufbahn mit Steigung, wo manche Pferde auch nachmittags nochmal darauf laufen.
Mit Mon Mistral gibt es auch ein Familienpferd. Wie stark ist Ihre Familie in den Rennsport involviert und welche Unterstützung bekommen Sie?
Maike Riehl: Als Familie haben wir Insgesamt drei Rennpferde, wobei Mon Mistral seine Karriere vor 2 Monaten beendet hat und nun bei uns auf der Wiese seine Rente verbringt. Natürlich wird er ab und an noch geritten, und er hat auch nicht verletzungsbedingt seine Laufbahn beendet.
Wir haben noch einen sechsjährigen Wallach, Glorious Bay. Er kommt aber nur in Frankreich an den Start, da er dort mit den Rennverläufen besser zurecht kommt und er dort als prämienberechtigtes Pferd mehr Geld verdienen kann.
Ready to Act ist unsere dreijährige Stute, die wir grade erst dazubekommen haben. Wir freuen uns sehr auf die Zeit mit ihr. Meine Mama hatte schon immer ein Herz für Pferde. Mein Bruder und mein Papa mussten halt zwangsläufig dann auch mit machen. Aber ich denke, wir als Familie haben doch viel Spaß am Rennsport. Mama ist eigentlich bei jedem Rennen von mir dabei, und mein Bruder, seine Freundin und mein Papa schauen auch ab und an vorbei.
Was haben Sie sich für den Winter und die kommende Saison vorgenommen? Haben Sie auch Pläne für einen Auslands-Aufenthalt?
Maike Riehl: Ich plane keinen Auslandsaufenthalt, da ich sowieso ganz oft in Frankreich bin. Außerdem möchte ich lieber auch über Winter meinen Stall unterstützen. Ich bin ganz glücklich, wie gerade alles läuft mit einem gesunden Gleichgewicht zwischen Rennen Reiten und Arbeiten für den eigenen Stall, nach Frankreich fahren und die Pferde betreuen. Und so wünsche ich mir das auch für die kommende Saison.
„Bin glücklich und zufrieden“
Wo wollen Sie in zehn Jahren stehen? Haben Sie auch eine Idee, was eines Tages nach der Jockey-Karriere kommt?
Maike Riehl: Tatsächlich habe ich mir da so noch nicht viele Gedanken gemacht, weil ich einfach glücklich und zufrieden bin, so wie es gerade ist, und ich möchte, so lange es geht, die Zeit genießen. Für mich war es ein Hobby, das ich zum Beruf gemacht habe, und deshalb fällt mir die Arbeit auch so leicht. Ich liebe es einfach. Natürlich muss man auch an später denken und kann nicht blauäugig sagen: Das wird schon irgendwie. Mein Wunsch war es immer, eine eigenen Familie zu haben und nach dem Rennen Reiten trotzdem weiter mit den Vollblütern zu arbeiten, vielleicht mit Rekonvaleszenten oder auf einem Gestüt mit den Mutterstuten und Jährlingen. Da konnte ich auf Schlenderhan schon ein paar Eindrücke sammeln, und auch das finde ich sehr interessant.