Sie stammt aus Belgien, doch ihre großen Erfolge stammen aus Deutschland: Anna Van den Troost, 26-jährige Rennreiterin, beschäftigt bei Yasmin Almenräder in Köln, ist längst unter den Top 10 der Jockeys hierzulande angekommen. Gerade in den vergangenen Wochen gelangen ihr etliche bemerkenswerte Erfolge. Gründe genug für ein Interview mit ihr auf dem RaceBets-Blog.
Sie haben sich in der Spitzengruppe der Jockeys inzwischen fest etabliert. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Entwicklung in den letzten Jahren?
Anna Van den Troost: Aktuell bin ich sehr zufrieden, und so kann es gerne weitergehen. Besonders freue ich mich über die Unterstützung des eigenen Stalles, so dass ich nun auch viele Siege für uns reiten konnte und mich stetig verbessert habe. Dadurch konnte ich auch mehr bessere Pferde reiten, auf denen man immer besser aussieht.
Wie hat bei Ihnen denn alles angefangen? Ihre Familie ist ja stark im Sport verwurzelt…
Anna Van den Troost: Ich bin durch meinen Bruder zum Rennsport gekommen. Er hat bereits mit 15 Jahren eine Ausbildung im Rennstall angefangen, und ich habe deswegen begonnen schon früh Ponyrennen zu reiten. Mit 15 bin ich dann selbst in die Lehre bei Nino Minner gegangen.
Große Unterstützung vom eigenen Stall
Welche Personen haben Sie entscheidend gefördert? Und was waren die schönsten Momente?
Anna Van den Troost: Lange Zeit habe ich mit Adrie de Vries zusammengearbeitet, von dem ich viel lernen durfte. Aktuell unterstützt mich meine Chefin Yasmin Almenräder und die Besitzer am Stall, und das sehe ich als Hauptgrund für meine Entwicklung. Wir konnten in der Vergangenheit (und hoffentlich in der Zukunft) schöne Erfolge als Team feiern, und ich genieße großes Vertrauen.
Mein schönster Moment im Rennsattel war ganz klar der Listensieg mit Sioux in Baden-Baden. Er ist immer mein Lieblingspferd gewesen, und ich wurde durch Gabi und Marc Rühl sehr unterstützt in den letzten Jahren! Ich habe ihnen viel zu verdanken. Dazu gehört auch der sechste Platz in der Diana mit der von Rühls gezogenen und von UNIA Racing gepachteten Spirit of Dreams. Sie ist Sioux in vielen Dingen sehr ähnlich und so erinnert sie mich täglich an ihn.
Ein ganz besonderes Pferd ist natürlich auch Dormio, mit dem ich in zwei Jahren acht Rennen, inklusive eines Superhandicaps und einen Ausgleich II gewinnen konnte. Jeder Sieg ist etwas Besonderes, und ich freue mich immer, wenn ich gewinne.
„Mein Traumberuf“
War Jockey schon immer Ihr Traumberuf? Oder welche Laufbahn hätten Sie sich sonst vorstellen können?
Anna Van den Troost: Das kann ich kurz und knapp mit Ja beantworten. Während ich das erste Ponyrennen ritt, wusste ich „das ist mein Traumberuf“.
Haben Sie Ihre Entscheidung schon einmal bereut? Wie sehr waren Sie vom Verletzungspech verfolgt?
Anna Van den Troost: Wirklich bereut habe ich nichts, aber es gibt immer mal schlechtere Zeiten. Zum Glück habe ich aktuell viel Glück mit meiner Gesundheit, und Verletzungspech hatte ich eher am Anfang.
Wie schwer ist für Sie der Kampf um das Gewicht? Und wie halten Sie sich sportlich und in Sachen Ernährung fit?
Anna Van den Troost: Aktuell habe ich gar kein Problem mit dem Gewicht und kann auch niedrige Gewichte mühelos reiten. Ich ernähre mich gesund und muss nicht hungern. So macht es mir alles viel leichter. Um fit zu bleiben mache ich natürlich Sport wie Krafttraining, Fahrrad fahren und Yoga.
„Ich halte mich an die Order“
Man sagt Ihnen ein besonderes Gespür bei der Einteilung eines Rennens von der Spitze aus nach. Ist das Ihre Lieblingstaktik?
Anna Van den Troost: Natürlich macht es Spaß, ein Rennen von vorne zu bestreiten, denn da wird man nicht behindert, aber ich halte mich an die Order. Ich kann genauso gut im Feld reiten, das hängt natürlich vom Pferd ab.
Gibt es immer noch Nachteile für Frauen im Rennsattel in Deutschland? Sie und Sibylle Vogt sind ja die besten Beispiele, dass man auch als Reiterin Top-Erfolge landen kann.
Anna Van den Troost: Ich bin sehr zufrieden mit der Lage aktuell in Deutschland und glaube, dass wir uns genug durchgesetzt haben, um von den Männern ernstgenommen zu werden. Selbstverständlich würde ich mich trotzdem über 1,5 Kilo Damenerlaubnis wie in Frankreich freuen.
Gibt es Pläne, im Winter im Ausland zu reiten?
Anna Van den Troost: Nein. Außer in Mons und Frankreich werde ich in Deutschland bleiben.
Welche Hobbys pflegen Sie, wenn einmal keine Rennen sind?
Anna Van den Troost: Neben dem Rennen reiten verbringe ich viel Zeit in meinem Gemüsegarten. Darüber hinaus habe ich viele Pflanzen und pflege meinen grünen Daumen. Wenn ich unterwegs bin, lese ich viel und mache natürlich Sport.