Friederike Schloms ist seit wenigen Monaten Trainerin in Hoppegarten.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet sie über ihre Hoffnungen.
Sie haben zu Beginn des Jahres den Rennstall von Uwe Stech übernommen. Wie kam es dazu? Was haben Sie von ihm in den letzten Jahren lernen können?
Friederike Schloms: Die Übernahme des Rennstalls wurde schon vor langer Zeit geplant. 2018 habe ich mit dem Pferdewirtschaftsmeister begonnen. Schon damals war angedacht, dass ich den Rennstall übernehmen werde. Ich habe jahrelang an der Seite von Uwe Stech gearbeitet und durfte jede Menge von ihm lernen. Angefangen vom Training bis hin zum Management.
Wie waren Ihre Anfänge im Rennsport? Hatten Sie den Trainerberuf stets im Blick? Was waren Ihre bisherigen Stationen und Aufgaben?
Friederike Schloms: Mit dem Rennsport bin ich tief verwurzelt, schon im Kindergartenalter bin ich im Rennstall gewesen. Der Graditzer Hof in Neuenhagen war wie mein zweites Zuhause. Nach einer klassischen Reitausbildung bin ich dann als Amateur in den Rennsattel gestiegen. Der Wunsch, Public-Trainer zu werden, kam erst viele Jahre später. Meine Ausbildung habe ich als tiermedizinische Fachangestellte in einer Pferdeklinik absolviert. Dort konnte ich jahrelang viel Erfahrung sammeln. Um mein Fachwissen zu erweitern, war ich nach der Pferdeklinik für zwei Jahre in einer Berliner Kleintierklinik angestellt. Nach dieser Zeit habe ich bei meiner Mutter Gabriele und bei Uwe Stech, als Assistenztrainerin und Futtermeisterin, im Rennstall angefangen. 2014 habe ich zusätzlich ein zweijähriges Studium zur Tierphysiotherapeutin abgeschlossen, womit ich mir ein zweites Standbein aufgebaut habe. Von 2018 bis September 2019 habe ich meinen Pferdewirtschaftsmeister absolvieren.
Wie groß ist das Risiko in der heutigen Zeit, selbständiger Trainer zu werden? Haben die meisten Besitzer den Wechsel mitvollzogen?
Friederike Schloms: Ein Risiko gibt es immer. Das Rennstallunternehmen wird seit 2000 von meiner Mutter als Geschäftsführerin und Inhaberin geführt, somit hat sich an der Leitung nichts geändert. Gabriele Stech ist nach wie vor Inhaberin und Geschäftsführerin, und ich bin in ihrem Unternehmen im Angestelltenverhältnis. Die meisten Besitzer haben den Wechsel mitvollzogen, da sie weit im Voraus darüber informiert wurden, dass dieser Trainerwechsel stattfinden wird.
„Wir sollten also in der Corona- Krise nicht nur das Negative sehen“
Wie stark wurden Sie durch die Corona-Krise zurückgeworfen? Auf welche Pferde setzen Sie in den nächsten Wochen die meisten Hoffnungen?
Friederike Schloms: Durch die Corona- Krise habe ich das Training meiner Pferde etwas runtergefahren. Keiner konnte konkret sagen, wann es los- bzw. weitergeht. Als es sich dann abzeichnete, dass die Leistungsprüfungen wieder durchgeführt werden, habe ich die Trainingsintensität meiner Pferde wieder erhöht.
Die Corona- Krise hat jeden einzelnen bei uns im Sport zurückgeworfen. Fakt ist, dass wir das Beste draus machen müssen. Und was Deutscher Galopp, einzelne Besitzer und Aktive auf die Beine gestellt haben, zum Beispiel mit Wetten dass…?!? und die fantastischen Liveübertragungen unserer Leistungsprüfungen, gebührt hohen Respekt. Wir sollten also in der Corona- Krise nicht nur das Negative, sehen sondern auch das Positive. Auch wenn es in manchen Dingen schwerfällt.
Meine Hoffnung setze ich auf meine Dreijährigen. Spannend wird es aber auch um Silken Mary, Louna Amica, Alpinius und Tandilo. Ganz besonders hoffe ich, dass die Stute Viva la Corsa schnellstmöglich wieder fit wird und an den Start kommt. Sie hatte sich nach ihrem Sieg in Hoppegarten leider eine Verletzung zugezogen.
Optimale Trainingsmöglichkeiten
Aktuell stehen 13 Pferde auf Ihrer Trainingsliste. Wie stark könnten Sie noch erweitern? Wie sind die Trainingsmöglichkeiten in Hoppegarten?
Friederike Schloms: Kapazitäten haben wir für rund 30 Pferde. Unsere Trainingsmöglichkeiten in Hoppegarten sind optimal. Die Anlage ist ca. 60 Hektar groß und wird täglich gepflegt. Es gibt drei Sandbahnen, zwei von ihnen fließen ineinander. Der Rundkurs der Sandbahnen beträgt circa 3300 Meter. Bergauf Training, durch einen großen Anberg und zwei kleinere Berge, ist möglich. Bei Bedarf wird ein Teil der Sandbahn mehrmals am Tag durch eine Beregnungsanlage bewässert. Zusätzlich haben wir eine rund 1000 Meter lange gerade Sandbahn, zahlreiche Reitwege im Wald und eine Trainingsgrasbahn direkt auf der Rennbahn.
Mit 31 Jahren stehen Sie noch ganz am Beginn Ihrer Laufbahn. Was sind Ihre Ziele für dieses Jahr und die nächsten Jahre?
Friederike Schloms: Mein Ziel ist ganz klar: Zufriedene Besitzer, erfolgreiche und gesunde Pferde. Das heißt im Großen und Ganzen, jedem Besitzer und jedem Pferd individuell gerecht zu werden. Jeder hat an seine Pferde unterschiedliche Ansprüche. Diese sollten, je nach Leistungsvermögen des Pferdes, umgesetzt werden. Hierfür habe ich beste Trainingsbedingungen und ein hervorragendes Team, aus Angestellten und Amateuren, an meiner Seite. Zusätzlich bin ich bestrebt eine gesunde Altersstruktur an Pferden im Stall zu haben. Und eines haben Besitzer und Trainer am Ende wohl alle gemeinsam, wir wollen unsere Pferde auf der Bahn sehen und das am liebsten mit der Nase vorn.
Fleiß, Arbeit, Glück und jede Menge Mut
Was sind Ihre Erfolgsprinzipien? Wie läuft ein normaler Tag ab?
Friederike Schloms: Erfolgsprinzipien? Ich setzte mir persönlich immer wieder neue Ziele, die ich nach und nach versuche, zu erreichen. Erfolg kommt in meinen Augen von Fleiß, Arbeit, Glück und jeder Menge Mut. Ich habe für jedes einzelne Pferd in meinem Stall Ziele und diese Ziele werden von Zeit zu Zeit weiter ausgebaut.
Um 5.30 Uhr morgens beginnt der Tag im Rennstall, die Pferde bekommen ihr Stehfutter, danach wird die Lottafel geplant, und dann geht es los. Alle Pferde werden täglich bewegt, trainiert und gepflegt. Nach dem Training gehen die Pferde auf die Weide bzw. auf den Paddock, werden ggf. inhaliert, gehen unters Solarium und werden von Kopf bis Huf versorgt. Um 12 Uhr gibt es die Mittagsration an Kraftfutter und Raufutter. Danach ist Mittagspause. Am Nachmittag geht es weiter, die Pferde kommen zur leichten Bewegung in die Führanlage bzw. nochmal auf die Koppel. Danach erhalten sie ihre Abendration an Kraftfutter und Heu.
Was sind Ihre Lieblingsbahnen und bevorzugten Jockeys, und warum?
Friederike Schloms: Eine meiner Lieblingsbahn ist natürlich Hoppegarten, die Bahnführung ist für alle Pferde fair, und der Anberg in der Zielgeraden ist für Pferd und Jockey anspruchsvoll. Nicht zu vergessen ist die 1400 Meter lange Gerade Bahn.
Ich mag es, wenn Jockeys Taktiker sind. Am Ende kann man als Trainer seine Order geben, wie man möchte, der Rennverlauf wird entscheiden und ganz klar, der Jockey hat die Zügel in der Hand. In Stresssituationen ruhig zu bleiben und in der richtigen Sekunde die richtige Entscheidung zu treffen, ist nicht immer ganz einfach. Ich würde mit keinem Jockey gerne tauschen wollen. Sie haben zum Teil einen sehr undankbaren Job. Treffen sie in einer Sekunde die richtige Entscheidung sind sie die Größten, treffen sie die falsche Entscheidung, ernten sie Kritik, die nicht immer gerechtfertigt ist.
Was wünschen Sie sich für den deutschen Galopprennsport?
Friederike Schloms: Wir sitzen alle im selben Boot und wissen, wenn wir realistisch sind, wie es unserem Galopprennsport wirtschaftlich geht. In den letzten Wochen wurde unsere Medienpräsenz deutlich mehr ausgebaut. Ich hoffe, dass Deutscher Galopp am Ball bleibt und dies so weiter umsetzen kann. Jeder, der in unserer Branche arbeitet, kann etwas tun, vor allem öffentlich, unseren Sport mit Herzblut und jeder Menge Engagement vertreten. Wir brauchen dringend mehr Nachwuchs, nicht nur im Arbeitssattel und Rennsattel, sondern auch am Führzügel, vor der Wettkasse, Unterstützer der Rennvereine und vor allem Nachwuchs an Besitzern, Züchtern und Trainern. Mit Herzblut für Vollblut. Das wünsche ich mir.