Das Championat der Amateurrennreiter 2022 in Deutschland ging 2022 an einen jungen Mann aus den Niederlanden: Der 22-jährige Gijs Snijders holte sich mit sieben Treffern hierzulande den Titel. Aber schon in den Jahren zuvor hatte er häufig auf sich aufmerksam gemacht. Gründe genug für ein Exklusiv-Insider-Talk mit Gijs Snijders, dessen Lebensgefährtin Romy van der Meulen erfolgreiche Besitzertrainerin ist, auf dem RaceBets-Blog.
Nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zum Championat 2022. Was bedeutete Ihnen dieser Titel? Und wie haben darauf hingearbeitet?
Gijs Snijders: Der Titel war ein schöner Jahresabschluss von einem tollen Jahr. Ich möchte mich auch bei allen Besitzern und Trainern bedanken, die mir erneut ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich achte immer darauf, dass ich täglich reite, damit ich fit genug bleibe, um am Rennen teilzunehmen.
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Keine Zeit für Gewichtemachen
Besonders gut lief es für Sie im letzten Frühjahr, ehe eine ruhigere Zeit ab Mitte Juni folgte. Können Sie die Saison kurz rekapitulieren?
Gijs Snijders: Das hat damit zu tun das ich keine Lust oder Zeit habe, Gewicht zu machen, wenn ich volles Programm habe mit dem Studium. Auch gibt es immer mehr Möglichkeiten für Ritte, wenn viele Jockeys im Ausland sind.
Es fällt auf, dass Sie in aller Regel hohe Gewichte reiten. Wie ist der aktuelle Stand bei Ihnen beim Kampf um die Kilos? Und was müssen Sie dafür tun?
Gijs Snijders: Während meiner Lehre als Jockey habe ich immer 55 Kilo geritten. Dann bemerkte ich, dass mein Körper für die täglichen Aktivitäten nicht mehr richtig funktionierte. Ich habe mich jetzt entschieden, mit einem „gesunden“ Gewicht zu reiten. Das macht einfach viel mehr Spaß. Ich halte mich nicht mehr an einen Diätplan und habe auch wieder Spaß mit Freunden. Trotzdem mache ich jeden Tag Sport, um mein Gewicht niedrig zu halten. Mein normales Körpergewicht betragt 65 Kilo. Ein Kilo für ein Rennen abnehmen geht gemütlich.
„Jockey wäre mein Traumberuf, aber realistisch war es nicht“
Wenn wir uns recht erinnern, dann hatten Sie vor Jahren sogar einmal überlegt, als Reiter auszuhören oder eine Pause eingelegt. Ist das richtig, und woran lag es, dass sie wieder zurückgekommen sind? Wäre eine Profi-Laufbahn nichts für Sie gewesen?
Gijs Snijders: Die Ausbildung zum Pferdewirt hat mir keinen Spaß mehr gemacht wegen des ständigen Abnehmens. Mir wurde auch klar, dass ich, wenn ich später eigene Pferde haben möchte, ein weiteres Studium absolvieren muss. Deswegen habe ich mich für Maschinenbau entschieden. In Deutschland darf man einige Jahre nicht reiten, bevor man wieder eine Amateur-Lizenz bekommt, deswegen habe ich ein Pause eingelegt. Danach fing es wieder an zu kitzeln, und ich freue mich, dass ich als Amateur wieder viele Möglichkeiten bekomme. Als Profi war es wegen des Gewichts nichts für mich, und nur wenige können gut davon leben. Trotzdem wäre es mein Traumberuf, aber realistisch war es nicht.
„Wir betreiben den Rennsport als Hobby“
Ihre Freundin Romy van der Meulen leitet das Training in den Dutch Master Stables von Lucien van der Meulen. Wie bringen Sie persönlich sich in die Vorbereitung der Pferde ein? Wie kann man sich die Aufgabenverteilung im Familienbetrieb vorstellen?
Gijs Snijders: Ich bin fast jeden Tag im Stall, morgens oder abends. und helfe Romy, wo es nötig ist. Ich habe einige Lots, die ich oft abends reite, wenn ich wegen der Schule morgens keine Zeit habe.
Die Aufgabenverteilung ist ziemlich einfach. Lucien kauft die Pferde und macht die Nennungen.
Seine Frau Anke macht das Frühstück. Romy arrangiert alles und sorgt dafür, dass jeden Tag Personal anwesend ist.
Ich helfe, wo es möglich ist, und gebe meine Meinung darüber ab, was am besten ist. Wir haben ein tolles Team mit Leuten, die nicht davon leben müssen, sondern es als Hobby betreiben. Wir machen alles zusammen als Team, und jeder weiß, was er tun soll. Dadurch gibt es nicht wirklich feste Aufgaben für bestimmte Personen.
In den Niederlanden hat der Rennsport in den vergangenen Jahren einen starken Niedergang erlebt. Wie ist die Situation aktuell? Und wie wichtig sind die Rennen in Deutschland oder Belgien für Sie?
Gijs Snijders: Der Rennsport in den Niederlanden ist fast ausgestorben, und ich bin gespannt, wie viele Rennen es dieses Jahr geben wird. Belgien und Deutschland sind wichtig für uns, aber für diese Länder sieht es auch nicht mehr so gut aus wie fruher.
Woher kommt Ihre Begeisterung für den Sport? Und wie hat alles angefangen?
Gijs Snijders: In dem Dorf, in dem ich wohne gibt es jeden Jahr ein Traditionsrennen (Metworstrennen), deswegen haben wir viele trainer in Boxmeer. Das ist auch der Grund, dass ich angefangen habe zu reiten.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag für Sie aus?
Gijs Snijders: Ich befinde mich derzeit im letzten Jahr meines Studiums. Wenn ich Zeit habe, beschäftige ich mich mit den Pferden. Und ich habe jetzt auch mein eigene Besitzertrainer-Lizenz.
Ich hoffe, nach dem Studium einen guten Job zu bekommen, damit ich mir als Besitzertrainer selbst einige Pferde leisten kann.
„Die Titelverteidigung ist nicht realistisch“
Auf welche Pferde freuen Sie sich in diesem Jahr besonders? Und ist die Titelverteidigung ein realistisches Ziel?
Gijs Snijders: Ich freue mich besonders auf Honore Daumier, weil das einfach mein Lieblingspferd ist. Mit seiner Marke wird es halt nicht mehr einfach sein. Ich glaube, dass wir für dieses Jahr wieder schöne neue Pferde gekauft haben, die viel Spaß machen. Die Titelverteidigung ist nicht realistisch, weil die Amateurrennen in Deutschland so komisch ausgeschrieben sind, dass Jockeys mit einem Amateur-Gewicht dort gar nicht reiten können. In anderen Ländern gibt es Amateurrennen ab 62 Kilo, so wie wie das sein soll. Deswegen ist es nicht machbar, Champion zu werden gegen Leute, die 52 Kilo schaffen.
Abschließend: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Und welche Rolle werden Pferde dann für Sie spielen?
Gijs Snijders: Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren noch immer ein oder 2 Vollblüter besitzen werde.