Seit Mai 2021 sind Sie Geschäftsführer der Besitzervereinigung für Vollblutzucht und Rennen e.V. Das war mitten in der Corona-Zeit. Welches waren seither Ihre wichtigen Aufgaben und Probleme, die Sie lösen konnten?
Marc Sonnenburg: Zu Beginn waren die Einschränkungen rund um die Corona-Krise das vorherrschende Thema. Durch Bemühungen auf Seiten des Dachverbandes, der Rennvereine und der BV konnten wir im Jahr 2022, als erste Sportart, wieder Veranstaltungen mit Besuchern abhalten. In diesem Zusammenhang waren auch die Rennpreise ein großes Thema und konnten 2022 wieder auf das „Vor-Corona-Niveau“ angehoben werden.
„Wir kämpfen stetig für die Erhöhung der Rennpreise“
Die Anzahl der Besitzer in Deutschland und der Pferde in Training ist weiter zurückgegangen. Wie kann dieser Trend gestoppt werden?
Marc Sonnenburg: Folgen der Corona-Verluste, sowie die weltweite Wirtschaftskrise machen es Besitzern und Züchter zunehmen schwer, Pferde im Training und den Gestüten zu halten. In sämtlichen Bereichen sind die Kosten gestiegen. Der Weg diese Kosten für die einzelnen Akteure zu verringern und Besitzer im Sport zu halten, sind Besitzergemeinschaften, sowie die Erhöhung der Rennpreise, für welche wir stetig kämpfen.
Wie wichtig sind Besitzergemeinschaften aus Ihrer Sicht? Gerade gewann Fantastic Moon für Liberty Racing das Derby.
Marc Sonnenburg: Siege wie die von Liberty Racing sind für den gesamten Sport ein großer Erfolg. Zu sehen, wie sich so viele Besitzer auf dem Siegerehrungspodest freuen, ist schon sehr emotional. Dies zeigt sehr deutlich, dass das Modell der Besitzergemeinschaften der Weg in die Zukunft sein kann. Vorreiter wie Australien oder auch England, haben bereits gezeigt, wie wichtig es ist, über kostengünstige Beteiligungen Menschen für den Rennsport zu begeistern. Leider ist das Modell in Deutschland aus steuerlicher Sicht nicht ganz einfach umzusetzen, wir treten jedoch im Moment in engen Kontakt zu Steuerfachexperten, um mögliche Konstellationen zu erarbeiten.
„Gegebenenfalls muss die Anzahl der Renntage angepasst werden“
Die Preisgelder wurden in diesem Jahr erhöht, aber dennoch gibt es in Ländern wie Frankreich viel mehr Geld zu verdienen, was überall hierzulande zu Startermangel führt. Müssten Renntage reduziert werden, um das zu ändern, oder was würden Sie von einer Konzentration getreu dem Motto „Weniger ist mehr“ halten?
Marc Sonnenburg: Weniger Starter pro Rennen sehen für Besitzer auf den ersten Blick schön aus, da es höhere Gewinnchancen gibt, jedoch können sich die Rennvereine auf längere Sicht so nicht finanzieren. So sind z.B. kleine Felder für den Wettumsatz nicht förderlich. Gegebenenfalls muss die Anzahl der Renntage dann angepasst werden.
Wie stark ist für Sie persönlich der Zeitaufwand Ihrer Arbeit für die BV? Und welche Punkte wollen Sie aktuell besonders angehen?
Marc Sonnenburg: Ich bin jede Woche drei Tage in Köln vor Ort und arbeite die restlichen Tage von Frankfurt aus. Das aktuelle Thema ist es, neue Besitzer zu gewinnen. Wie oben bereits erwähnt, führt ein möglicher Weg hierzu über Besitzergemeinschaften. Auch Themen rund um den Tierschutz beschäftigen uns im Vorstand der BV sehr stark.
Wie wollen Sie junge Menschen begeistern, sich ein oder mehrere Pferde zuzulegen?
Marc Sonnenburg: Im ersten Schritt müssen wir versuchen junge Menschen, in Zusammenarbeit mit den Rennvereinen, auf die Rennbahnen zu bringen und für unseren Sport zu begeistern. Da die meisten jungen Menschen sich alleine kein Rennpferd leisten können, ist auch hier der Weg der Besitzergemeinschaften die Lösung.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten Gregor Baum?
Marc Sonnenburg: Die Zusammenarbeit mit Gregor Baum läuft sehr gut. Er und die ganze Familie Baum stecken sehr viel ehrenamtliche Zeit, Energie und Geld in den deutschen Rennsport. Gregor Baum verfolgt seine Ziele immer mit Nachdruck und seine Leidenschaft für die Vollblüter spürt man in jeder Sekunde.
„Wir blicken gespannt in die Zukunft“
Wie ist Ihre Halbjahresbilanz im Gestüt Etzean?
Marc Sonnenburg: Mit der Decksaison 2023 sind wir zufrieden. Sowohl Waldpfad als auch Japan haben ordentliche Bücher gedeckt und lassen uns gespannt in die Zukunft blicken. Im Rennstall lief es in der ersten Jahreshälfte noch nicht so rund. Wir hoffen auf die zweite Saisonhälfte im Herbst.
Welche Pferde sind die Hoffnungsträger für die nächsten Monate?
Marc Sonnenburg: Bei unseren Dreijährigen hat sich in diesem Jahr noch nicht so viel Talent gezeigt, daher liegt die Hoffnung auf den Zweijährigen.
Was sind neben den Pferden Ihre bevorzugten Freizeitbeschäftigungen?
Marc Sonnenburg: Wenn ich es zeitlich schaffe, gehe ich gerne Golf spielen und verbringe Zeit mit meiner Tochter bei meinen Warmblütern.
Welche Rennveranstaltungen im In- und Ausland stehen auf Ihrer Agenda?
Marc Sonnenburg: Im Inland möchte ich es unbedingt mal nach Bad Harzburg schaffen. Im Ausland reizen mich besonders der Melbourne Cup und Royal Ascot.