Zehn Renntage wird es 2023 auf Deutschlands Parade-Hippodrom Baden-Baden-Iffezheim geben. Am Donnerstag, 18. Mai, fällt der Startschuss zum Frühjahrs-Meeting, dem drei Termine umfassenden ersten Rennfestival des Jahres. Stephan Buchner, Geschäftsführender Gesellschafter des Veranstalters Baden Galopp, und sein Team freuen sich wie alle Turffans auf die tollen Tage an der Oos. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Buchner seine Erwartungen und Pläne.
Das Frühjahrs-Meeting in kompakter Form mit drei Renntagen an vier Kalendertagen steht vor der Tür. Sportlich lässt es mit drei Gruppe- und drei Listenrennen keine Wünsche offen. Was sind aus Ihrer Sicht die Haupt-Highlights?
Stephan Buchner: Die sportlichen Highlights sind natürlich die Gruppe- und Listenrennen. Der absolute Höhepunkt soll selbstverständlich der Grosse Preis der Badischen Wirtschaft werden, hoffentlich mit dem Duell Mendocino gegen Sammarco. Wir freuen uns aber auch auf das Derby – und das Diana Trial, weil sich hier sicher einige hoffnungsvolle Dreijährige vorstellen werden.
„Zufrieden, wenn wir die Wettumsätze von letztem Jahr halten können“
Aufgrund der erhöhten Rennpreise sind natürlich auch die Kosten für einen Veranstalter gestiegen. Wie sind Ihre Umsatzerwartungen? Welche Rolle spielen hierbei Großwetten wie die Vierer- und die „7 gewinnt!“-Wette?
Stephan Buchner: Nicht nur aufgrund der höheren Rennpreise. Wir haben, wie alle, enorme Kostensteigerung in den Bereichen Personal und Energiekosten, die wir im Grunde nicht an unsere Kunden (Besucher, Sponsoren) weitergeben können. Das ist ein großes Problem, wir sprechen da über ca. 200.000 Euro Mehrkosten gegenüber 2022. Beim Wettumsatz wären wir schon zufrieden, wenn wir die Wettumsätze von letztem Jahr, die im Frühjahrs-Meeting sehr gut waren, halten könnten. Die Viererwette ist ein sehr wichtiger Baustein, sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag, deshalb werden wir in jedem Fall zwei am Tag, möglicherweise am Sonntag sogar drei davon anbieten. Die „7 gewinnt!“-Wette ist meiner Meinung nach für den Gesamtsport wichtig, der einzelne Rennverein bekommt einen Zuschuss von 1.000 Euro pro Rennen. Das ist schön, aber für unsere Kalkulation nicht entscheidend.
Wie ist die aktuelle Sponsoren-Situation beim Frühjahrs-Meeting? Mit der Japan Racing Association und Tattersalls konnten sie neue Partner gewinnen.
Stephan Buchner: Ja, das freut uns sehr, wenngleich ich richtigstellen muss, dass beide bereits Partner waren, ihr Engagement aber jeweils deutlich angehoben haben. Davon abgesehen haben alle Rennen einen Partner gefunden, so dass wir insgesamt zufrieden sind. Auch im Bereich Sponsoring wird die Arbeit leider nicht einfacher. Meistens geht es zwei Schritte vor und dann wieder einen zurück.
Familientag und Party-Stimmung
Ihre Mannschaft ist bekannt dafür, auch stets ein tolles Rahmenprogramm anzubieten, damit die Besucher auch während und nach den Rennen Abwechslung haben. Was ist diesmal vorgesehen?
Stephan Buchner: Am Donnerstag findet traditionell der Familientag statt, mit zahlreichen Aktionen für Groß und Klein. Es wird viele Spielmöglichkeiten für die Kinder geben, unser großes Maskottchen-Rennen und, gleich zu Beginn, eine Freibier-Aktion. Der Tag wird dann nach dem letzten Rennen durch eine „die neue welle“ Party abgerundet. Außerdem wird „Miss Iffi“, unser elektrisches Pferd, an allen Renntagen für die Besucher zur Verfügung stehen, so dass jeder einmal das Gefühl eines Jockeys nachempfinden kann.
„The Finisher“ mit neuem Konzept
Sie haben einmal davon gesprochen, auf der Rennbahn einen „Wohlfühl-Faktor“ schaffen zu wollen. Was erwartet die Besucher in dieser Hinsicht? Und gibt es Neuerungen gegenüber früheren Jahren auf dem Gelände?
Stephan Buchner: Wir haben ja in den letzten beiden Jahren einige neue Bereiche geschaffen, insbesondere die Beach Area und das Café am Führring. In diesem Jahr gibt es vor allem Neuerungen in der Bénazet Tribüne, denn im Champions- und Sponsors Club konnten wir mit Rizzi & Friends einen neuen Caterer gewinnen, der in und um Baden-Baden für innovative Küche auf höchstem Niveau steht. Außerdem haben wir den ehemaligen Members Club in „The Finisher“ umbenannt und das Konzept geändert. Es handelt sich jetzt nicht mehr um einen Club, sondern jeder kann Tickets für diese exklusive Location erwerben.
Bei der Grossen Woche wird der Grosse Preis von Baden erstmals mit 400.000 Euro dotiert sein. Vor einem Jahr starteten bei deutlich geringerem Preisgeld nur vier Pferde. Sie haben hier die Gelegenheit, einen Aufruf an die Aktiven zu starten, weshalb sie mit ihren Pferden in dem Top-Highlight dabei sein sollten. Was macht dieses Rennen so einzigartig, auch im Hinblick einer Vorbereitung auf den Arc?
Stephan Buchner: Ob es im Hinblick auf die Arc-Vorbereitung einzigartig ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall war die Route Grosser Preis von Baden – Prix de l’Arc de Triomphe schon mehr als einmal das Erfolgsrezept für einen Sieg in Paris. Für uns ist es natürlich einzigartig, weil es unser wichtigstes Rennen ist und das mit der deutschlandweit höchsten Dotierung abgesehen von Derby und Diana. Wir hoffen, mit der höheren Dotierung natürlich auf ein größeres Teilnehmerfeld und eine bessere Resonanz aus dem Ausland.
Volle Konzentration auf die drei Meetings
Nicht stattfinden wird in diesem Jahr der Winterzauber-Renntag. Gibt es dennoch Möglichkeiten, in Zukunft die Anzahl der Renntage noch zu erhöhen? Oder konzentriert man sich auf die drei Meetings?
Stephan Buchner: Der Winterzauber-Renntag war eigentlich wunderschön, das Wetter hat mitgespielt und der Besuch war hervorragend. Leider hat die Umsetzung des Weihnachtsmarktes und das Catering nicht so gut funktioniert. Davon unabhängig haben wir aber gelernt, dass ein einzelner Renntag in Iffezheim, gerade auch zu dieser Jahreszeit, doch mit zu viel Aufwand verbunden ist. Die Grundkosten sind einfach sehr hoch. Hinzu kommen jahreszeitbedingte Probleme, wie fehlendes Wasser in den Toiletten außer in der Waage und der Bénazet Tribüne, und wenn es in der Nacht zwei Grad kälter gewesen wäre, wäre das Geläuf wohl gefroren gewesen. Wir haben es ausprobiert, wir haben daraus gelernt, und jetzt konzentrieren wir uns erstmal wieder auf unsere drei Meetings.
Welche Drittveranstaltungen wird es in diesem Jahr geben? Und welchen Anteil haben diese am Gesamtgeschäft?
Stephan Buchner: Wir hatten im Januar bereits über einen Monat einen großen Rummelplatz auf dem Gelände, der, gerade im Dunkeln, für eine traumhafte Kulisse gesorgt hat, aber mit ähnlichen winterbedingten Problemen zu kämpfen hatte wie unser Dezember-Renntag. Im März fand dann mit der „Rotor“ die erste Messe statt, und im weiteren Verlauf des Jahres sind noch verschiedene Messen und Firmenveranstaltungen geplant. Eventuell wird es in diesem Jahr auch noch eine Konzertreihe geben, vielleicht aber auch erst 2024. Insgesamt tragen die Drittveranstaltungen einen nicht unerheblichen Teil zu unserer Gesamtfinanzierung bei, sind aber teilweise auch mit sehr hohem Organisationsaufwand verbunden.
In der Trainingszentrale wäre noch Platz für weitere Trainer. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Stephan Buchner: Alle Trainer, die in Iffezheim sind, äußern sich sehr zufrieden mit den Trainingsbahnen. Mir ist auch nicht bekannt, dass es hier Abwanderungsgedanken gibt. Es sind noch weitere Stallungen frei, dazu gab es ja vor kurzem wieder eine entsprechende Anzeige, allerdings läuft die Vermietung bekanntlich nicht über uns.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich vom und für den deutschen Rennsport in naher Zukunft wünschen?
Stephan Buchner: Dass die Vernunft siegt.