Das Kiplingcotes Derby ist ein besonderes Pferderennen, das vor einer ungewissen Zukunft steht. Erstmals gelaufen wurde das älteste Rennen in England im Jahr 1519 in der gleichnamigen Ortschaft. Dort befindet sich keine Rennbahn und es starten auch nicht zwingend Vollblüter. Diese Rasse gibt es ja bekanntlich erst seit dem frühen 18. Jahrhundert. Corona zwang nun zweimal in Folge zu einer Absage, was für die Organisatoren aus einem speziellen Grund problematisch ist.
Gelaufen seit 1519
In der offiziellen Sprache heißt es, dass das Kiplingcotes Derby offen für alle Pferde ist und für jedes Alter. Die Reiter müssen die alte englische Maßeinheit von 10 Stone in den Sattel bringen, wobei dieser nicht mitgewogen wird. Ein geringeres Gewicht muss ausgeglichen werden. Die Distanz beträgt genau vier Meilen, das Rennen führt also über 6400 Meter. Und zwar über unbefestigte, oftmals schlammige Streckenabschnitte.
Während der Sieger gefeiert wird und traditionell genau 50 Pfund als Belohnung erhält, bekommt der Zweite als Trost das meiste Preisgeld. Jedenfalls in vielen Jahren. Dieses wird über die Teilnahmegebühren finanziert. Das bedeutet: je mehr Starter desto mehr Geld. Traditionell beginnt der alljährlich Ende März angesetzte Tag dieses Events (es ist immer der dritte Donnerstag im Monat um 11 Uhr am Vormittag) mit einem Verlesen der Regeln und einem öffentlichen Wiegen aller teilnehmenden Reiter, ehe diese in den Sattel steigen und zum Start reiten.
Alte Regeln
Tatsächlich sind alle Ergebnisse des Kiplingcotes Derby seit dem Jahr 1519 offiziell verzeichnet. Dieses spezielle Rennen zieht jedes Jahr tausende von Zuschauern in der Grafschaft Yorkshire (Region East Riding) an, die an der Strecke stehen und den Pferden und Reitern zujubeln. Das letzte Mal war dies im März 2019 der Fall. Womit wir jetzt ein Problem benennen müssen. Eine der Regeln dieses Rennens ist nämlich, dass es nie abgesagt werden darf, ansonsten ist das Kiplingcotes Derby für immer verloren.
Die Corona Pandemie führte jedoch sowohl im März 2020 als auch im März 2021 zu einer Absage. Das haben bis dahin nicht einmal widrigste Witterungsbedingungen oder Kriege geschafft. Wobei es im vorigen Jahr zumindest eine Art Pseudo-Rennen zwischen zwei Reitern namens Ferkin und Harry gab, um die Tradition aufrecht zu erhalten. Ähnliches geschah einmal im sehr strengen Winter des Jahres 1947, als nur ein alter Bauer den Ritt auf sich nahm. Es war wohl das erste Mal, dass ein solcher Trick angewendet werden musste, um die Regularien auszuhebeln. Auch während der grassierenden Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001 bestritt ein einsamer Reiter dieses Rennen, um es zu erhalten. Im März 2018 stand die Strecke unter Wasser – abermals kämpfte sich ein Reiter ins Ziel. Im Vorfeld zum März 2021 hieß es, dass man wieder zumindest einen Reiter auf die Strecke schicken wolle. Ob dies tatsächlich geschah, ist unklar. Es liegen keine Informationen vor.
Wo dieses Rennen gelaufen wird
Wie erwähnt fand dieses Rennen nie auf einer echten Rennbahn statt, sondern auf freier Fläche in der genannten Grafschaft. Auch das ist eine der Besonderheiten. Und leicht zu erklären: natürlich gab es im 16. Jahrhundert noch keine Rennbahnen. Ein Angestellter (so die offizielle Bezeichnung; die Rede ist vermutlich vom Mitarbeiter eines ansässigen Bauern) erhält 5 Schilling (25 Pence) pro Jahr für die Wartung. Kiplingcotes ist eigentlich ein kleiner Weiler in der Nähe von Market Weighton im Osten von Yorkshire. Das Derby beginnt aber traditionell in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs Kiplingcotes und endet auf der Londesborough Wold Farm. Das wurde nie geändert.
Die Zukunft des Kiplingcotes Derby
Die Organisatoren des Kiplingcotes Derby haben Anfang März 2021 angekündigt, die Rückkehr im März 2022 feiern zu wollen. Man darf also wohl davon ausgehen, dass sich ein Reiter mit Pferde gefunden hat, der am dritten Donnerstag im März ab 11 Uhr die Strecke abging, um die seit dem Jahr 1519 anhaltende Tradition fortzusetzen. An historische Regeln halten sich Engländer bekanntlich gerne. Und ein solches Event einfach wegen eines Virus dauerhaft zu beenden, das wird sich keiner der Organisatoren nachsagen lassen wollen. Schließlich sorgte alleine die Feier zum 500. Jubiläum im März 2019 für einen großen Ansturm an Touristen. Wer hätte gedacht, dass es sich um das bisher letzte echte Kiplingcotes Derby handelte.