Selbst einen versierten Trainer von Galopprennpferden kann noch so manches erschüttern – was wäre der Rennsport ohne völlig überraschende Sieger. Auch unsere RaceBets-Profis haben in ihrer Karriere schon so manches erlebt, was einen sensationellen Anstrich hatte. Exklusiv auf unserem Blog berichten die „Ambassadors“ über den überraschendsten Sieger ihrer Laufbahn.
Marco Klein
„Ich hatte gehofft, dass er nicht zu weit abgehängt Letzter wird“
„Es war am 15. März 2009, ein ganz besonderer Tag für mich. An diesem Tag lief zunächst unser Saibaba auf der heute leider nicht mehr existierenden Rennbahn in Frankfurt-Niederrad. Von diesem hatte ich mir viel erwartet, aber er hat uns alle enttäuscht. Doch dann wurde unser zweiter Starter Gold of Dubai zu meinem Sieger, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte.
Meine Schwester hatte ihn übrigens zu ihrem Abitur gekauft. Im Training hatte er absolut nichts verraten. Er war in erster Linie im Einsatz, damit unsere jungen Mädchen Galopps lernten. Doch zurück zu dem Frankfurter Rennen. Ich hatte nur gehofft, dass er nicht zu weit abgeschlagen Letzter werden würde. Im Schlussbogen hat er plötzlich wahnsinnig angepackt und dann mit Andreas Göritz im Sattel sehr leicht gewonnen zu einer Quote von 211:10.
Wir waren komplett überrascht. Es handelte sich um ein Rennen für vierjährige und ältere sieglose Pferde, doch daran werde ich immer zurückdenken. Zunächst hatten wir gedacht, Gold of Dubai hätte Atemwegsprobleme, aber das hat sich nicht bestätigt. Vielmehr mussten wir erst seine Nerven in den Griff bekommen. Das hat wunderbar geklappt.
Er hat später für uns noch ein weiteres Rennen gewonnen und war vielfach platziert. Ich erinnere mich daran, dass er einmal mit Andrasch Starke in Baden-Baden nur ganz knapp geschlagen war. Das Pferd hat uns viel Freude gemacht. Er ist inzwischen Freizeitpferd ganz in der Nähe. Ich habe ihn vor kurzem besucht. Es geht ihm prächtig.“
Christian von der Recke
„Der französische Amateur war nicht so schlecht“
„Da brauche ich nicht lange zu überlegen, das war im Jahr 2005, als Rosenbrief für mich den Großen Preis von Meran gewonnen hat. Nicht die Tatsache des Sieges, sondern die Umstände waren so außergewöhnlich. Er musste gute Chancen haben, galt als Mitfavorit, ich hatte ihn entsprechend vorbereitet auf das Rennen. Es ging um fast 300.000 Euro an Preisgeldern.
Unterwegs hatte Rosenbrief ein Traumrennen. Im Schlussbogen hatte ich ein sehr gutes Gefühl, er ging hinter den beiden vorderen Pferden, doch dann haben sich diese Pferde gelöst und er konnte die Pace plötzlich nicht mehr mitgehen. Diese beiden waren im Kampf um den Sieg und haben die Entscheidung unter sich ausgemacht. Rosenbrief war mit Weile Abstand Dritter. Doch dann kam es zu einer Unwägbarkeiten, die es nur im Rennsport gibt.
Unser Reiter war der französische Amateur Thierry Steeger. Er hat den Daumen in die Luft gehalten und signalisiert, dass er sehr zufrieden sei. Ich war das auch, doch dann meinte er, wir würden das Rennen gewinnen. Ich sagte, dass ich mir das nicht vorstellen könnte, aber dann hat er mir Folgendes erklärt: „Im Schlussbogen, als Rosenbrief hinter den beiden Konkurrenten an dritter Stelle ging, haben diese den Sprung innen genommen und ich bin außen gegangen, daher müssen die beiden anderen disqualifiziert werden wegen falscher Bahn.“
Ich bin zum Siegreiter hin, und das war kein Geringerer als Jim Crowley und habe ihn auf seine Sicht der Dinge angesprochen. Er guckte mich von oben bis unten an und meinte nur: „Ich bin englischer Profi, wir sind in Italien, und Du hattest einen französischen Amateur als Reiter, wer hat da wohl gewonnen?“
Mir war danach eines klar, in zehn Minuten würden wir nicht im Besitz von 60.000 Euro für den dritten Platz sein, sondern entweder hätten wir dann 160.000 Euro für den Sieg gewonnen oder nichts, wenn man uns disqualifiziert hätte. Und tatsächlich Jim Crowley hatte Unrecht, wir haben den Sieg bekommen. Da bin ich zu Crowley nochmals hin und habe zu ihm gesagt: So schlecht war der französische Amateur wohl doch nicht.
Fünf Jahre später hat er für Ralph Beckett in den 1.000 Guineas in Düsseldorf geritten. Beckett hat zu mir gesagt: „Das ist ein sehr guter Reiter.“ Meine Antwort war: „Das weiß ich, durch sein reiterliches Geschick habe ich ein großes Rennen gewonnen.“