Michael Cadeddu über seltsame Pferde

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Ein Jockey hat mit unglaublich vielen Pferden zu tun. Er erlebt viele Geschichten, die direkt mit den Vierbeinern in einem Zusammenhang stehen. Trainer Andreas Wöhler sagte mal: Die Pferde sind wie Kinder. Sie haben Namen, Gesichter und unterschiedliche Verhaltensweisen. Gerade letztere können ungewöhnlich und eigenartig sein. Wir haben unseren RaceBets Botschafter Michael Cadeddu nach seinen seltsamsten Erlebnissen mit Pferden gefragt. Um es vorweg zu nehmen: Er musste lange nachdenken. Aber das hat einen logischen Grund, den er direkt erläutert.

Mister Onyx siegt unter Mikki Cadeddu
Mister Onyx siegt unter Mikki Cadeddu am 25.08.2019 in Baden-Baden.

„Ich musste lange nachdenken, bis mir etwas zu diesem Thema eingefallen ist. Man reitet als Jockey so viele Pferde und hat mit den meisten abgesehen von den Ritten im Rennen nicht viel zu tun. Klar, einige lernt man besser kennen, entweder im Training oder weil man sie sehr oft reitet. Und manche sieht man nach längerer Zeit wieder. Ein gutes Beispiel ist Mister Onyx, den Werner Glanz in München trainiert. Den Mister kannte ich bereits als Jährling und als Zweijähriger. Ich nenne ihn „kleiner Mann“. Schön, dass wir gemeinsam bei der diesjährigen  Woche in Baden-Baden einen Ausgleich 1 gewinnen konnten…

Aber hier soll es ja um sonderbare Fälle gehen. Weird horses war die Formulierung in der englischen Vorgabe für diesen Blog. Ich erinnere mich an ein Pferd in meiner Jugend in Italien. Leider fällt mir der Name nicht ein. Gekauft wurde er als Sprinter, war in kleinem Stall, lief immer mit dem Kopf unten und hat gepullt. Ich habe ihn mit langen Zügeln geritten, das ging ganz gut. Der Trainer dachte irgendwann, dass wir ihn mal in einem 2000 Meter Rennen für Amateure in Mailand laufen lassen können. Das war sowas wie das Derby der Amateure, also wirklich wichtig, auch für mich damals. Es sollte aber eine Amazone reiten, was mich ärgerte.

Wish you Well
Wish you Well am 22.09.2018 in Köln.

Ich bin trotzdem mit auf die Bahn gefahren. Wir hatten nämlich noch ein anderes Pferd im Transporter. Aiyazosky kannte ich bereits aus England, wo ich mal quasi auf Fortbildung war. Er hatte eine große Narbe oberhalb des Mauls, war schon optisch ein seltsames Pferd. Und er war mein Liebling. Ich ritt ihn sogar über Hürden jeden Morgen. Ich saß also im Transporter und war nicht sonderlich guter Stimmung. Aber dann sagte man mir, dass das mit dem Ritt des Mädchens nur ein Scherz war. Ich durfte reiten und gewann knapp vor dem damaligen italienischen Star-Amateur Stefano Botti. Und Aiyazosky wurde Zweiter in einem Gruppe 1-Hürdenrennen.

Ebenfalls in Italien erlebt habe ich folgendes: Danubio Blue war ein wirklich tolles Pferd, ungeschlagen auf Sand bei sieben Starts, dann international aktiv. Aber er hatte Eigenarten. Manchmal ging er auf die Bahn und wenn er keine Lust hatte, blieb er stehen. Oder er rannte einfach los und war kaum anzuhalten. Er hat auch gebissen. Ein Freund bekam ihn geschenkt nach der aktiven Karriere und ich ritt ihn immer über Felder und im Wald ohne Sattel. Einmal blieb er im Dorf einfach vor dem Kindergarten stehen und rührte sich nicht mehr. Den Kindern gefiel das natürlich. Danubio Blue wurde irgendwann ein echtes Maskottchen im Dorf Morricone.

Hachico siegt unter Michael Cadeddu
Hachico siegt unter Michael Cadeddu am 08.08.2015 in Berlin Hoppegarten.

Von all den Pferden, mit denen ich in Deutschland zu tun hatte, kann ich Hachico nennen. Der war ein Geschenk an meine Frau zu unserer Hochzeit von einer Freundin. Der Wallach war wirklich einzigartig. Beruhigt hat er sich zum Beispiel, wenn er das Papier von Mentos hörte, diese Bonbons. Vernahm er diese Geräusche, ging er ganz ruhig von der Bahn. Das war sonst nicht immer möglich.

Zum Schluss möchte ich zwei aktuelle Beispiele anführen für Pferde mit einem eigenen Charakter . Ich gewann mit Wish you well in Baden-Baden ein Listenrennen. Und diese Stute hat echt einen eigenen Charakter. Man muss sie an die Tür anbinden im Stall, darf sie möglichst nicht anfassen. Sie ist nicht mehr so lieb wie im Frühjahr. Doch wenn ihr alles passt, läuft sie nach vorne. Ein anderes Beispiel ist die selbstbewusste All For Rome. Sie hatte immer Probleme an der Maschine. Man muss ihr den eigenen Willen lassen, dann läuft sie schnell.“

All For Rome
All For Rome am 05.05.2019 in Köln.

Michael Cadeddu erlebt an jedem Tag der Woche Pferde. Immer wieder kommen neue hinzu. Sei es auf der Rennbahn oder im Training, wo nun wieder Jährlinge eingeritten werden. Der eine oder andere seltsame Kandidat wird wieder dabei sein.

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