Zu den Pferderennen in Deutschland gehören die Sandrennen. Hier die Erfolgsgeheimnisse unserer Profis.
Marco Klein
„Ein wichtiger Bestandteil der Pferderennen Deutschlands sind auch die Prüfungen auf Sand auf den Rennbahnen in Neuss und Dortmund. In meinen ersten Jahren als Besitzertrainer war das für mich kein so großes Thema. Doch inzwischen hatten wir so viel Spaß mit einigen Pferden auf Sand, dass ich jedes Jahr im Winter hier vertreten bin und auch eine gute Anzahl an Rennen gewinnen.
Das Wesentliche, um hier Erfolg zu haben, ist die Sandbahn-Eignung eines Pferdes zu erkennen. Ein Pferd bringt sie mit oder nicht, da kann man mit dem Training auch nicht viel daran ändern.
Unsere Sandbahnen sind sehr speziell, oft sehr tief oder bei Regen schneller. Es wird sehr viel Sand aufgewirbelt. Dafür muss ein Pferd gemacht sein. Viele haben Probleme damit. Ich möchte ein Beispiel geben. Unsere Stute Smentana hatte im letzten Jahr tolle Grasformen gezeigt, trudelte dann aber bei beiden Sandbahn-Starts eine Weile hinter dem Feld ein. Sie kam mit dem Untergrund einfach nicht klar. Das ist eben Veranlagungssache.
Bei den PSF-Bahnen in Frankreich oder Belgien, wie Lyon-la-Soie bzw. Mons, verhält es sich anders, da fliegt nicht soviel Dreck umher. Aber für unsere deutschen Sandbahnen muss ein Pferd gemacht sein.
Mir fallen drei besondere Beispiele aus unserem Stall ein für Pferde, deren diese Bedingungen überhaupt nichts ausmachen. Das sind Kitaneso, Ignaz oder Platin Lover. Sie stört es nicht, wenn sie am Anfang Sand abbekommen und vielleicht auch eine Zeitlang wenig sehen. Ein Pferd muss sich hierbei sehr auf den Reiter verlassen können, es sei denn, es geht von der Spitze aus und bleibt sauber. Sie alle kommen mit den Verhältnissen ganz gut zurecht. Vom Training machen wir mit ihnen nicht viel anders.
Diese Sandbahn-Pferde bleiben im Winter natürlich voll in Training und gehen täglich auf die Bahn und machen auch den Waldtag mit. Sie bekommen dann in aller Regel im Sommer ihre Auszeit. Eine Phase der Regeneration braucht jedes Pferd.
Unser Vorteil ist, dass bei den klimatischen Bedingungen in Mannheim die Sandbahn kaum einmal geriert. Sollte das doch einmal der Fall sein, dann arbeitet der Rennbahn sehr stark und eggt den Frost weg. Das ist eine sehr wichtige Sache für uns.
Christian von der Recke
„Man muss leider zugeben, dass der Allwettersport in Deutschland nicht die Creme de la Creme anspricht. Daher werden auch nicht Pferde gezielt auf die Sandbahnrennen vorbereitet. In aller Regel versucht man es mit Kandidaten, die auf Gras nicht punkten konnten und vielleicht auf Sand etwas nachholen. Der Vorteil ist, dass es zwei Handicaps gibt, eines für die Gras- und eines für die Sandbahn.
Man kann natürlich auch Glück haben, wie mit Palmetto Bay, bei der das Sand-Handicap deutlich günstiger ist und man es daher wieder auf diesem Boden versucht.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Dotierungen und das Programm auf den Sandbahnen in Dortmund und Neuss bedauerlicherweise nicht mehr so sind wie früher. Es gab mal Listenrennen oder Ausgleiche I auf Dirt, da hat man schon genau auf solche Prüfungen hingewirkt.
Da allerdings das Wetter zuletzt noch gut war, probieren es viele Trainer noch auf Sand und möchte gerne laufen. In der Hoffnung, dass es gut klappt. Die Nennungen für Handicaps platzen zu Beginn der Sand-Saison noch aus allen Nähten.
In jedem Fall muss ein Pferd schmerzfrei sein, dass auf den deutschen Sandbahnen antritt, da es viel Sand ins Gesicht bekommen kann. Pferde, die ängstlich sind oder sich zur Seite wegdrücken, sind dafür weniger geeignet. Mit ihnen kann man da keinen Krieg gewinnen.
Unterschiedliche Bedingungen
Man darf auch nicht nur Dortmund und Neuss miteinander vergleichen, sondern muss sehen, dass die Sand-Beschaffenheit sehr unterschiedlich sein kann. Mancher Wetter wundert sich, wenn ein Pferd auf festen oder gefrorenem Sand in der letzten Woche vorne war, beim nächsten Start dann auf einer Seenplatte aber keinerlei Chance hatte. Oder ein Pferd siegt über 1.500 Meter aus Startbox ein von vorne in Neuss, beim nächsten Mal kommt es aus Box 12 gar nicht an die Spitze und enttäuscht.
Als Trainer heißt es, vieles zu beobachten, was man am Renntag aber nicht mehr beeinflussen kann. Manchmal ist der Sand auch so, dass der Sand für Frontrenner passen müsste, dann aber alle vorne gehen wollen und das Tempo dann übertrieben wird und diese Pferde früh geschlagen sind.
Es hängt einfach davon ab, wie die Verhältnisse an dem jeweiligen Tag sind. Man könnte sicher fünf verschiedene Sand-Arten angeben, doch leider wird das nicht gemacht. Deshalb herrscht bei den Wettern eine gewisse Unzufriedenheit.“
