Recke/Klein: So motivieren sich unsere Profis

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Manager oder Sport-Profis haben ihre Motivationstrainer, auch „Guru“s genannt. Gerade im Fußball spielen sie eine große Rolle. So hat Jürgen Klinsmann, seit kurzem wieder als Coach von Hertha BSC Berlin in seiner Zeit bei Bayern München oder bei der Nationalmannschaft etliche Personen um sich im Team versammelt, die andere motivieren konnten.

Jürgen Klinsmann
Jürgen Klinsmann

Im Galopprennsport gibt es so etwas nicht, da gilt es, sich als Trainer von Rennpferden, wie Christian von der Recke und Marco Klein, stets selbst wieder aufs Neue zu fokussieren. Da ist man oft auch sich alleine gestellt. Gerade wenn es einmal nicht so gelaufen ist, in den sogenannten schlechten Zeiten, wenn die Stallform einfach nicht da ist oder sich Misserfolge und Pech aneinanderreihen und einfach nicht enden wollen.

Wie schafft man, trotzdem immer wieder morgens früh aufzustehen, auch nach einem schlechten Wochenende? Bekanntlich kommt auch die Stallform nach einem Tief, so lang es auch sein möchte, immer wieder zurück. Manchmal laufen die Pferde wie auf Knopfdruck und auf einen Rush plötzlich wieder schnell, nachdem sie zuvor Rätsel aufgegeben hatten. Wenn dann Besitzer nervös werden in einer moderaten Phase, heißt es die Nerven zu bewahren und ruhig zu bleiben, denn sonst überträgt sich so etwas auf die Mitarbeiter und die Pferde und die Minus-Kurve endet auch dann nicht. Denn schlechte Laune hat noch niemanden weitergebracht, sondern die Fokussierung auf die neuen und in aller Regel auch seht vielfältigen Aufgaben eines Galopper-Coaches.

Wie gehen unsere RaceBets-Profis mit dem Erfolgsdruck um? Christian von der Recke und Marco Klein erzählen es auf dem Blog. Beide gelten als Muster-Profis, die ihren Pferden das Maximum an Leistung entlocken, so schwierig das manchmal auch sein möge. Die vielen Championate bei von der Recke und die mehr als beachtlichen Siegzahlen Kleins belegen dies.

Christian von der Recke

Christian von der Recke
Christian von der Recke im Portrait am 31.05.2018

„Der Zweite ist der erste Verlierer“

„Mein Leitspruch lautet: Der Zweite ist immer der erste Verlierer. Oder „der Montag ist der erste Tag nach einer Niederlage.“ Natürlich geht es bei uns immer weiter. Man darf im Rennsport nicht lange Misserfolgen nachtrauern. Das bringt nichts.

Vor allem hat man auch gar nicht viel Zeit dazu. Natürlich schwingt nach einem Renntag bisweilen noch die Enttäuschung mit, aber spätestens am Montag muss das vorbei sein. Denn dann geht der Blick nach vorne.

Rumheulen bringt Nichts

Dienstags sind die Nennungen zu machen und die Jockeys zu verpflichten für die nächsten Renntage. Das heißt, bei mir sind Niederlagen am Tag danach abgehakt und der Fokus liegt auf der neuen Woche. Denn auch wenn mal zehn Pferde unplatziert waren, laufen doch vielleicht in wenigen Tagen schon die nächsten zehn Pferde. Wer rumheult, ändert doch nichts mehr an der Vergangenheit. Es ist wichtig, seinen Job vernünftig zu machen, dann stellt sich auch der Erfolg wieder ein.

Christian v.d. Recke
Christian von der Recke am 10.09.2015 in Weilerswist.

Man kann das bei uns durchaus mit dem Job des Bundesliga-Trainers vergleichen. Wenn da ein Coach zum Beispiel vier Spiele hintereinander verloren hat, fliegt er häufig raus. Auch im Galoppsport hängt alles vom Erfolg als Trainer ab. Da kann man vor Jahren den Arc gewonnen haben und trainiert dann doch plötzlich viel weniger Pferde als früher, aber verlernt hat man den Beruf doch nicht. Wenn es rund läuft, herrscht Ruhe und alles ist in Ordnung.

Generell meine ich aber schon, dass wenn man beispielsweise acht Starter hat, auch zumindest ein Sieger dabei sein sollte. Dann kann man zufrieden sein und von einem gelungenen Renntag sprechen. Und das motiviert einen doch wieder richtig für die nächsten Ereignisse, die da kommen.“

Marco Klein

Marco Klein
Marco Klein im Portrait am 05.07.2016 in Hamburg.

„Jeder Trainer betreibt Selbstreflexion“

„Jedem Trainer geht es, gerade am Anfang mal so, dass er eine schlechte Phase hat oder er ein Wochenende erlebt, an dem es mal nicht so läuft wie erhofft. Natürlich gibt es da auch ordentlich Druck von den Besitzern. Als Neuling nimmt einen das auch schon mit.

Aber mit der Zeit legt man das ab und wird deutlich ruhiger. Jeder Trainer betreibt Selbstreflexion. Doch nur kritisch sein oder zu hadern, das bringt auch nichts. Es hilft, wenn man bei Misserfolg einiges hinterfragt, aber auch nicht zuviel ändert.

Der größte Fehler ist, meiner Meinung nach, wenn man dann radikal alles Mögliche ändert. Natürlich schaut man nach Verbesserungen, aber man muss auch erkennen, dass die Pferde Lebewesen sind, die auch mal eine schlechte Form haben können. Dann geht man auf Ursachen-Forschung oder checkt im Labor die Werte der Pferde. Vielleicht hat auch einfach der Rennverlauf nicht gepasst. Manchmal gibt es aber auch keinen Grund.

Marco Klein und Tommaso Scardino
Marco Klein und Tommaso Scardino am 26.03.2017 in Mannheim.

Meine größte Motivation ist die Liebe zum Beruf und zu den Pferden. Wenn an einem Wochenende einiges danebengegangen ist, motiviere ich mich damit, was ich sonst für gute Pferde und was für ein gutes Team habe, das voll bei der Sache ist. Das hilft einem sehr stark weiter, denn Stehenbleiben darf man nicht. Und schon gar nicht Ausruhen auf dem bisher Geleisteten. Immer weiter lautet die Devise.

Oder ich erinnere mich an besonders schöne Erfolge und tolle Siege. Oder auch an emotionale Momente. Der Spaß bei der Arbeit ist mir besonders wichtig. Wenn ein Trainer nur mit sich hadert, dann überträgt sich das auf das Team und auch auf die Pferde, denn auch sie spüren schlechte Stimmung. Und das ist gar nicht gut, sondern sehr kontraproduktiv. Das wird ihnen jeder Trainer bestätigen.

Kein Tunnelblick

Marco Klein
Marco Klein im Portrait am 20.01.2019 in Neuss.

Ein ganz entscheidender Faktor, der mir Auftrieb gibt, ist meine Familie. Sie gibt mir Halt durch ihre Unterstützung in guten und in schlechteren Tagen. Auch die Hoffnung auf die jungen Pferde trägt dazu bei, eine Krise schneller zu überstehen. Man muss das als Gesamtes sehen und sich auf das nächste Rennen fokussieren, denn diese kommen schnell.

Auch mein Freundeskreis ist von großer Bedeutung. Ich gehe sehr gerne mit Freunden zum Eishockey bei den Adlern in Mannheim. Eine zweite Sportart sich anzuschauen, sorgt dafür, dass man nicht in einen Tunnelblick gerät und ein reiner Fachidiot wird. Ich bin in alle Richtungen gut vernetzt. Viele Besitzer von mir sind bei den Adlern aktiv. Man geht zu Veranstaltungen außerhalb des Sports, dadurch kommt man mal raus und bekommt Kontakte in alle Richtungen. Das hilft sehr und bringt Abwechslung zu unserem anspruchsvollen Job.“

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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