Rennreiter müssen auf ihr Gewicht achten, das ist eine Tatsache. Über 20 Jahre dominierte A.P. McCoy den National Hunt Sport in England, hier ist sein Diätplan: Am Morgen nur eine Tasse Tee mit zwei Stück Zucker, tagsüber gelegentlich etwas Süßes für den Zuckerkick, normale Mahlzeiten jedoch nur viermal Abendessen pro Woche. Ansonsten: oftmals heiße Bäder und Saunagänge zum Abschwitzen, sowie natürlich viel Sport.
Achtung: Nun wird es unappetitlich. Wir werfen einen Blick auf wesentlich skurrilere Vorgehensweisen von Jockeys, die Gewichtsprobleme bekämpfen wollten. Anstatt Sauna, Sport und durchdachter Ernährung verfolgten einige Rennreiter in früherer Zeit Ideen, die nicht zur Nachahmung empfohlen sind.
In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in Zeitungen Anzeigen, die Pillen mit Bandwurmeiern anpriesen. So manch Jockey soll diese eingenommen haben. Innerhalb kurzer Zeit sollte der Parasit die Nährstoffe aus dem Darm saugen, was einen starken Gewichtsverlust zur Folge hat.
Ein Jockey mit einer speziellen Idee war John „Red“ Pollard, der 1936 mit dem legendären Seabiscuit zu Ruhm kam. Ein ganzes Jahr lang soll er nichts außer Eier gegessen haben. Die Theorie hinter der Diät war einfach zu verstehen: Das Protein der Eier unterdrückt den Hunger.
Das Thema Essen ist eines, das Thema Schwitzen ein anderes. Eine Legende besagt, dass die Jockeys der Rennbahn von Tijuana in Mexiko in den 1920er Jahren im Bereich der Ställe einen gärenden und dampfenden Berg von Pferdemist sahen, der so groß wie eine Tribüne war. Sie nutzten ihn, scheinbar unbeeindruckt von dem Geruch, als ihre Sauna. Und tatsächlich hatten sie nach ein bis zwei Stunden einige Pfund abgebaut.
Der australische Masseur Frenchy Hawley entwickelte 1945 eine spezielle Creme. Das Rezept: „heißes Wasser, drei bis fünf Pfund Bittersalz, ein Liter Essig, zwei Taschen Ammoniak und Rasierschaum“. Hawleys Creme bewirkte starkes Schwitzen. Auch sie soll aber äußerst unangenehm gerochen haben.
Der Missbrauch von Abführmitteln dürfte zur Gewichtsabnahme ebenfalls nicht unbekannt sein, auch in der heutigen Zeit. Nebenwirkungen sind übrigens Zittern, allgemeine Schwäche, verschwommenes Sehen, Ohnmacht und Organschäden. Heutzutage wird laut anonymen Umfragen im englischen Galopprennsport „flipping“ bevorzugt. Ins Deutsche übersetzt: Übergeben, so wie bei Bulimie. Die Folgen sind Karies, erhöhtes Krebsrisiko, Ösophagusgeschwüre, reduzierte Funktionen des Schließmuskels, Schwindel und im schlimmsten Fall Ohnmacht.