Der Fluch ist gebrochen, der Saisoneinstand war ernüchternd, der zweite Start ein Durchmarsch. Torquator Tasso ist wieder da. Das haben nicht nur wir hier in Deutschland bemerkt, auch die ausländische Presse berichtet mittlerweile konsequent über den Arc-Sieger, der mit seinem Auftritt im Hansa-Preis alle Zweifler mundtot gemacht hat. Schon im Führring sah er bombig aus, da sind noch einige zum Wettschalter gehastet, um ihn zu spielen, auch wenn es am Toto ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Alter Adler und Torquator Tasso war. Alter Adler galt als Aufsteiger, denn sein Auftritt in Baden-Baden war natürlich großes Kino.
Am Ende kam es dann völlig anders, Alter Adler hatte nichts zu melden und Torquator Tasso zündet seinen berühmten Turbo, dessen Gangart seinem Vater Adlerflug so ähnlich ist (hohe Aktion, starrer Kopf und Hals). Zwar stammt auch Alter Adler von Adlerflug, aber der Adlerspeed kam an diesem Tag nicht. Leicht überflügelt Torquator Tasso das Feld und marschiert ihnen davon. Mit Northern Ruler und Virginia Storm diskutiert er gar nicht erst, die beiden werden Zweiter und Dritter. Der Rest des Feldes folgt zurück. 3 ½ Längen sind es für Torquator Tasso im Ziel, als hätte es das Rennen in Baden-Baden gar nicht gegeben.
Beim Saisonstart hatte Torquator Tasso eigentlich keine Chance. Sein Training wurde unterbrochen durch eine Verletzung, einen Tritt, vier Wochen blieben ihm für die Vorbereitung, einfach zu wenig, wie sich am Ende herausstellte. Allerdings braucht der Tasso auch ein bisschen, um in Schwung zu kommen, er ist einer, der nicht mehr als nötig im Training macht und nur im Rennen wirklich auf Touren kommt. Nun hört man das kollektive Aufatmen seiner Besitzer und des Trainers. Schließlich hatte es sehr viel Kritik am Saisonstart gegeben, manche hatten den Hengst gar schon vollkommen abgeschrieben, obwohl Torquator Tasso ja schon bei seinem Saisoneinstand 2021 gepatzt hatte und anschließend seinen Weg ging.
Doch noch einmal hat sich Torquator Tasso weiterentwickelt, Rene Piechulek beschreibt ihn als deutlich leichter zu händeln, trotz der sehr langsamen Pace und dem kleinen Feld. Kein schlechtes Signal, wenn man bedenkt, welches Rennen als nächstes im Raum steht. Hab gehört, wir fahren jetzt nach Ascot? Hab meinen Hut schon eingepackt. Dort ist das Feld häufig klein, es gibt selten Tempo und das mögen viele Pferde nicht. Torquator Tasso hat allerdings am Samstag bewiesen, dass ihn das eigentlich gar nicht mehr stört und das Wetter in Ascot schlägt, typisch englisch, auch mal ganz andere Töne an, sodass Regen nichts Seltenes ist.
Tassos Widersacherin Alpinista gewann einen Tag später den Grand Prix de Saint-Cloud. Die Stute siegte gegen Torquator Tasso den Großen Preis von Berlin bei nicht ganz so fairen Bedingungen. Nun ist die Rennsportwelt natürlich gespannt, ob es bei einem erneuten Duell anders ausgehen wird. Darauf müssen wir allerdings warten. Bei Torquator Tasso steht Ascot im Raum, die King George VI and Queen Elizabeth Stakes, Alpinista soll in den Prix Vermeille gehen. Für beide ist das erklärte Langzeitziel der Arc, bei dem eine Revanche für den Großen Preis von Berlin fällig sein dürfte.