Im dritten Teil unserer kleinen Serie über seltsame und mysteriöse Vorfälle aus der Welt des Galopprennsports geht es um das Epsom Derby des Jahres 1880, um den Tod des legendären australischen Kultpferdes Phar Lap, sowie um denkwürdige Ereignisse an Renntagen.
Wer gewann das Epsom Derby 1880?
Das Epsom Derby ist bekanntlich einer der großen Klassiker des Rennsports. Im Rennen vom Juni 1880 überquerte ein Pferd namens Bend Or die Ziellinie mit einem knappen Vorsprung vor seinem Rivalen Robert the Devil. Die Besitzer des Derbysiegers wurden sauer, als die Besitzer von Robert the Devil behaupteten, dass Bend Or unter einem falschen Namen lief und tatsächlich ein Pferd namens Tadcaster war. Die Konkurrenten argumentierten, dass die beiden als Jährlinge verwechselt worden waren.
Bend Or und Tadcaster stammten aus dem Eaton Stud des Herzogs von Westminster in Cheshire. Mit demselben Vater, aber mit zwei verschiedenen Muttertieren, sahen die Dreijährigen auffallend ähnlich aus. Die Mutter des Pferdes, das im Derby als Bend Or lief, stammte aus einer Linie, die noch nie ein Rennen gewonnen hatte, anders als die Mutter von Tadcaster.
Die Untersuchung ergab viele Jahre später, dass die Besitzer Bend Or, der später als Deckhengst erfolgreich war, tatsächlich verwechselt hatten. Und dass dies intern nach einiger Zeit bekannt war, jedoch nicht zugegeben wurde, gab angeblich der Pfleger des Pferdes auf dem Sterbebett zu. Eine kürzlich erfolgte DNA Probe aus dem Skelett von Bend Or, das im Britischen Naturhistorischen Museum archiviert ist, stimmte übrigens mit denen der lebenden Verwandten von Tadcaster überein. Und dies beweist fast ohne Zweifel, dass das Pferd unter dem Namen Bend Or im Derby von 1880 lief und gewann, in der Tat Tadcaster war.
Der mysteriöse Tod von Phar Lap
Phar Lap war ein 1926 in Neuseeland geborenes Pferd, das viele für das beste australische Rennpferd aller Zeiten halten. Der Hengst ist unvergessen, es gibt sogar einen Film über sein Leben, welches mysteriös endete. In seiner vierjährigen Rennkarriere gewann Phar Lap 37 seiner 51 Rennen, darunter 32 seiner letzten 35. Den finalen Auftritt hatte er in Mexiko.
Doch am Morgen des 5. April 1932 fand ihn sein Trainer mit erhöhter Temperatur vor, und er litt offensichtlich große Schmerzen. Nach wenigen Stunden starb das Pferd. Doch woran? Das war lange nicht aufzuklären. Nach seinem Tod wurde das Herz von Phar Lap an das Institut für Anatomie in Canberra geschickt, und das Skelett erhielt das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa in Neuseeland. Das Fell wurde präpariert und ausgestopft und in der australischen National Galery in Melbourne ausgestellt. Phar Laps Herz wog 6,2 kg, was sehr viel ist, da das Herz eines durchschnittlichen Pferdes 3,2 kg wiegt. Allerdings wog das Herz des berühmten Secretariat 9,6 kg, was bis heute einen Rekord darstellt. Festgestellt werden konnte durch spätere Untersuchungen, dass es sich um eine Vergiftung handelte. Doch wer dahinter steckte, darüber gibt es etliche Vermutungen.
Phar Lap lief für einen „kleinen“ Trainer und hatte einen Besitzer mit jüdischem Background. Das hatte immer für Vorurteile gesorgt. Man ließ das Pferd Rennen wie den Melbourne Cup mit unglaublichem Gewicht bestreiten, nur um Siege zu verhindern. Phar Lap gewann meist doch. Vielleicht gab es den einen Sieg zuviel?
Irgendwie kurios – Fehlfunktionen
Eher in die Kategorie: „witzig, hätte aber gefährlich werden können“, fällt die Fehlfunktion, die ein Traktor vor einigen Jahren auf der Rennbahn im Oaklawn Park in den USA hatte. Er blieb auf einer Stelle mitten auf dem Geläuf stehen, als das Rennen bereits lief. Angeblich hatte man zu tanken vergessen. Zum Glück konnten die Reiter ihre Tiere rechtzeitig vor diesem Hindernis anhalten. Das Rennen wurde für ungültig erklärt.
Eine Fehlfunktion des Bewässerungssystems auf der Rennstrecke von Bathurst in Australien führte dazu, dass die Pferde und Jockeys im letzten Rennen des Tages am 1. November 2013 eine unerwartete Dusche über sich ergehen lassen mussten. Denn die Anlage ging direkt während des Rennens los. Das Ergebnis wurde durch den plötzlichen Wasserstrahl nicht beeinflusst, lautete die Entscheidung der Rennleitung.
Das tat weh
Die Schwestern Nikita McLean und Jackie Berriman ritten in England beide Rennen. Doch sie mochten sich nicht besonders. Am 14. April 2013 kam es in der Jockeystube zu einem Kampf, zum Ausbruch einer bis dahin schwelenden Fehde. Beide durften als Folge in den drei verbliebenen Rennen in Hamilton nicht mehr in den Sattel steigen. Nikita wurde später für fünf Monate suspendiert, weil sie ihre jüngere Schwester angegriffen hatte.
Am 30. März 2005 musste die Rennleitung das letzte Rennen auf der Sandown-Karte für ungültig erklären, nachdem eine riesige Herde Möwen das Feld 200 Meter vom Siegpfosten entfernt angegriffen hatte. Hitchcocks Vögel lassen grüßen… Fünf Pferde wurden reiterlos und zwei Jockeys mussten nach dem Vorfall ins Krankenhaus gebracht werden.
Kurz zu den Trabern – Glatteis
Kurz zum Abschluss ein Blick zu den Trabern. Auf vereister Strecke auf dem Freehold Raceway in New Jersey kam einst das Startauto während eines Rennens ins Schlittern. Es mähte im wahrsten Sinne des Wortes das Starterfeld um. Es ist unglaublich, dass bei diesem Vorfall keine Pferde ernsthaft verletzt wurden. Eine Fahrerin namens Cat Manzi erlitt allerdings mehrere gebrochene Rippen und eine Lungenverletzung. Solche Vorfälle sind nicht geheimnisvoll, zugegeben. Sie sind einfach nur ungewöhnlich. Wer rechnet schon mit Glatteis auf einer Pferderennbahn?