Deep Impact

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Weil in der letzten Woche noch so viel Diana war, konnte ich leider nicht entsprechend würdigen, was mir eigentlich auf den Fingernägeln brannte: Der Tod von Deep Impact. Und falls da bei euch keine Glocke klingelt, müssen wir mal DRINGEND euer Wissen auffrischen. Einer der dazu gemacht war, die Massen zu begeistern.

Exquisit gezogen (Sunday Silence – Wind In Her Hair), lief Deep Impact die unterschiedlichsten Distanzen, etwas was Pferden heutzutage nur sehr selten gelingt. Aber Deep Impact war das egal. Er holte sich die Gruppe Rennen von 2000 bis 3200 Meter. Auf höchstem Niveau. In Japan wurde er nur ein einziges Mal bezwungen.

Und dann war da noch der Arc. Das unrühmliche Rennen, das an seinem Nimbus kratzte. Dritter wurde er. Doch anschließend wurde er disqualifiziert, Ipratropium hieß das fiese kleine Zauberwort, was ihn seinen Platz kostete. Ein Medikament, das das Atmen erleichtert. Ob bewusst oder unbewusst, weil noch nicht abgebaut – es ist Doping und Deep Impact, so denkt man jedenfalls, hätte das doch sicher nie nötig gehabt. Tragisch für den wundervollen, eher kleinen Hengst, der so einen Wahnsinns-Speed besaß. 

Mir fällt es daher immer schwer, wenn ich von Deep Impact in so hohen Tönen spreche. Ich hab diese Rennen gesehen – diesen Speed – aber mein Hinterkopf sagt mir auch: Wer weiß, was man dem vor seinen Rennen gegeben hat. Dann aber glaube ich, dass nichts einem Pferd solche Flügel verleiht. Sonst würden sie alle dopen, bis man sie erwischt. Ich kann und will Deep Impact nicht als Produkt eines Dopingskandals sehen, sondern als das, was er war: Als absoluter Ausnahmeathlet, dem so schnell nichts gleichkommt. 

Rennen von Deep Impact lassen sich eigentlich so beschreiben: Feld springt ab, Deep Impact ist irgendwo und braucht seinen Moment, um den Speed zu entwickeln. Auf ein geheimes Zeichen hin setzt er sich in Bewegung und ist nicht aufzuhalten. Mal früher, mal später. Der kompakte Hengst lief einfach davon. Aber nicht mit dieser Leichtigkeit, nein, mit purer Kraft. Ich fand immer, dass er mehr wie ein Bodybuilder als ein Windhund wirkte. Er lief ihnen einfach davon und die Menschen liebten ihn dafür. Zu seinem Abschied standen die Menschen in Nakayama früh morgens Schlange, um ihren Helden zu sehen. Für welches Pferd tun sie das noch heutzutage?

Deep Impact war Triple Crown Sieger, Japans Pferd des Jahres (zweimal) und ein Publikumsmagnet. Er ging einfach ins Rennen und gewann alles, was es zu gewinnen gab. Nur im Arima Kinen unterlag er dreijährig Heart’s Cry – ein passender Name, bis es dann 2006 zu der Arc-Affäre kam. Aber er verabschiedete sich dann im Arima Kinen 2006 von seinen Fans. Mit einem Sieg an Weihnachten.

Häufig sind die Cracks auf der Bahn im Gestüt zweite Wahl – nicht Deep Impact. Der teuerste Deckhengst der Welt (zumindest der teuerste mit öffentlicher Decktaxe) und das zurecht. Seine Nachkommen wie Gentildonna, Real Steel, A Shin Hikari, Lachesis, Marialite, Saxon Warrior und Co. gewannen sowohl in Japan als auch in anderen Ländern hocherfolgreich, wobei Gentildonna vermutlich seine Beste ist, als zweimalige Japan Cup Siegerin. Auch die Queen schickte Stuten zu ihm (Deep Impact geht mütterlicherseits sogar auf eine ihrer Linien zurück). 

Deep Impact musste mit nur 17 Jahren eingeschläfert werden. Eine Verletzung der Halswirbelsäule machte eine Operation unumgänglich – schien auch von Erfolg gekrönt zu sein, bis man eine Fraktur feststellte, die woanders saß. Daher entschieden sich die Besitzer, Deep Impact gehen zu lassen, er konnte nicht mehr aufstehen. Ich hoffe, einer seiner Nachkommen bringt eines Tages das Heim, was ihm selbst verwehrt war: Den Arc.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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