Nun ist es wieder soweit, wir müssen ein Jahr warten, bis wir endlich wieder einen Derbysieger küren können. Sicher, dieses Jahr war ein bisschen im Vorfeld die Stimmung geknickt, nachdem die Favoriten rausgestrichen wurden, aber am Derbytag selbst tut das dem Jubel keinen Abbruch. Das Derby ist und bleibt eben was ganz besonderes und jeder fiebert mit. Hilfreich war sicherlich, dass man es überhaupt mal im Fernsehen verfolgen konnte (nicht über PayTV, sondern über einen stinknormalen Sender), da schrieben mir dann plötzliche reitende Bekannte abends Nachrichten (“Huch, habe heute zufällig das Derby gesehen, das war ja ein tolles Rennen. Wo ist denn das immer? Kann man da mal hin?”).
Der achte Derbysieg für Andrasch Starke, der nun erst recht nicht ruhen wird, bis er Gerhard Streits All Time Record schlägt (an Otto Schmidt ist er hiermit vorbeigezogen). Sisfahan ist der Derbysieger, mit dem hatten nicht viele gerechnet, denn eigentlich verblieb nur ein Favorit im Feld – und das war Alter Adler. Der hat sich nun wahrlich nicht blamiert, Sisfahan stellt ihn auf den letzten Metern und zieht mit 1¼ Längen an ihm vorbei. Dahinter endet überraschend Imi, mit Sibylle Vogt, die damit die erste Derbyplatzierung für eine Frau erringen konnte.
Was ich schön finde: Sisfahan hatten nicht viele auf dem Zettel, dementsprechend waren viele Wetten am Wochenende schlichtweg verloren. Das tat aber der Begeisterung für das Derby und sein Siegerpaar keinen Abbruch. Die Zuschauer und Fans konnten sich trotz der eigenen Niederlage für den Derbysieger freuen und das finde ich ist ein schönes Bild vom Rennsport, das wir unbedingt beibehalten sollten (jaaa, wenn ein Ausländer gewinnt, sind wir nicht so tolle Verlierer … aber da arbeiten wir noch dran). Überhaupt weiß erst Mal jeder wie das Sprichwort lautet: “Das Glücklichste Pferd gewinnt das Derby.” Das kann jeder würdigen – zumindest an diesem Tag.
Es wird auch der Tag kommen, an dem man dem Jahrgang wieder vorwirft schlecht zu sein (ist ja immer so, haben wir ganz schnell nach dem letzten Derby auch gehört und wo stehen Torquator Tasso und In Swoop heute?). Muss man abwarten – ja, manchmal hört man von denen nie wieder was, ja, Vater Isfahan lief nach dem Derby nicht mehr, aber noch interessiert das nicht. Noch möchte Rennsportdeutschland sich einfach ein bisschen darin sonnen einen Derbysieger zu haben, der noch gar nichts falsch gemacht hat. Denn Sisfahan lief mit dem Derby erst sein viertes Rennen. Da ist durchaus noch Luft nach oben und man ist natürlich neugierig auf den nächsten Auftritt des Derbysiegers. Schließlich will man wissen, was er kann.
Auch außerhalb des Derbys haben wir am Wochenende tollen Sport gesehen. Allen voran das Comeback von Torquator Tasso, den ein paar besonders Schlaue nach seinem Laufen in Mülheim schon zum Alteisen sortiert haben – mit Prädikat: kann weg. 4 ½ Längen jagte er dem Feld davon und ließ seinen Gegnern nicht den Hauch einer Chance. Damit zementierte er seinen Weg zum Arc, auf den man dieses Jahr echt hoffen kann. Vielleicht schlägt auch der amtierende Derbysieger diese Route ein. Oder Alter Adler, der sich in Frankreich ja eh bestens auskennt. Dann wären es mit In Swoop drei Adlerflugs im Arc.
Tja, so ist das immer nach dem Derby. Da ist träumen ausdrücklich erlaubt.