Wir sind der Sache nun näher gekommen, der letzte Streichungstermin ist durch und das wichtigste Pferderennen Deutschlands, das Derby, kann kommen. Am Sonntag, um genau zu sein. Und bisher sieht alles nach: Pack die Gummistiefel und den Regenschirm ein, das ist Adlerflug-Wetter. Es regnet und regnet. Heute, morgen und übermorgen. Und am Sonntag auch noch mal. Viele der Vorbereitungsrennen sind ebenfalls ins Wasser gefallen, also sollten wir uns die noch einmal genauer anschauen, bevor wir unsere Wetten platzieren. Aber ich habe eine Dreierwette! Endlich! Ob ich die noch mal umwerfe, weiß ich nicht, aber heute zumindest fühle ich mich halbwegs selbstsicher genug (ihr dürft aber natürlich nach dem Derby wieder mit dem Finger auf mich zeigen).
Borna zum Beispiel steht für mich jetzt nicht mehr zur Diskussion. Ja, Mr. Derby reitet UND er ist ein Saxon Warrior Sohn, aber seine Form kommt auf gutem Boden zustande und da wirkt er hier definitiv nicht bestens gerüstet. Im Gegensatz zu Wintertraum und Narrativo. Narrativo hätte gar keine Form haben müssen, jeder weiß, dass Adlerflüge bei dem Wetter aufdrehen und den weichen Boden dankend annehmen. Das gilt nicht nur für ihn (dazu kommen wir noch), aber als Nummer 1 im Derbyfeld wird es schon sehr schwer für die anderen. Narrativo war sogar auf tiefem Boden Gruppe 3-Dritter im Prix Hocquart (bei allerdings nur fünf Startern). Falls uns das Geläuf wegschwimmt, hat er aber einfach kein Problem damit. Bauyrzhan Murzabayev reitet. Was will man mehr? Wintertraum war schon das beste Seepferdchen in Düsseldorf und kommt, was mir daran noch besser gefällt, ist die Pause seit Mai und die wenigen Starts in der Saison. Mit Michal Abik hat er seinen beständigen Reiter dabei. Never change a running system.
Alleno hat als Nathaniel-Sohn natürlich keine Probleme mit dem Boden und der Distanz, auch er ist geschont, hätte in der Union aber durchaus vor Narrativo enden können, das war knapp und er hat ebenfalls noch nicht viele Rennen in den Beinen – gesteigert hat er sich von Rennen zu Rennen. Aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht näher bezeichnen kann, nennen wir es mal “Bauchgefühl”, sehe ich Alleno dieses Mal vor Narrativo, obwohl der mir damals schon im Winterfavoriten imponiert hat. Was sich nicht für mich geändert hat, ist mein Glaube an Anspruch. Auch, weil er in der Union nur sehr knapp hinter Alleno einkam. Die Longchamp-Form (hinter Mr. Gatz) vergessen wir dabei einfach, in der Union war er schließlich vorne an der Musik. Stingray ist ebenfalls ein Pferd, das man nicht nach der Union abschreiben sollte, der hatte nicht viel Platz am Ende, weswegen schließlich “nur” Fünfter wurde.
Und dann ist da noch der Elefant im Raum. Tiamo Hilleshage, der plötzlich doch im Derbyfeld ist. Ähnlich wie sein Bruder kommt er mit einem ziemlich niedrigen GAG überraschend rein, allerdings wollte man eigentlich das Rennen auslassen. Er braucht ein bisschen länger als sein Bruder, was vielleicht auch an seinen langen Beinen liegt, im letzten Rennen – und damit auch bei seinem ersten Sieg – wurden aber plötzlich die Erinnerungen an Torquator Tasso und auch an seinen Vater Adlerflug wieder wach, denn diese unnachahmliche Art zu galoppieren, die zeigte er dort endlich und ging davon.
Was sage ich jetzt? Alleno, Wintertraum und Anspruch. Habe sonst kein Pferd mit A mehr für die Zigeunerwette, wie 2007. Obwohl natürlich Augustus ginge. Vielleicht for fun. Stingray und Tiamo Hilleshage bekommen beide ein bisschen Geld mit. Aus Prinzip.