Im Moment ist es keine gute Zeit für den Rennsport. In kürzester Zeit starben zuletzt Goldikova, Zoffany, Khalid Abdullah und nun Arnim Basche. Und zu dem muss ich euch heute mal etwas erzählen, denn ich war wirklich traurig zu hören, dass er verstorben ist.
Als ich klein war, schenkte mir meine Oma ein Buch zu Weihnachten. Ich weiß noch ganz genau, wir waren am ersten Weihnachtsfeiertag bei meiner Tante und da kam dieses riesige, schwere Päckchen, das meine Oma mir überreichte. Als ich es öffnete, sah ich einen Schimmel – auf nüchternem braun. Es trug den spröden Titel: Die Geschichte des Pferdes.
Ich wartete ungeduldig darauf, dass ich es durchblättern konnte, aber erst Mal essen, dann noch anstandshalber sitzen bleiben und dann … juhu! Ich bekam eine Videokasette in die Hand gedrückt, nahm aber das Buch mit (die Videokasette wusste ich aber dennoch zu schätzen, es war “das Boot” und ich liebe den Film noch heute) und schlug es auf. Es war so groß und schwer, dass ich es kaum auf dem Schoß halten konnte. Der Anfang war eher uninteressant, weil irgendwelche Mosaike abgebildet waren, die aus Anno Pief stammten. Ich blätterte durch. Endlich, Pferde. Neben einem wirklich detaillierten Teil zur Dressur und zum Springen, habe aber selbst ich als wirklich junges Kind gemerkt – am besten und am spannendsten geschrieben war der Teil, der den Rennsport behandelte.
Arnim Basche liebte den Pferdesport. Aber noch viel mehr liebte er den Rennsport. Und das übertrug er in diesem Moment auf mich. Einfach so. Ich lernte die Cracks von damals kennen, die mir alle bis dato überhaupt nichts sagten – ich kam schließlich aus einem Spring und Dressurstall und dort gab es so was nicht. Ich lernte Rennfarben kennen und zwei Stuten, deren Bilder mir ins Gedächtnis eingebrannt sind, denn ich habe das Buch danach noch ganz oft rausgeholt und an dieser Stelle aufgeschlagen. Schwarzgold und Nereide. Aber ich lernte auch Alba und Oleander, Fels und Fervor, Alchemist, Dark Ronald, Eclipse, etc. Ich kannte sie danach alle. Sie und ihre Gestüte und Besitzer.
Ich vergaß das Buch nie und immer, wenn mir danach war, schlug ich das Kapitel über Rennpferde auf. Auch als Erwachsene. Ich habe das furchtbar schwere Buch erst letzte Woche in einen Karton gepackt, damit es auch in der neuen Wohnung wieder dafür sorgt, dass ich nicht weiß, in welches Regal ich es stellen soll, weil es Übergröße hat. Spät zog allerdings erst das nächste Buch von Arnim Basche ein, Turf. Nur Rennsport. Ebenfalls in diesem gruseligen Braun. Als ich es kaufte, war ich allerdings schon längst “vom Fach”. Ich wollte es nur haben, weil es dazu gehörte. Auch das las ich natürlich und es war voll von wunderbaren Zeiten und Pferden, als es dem Rennsport noch gut ging. Schließlich war es alt. Aber selbst dort gab es ein mahnendes Kapitel, die Krise zeichnete sich bereits früh ab.
Bleibt mir heute also nur zu sagen: Danke, Herr Basche. Ich hätte den Rennsport ohne Sie nie kennengelernt. Ihre Worte waren so mächtig, dass ein kleines Mädchen sie nie vergessen hat. Ich kann ganze Absätze aus den Kapiteln zitieren. Dabei hatte ich nie ein Galopprennen gesehen. Nie eine Rennbahn betreten. Niemals das Donnern der Hufe im Endkampf gehört. Das waren alles nur Ihre Worte, die mich dazu bewogen, einen Rennstall zu betreten. Um noch ein bisschen Glanz und Gloria vergangener Zeiten nachzujagen.