Wer erbt die berühmtesten Rennfarben der Welt? Diese Frage stellt sich der britische Rennsport seit dem Tode Queen Elizabeths II. Viele Pferde hatte die Königin im Training, auch im Gestüt gibt es noch Dutzende Pferde, die auf einen Einsatz warten – tatsächlich zog sie auch National Hunt Pferde, obwohl sie selbst eine nicht ganz so glühende Anhängerin war, da sie stets auch Angst vor Verletzungen hatte. Dennoch sind die Pferde immer noch im Training, allerdings gehört das königliche Gestüt Sandringham nun Charles und auch die Rennfarben sind in seinen Besitz übergegangen. Derzeit wird als Breeder nicht mehr “The Queen” angezeigt sondern “The Royal Stud”.
Logisch wäre nun also der neue König, Charles III. Doch der, obwohl er in den 80ern auch einmal selbst als Amateur ein paar Rennen bestritten hat, besitzt eigene Rennfarben (die uns hier in Deutschland wohl sehr bekannt vorkommen, denn sie sehen den Farben von Schlenderhan zum Verwechseln ähnlich). Zudem hat er einige Pferde im Training, die unter seiner Regie laufen – allerdings nicht einmal ansatzweise in der Zahl, in der die Queen den Sport betrieb. Man sagt ihm nach, dass er es mehr als Pflicht statt Vergnügen sieht und entsprechend selten ist er bei Rennveranstaltungen zu Gast. Die Hindernisrennen (vor allem in Cheltenham) sind mehr nach seinem Geschmack.
Prinzessin Anne ist die Pferdenärrin der Familie, war bereits Europameisterin in der Vielseitigkeit und auch eine Silbermedaille gelang ihr später mit dem Team noch mal. Letztes Jahr überreichte sie die Ehrenpreise beim Arc, ist also durchaus interessiert am Rennsport. Ihre Tochter Zara Tindall ist ebenfalls begeisterte Reiterin, aber auch die beiden besitzen eigene Rennfarben, könnten aber Teile des königlichen Bestands vererbt bekommen, oder “freikaufen”, um sie in eigenen Farben laufen zu lassen. Hinweise darauf gibt es wohl, bestätigt ist jedoch noch nichts.
Was zu einer Person führt, mit der man vielleicht so nicht gerechnet hat: Camilla. Queen Consort Camilla, so sagt man, ist begeistert von Pferden, besonders von Hindernisrennen, in Cheltenham ist sie häufig zu Gast. Obwohl natürlich Charles nominell der Besitzer der königlichen Silks sein wird, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dass Camilla sich um alles Weitere kümmern wird, derzeit sind 80 Zuchtstuten im Besitz der Royals und deren Management ist durchaus keine Kleinigkeit. Camilla könnte aber durchaus die Muße dafür haben, als Queen Consort ist ihr das möglicher als Charles, der nun erst einmal andere Aufgaben haben wird. Doch es ist natürlich ein großes Erbe, das sie anzutreten hat.
Charles II. machte Newmarket im 17. Jahrhundert zur Heimat der britischen Flachrennen, Königin Anne gründete 1711 Ascot und Edward VII. besaß Minoru, den Derby-Sieger von 1909. Kein König und keine Königin hat jedoch jemals eine Leidenschaft für den Rennsport und die Zucht von Vollblütern gehabt, die mit dem lebenslangen Engagement von Elizabeth II. vergleichbar wäre. Die Königin, als Aushängeschild für Pferderennen in aller Welt, wird dennoch niemand ersetzen können, denn neben der Passion besaß sie auch echtes Fachwissen, John Warren attestierte ihr, dass sie problemlos als Trainerin hätte arbeiten können, wenn sie nicht die Königin gewesen wäre.