Man mag uns nicht

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Es ist nichts Neues. Der Rennsport hat sich vor Jahren keine Freunde gemacht, weil er dachte, er wäre ein Einzelkind, das einfach weiter in seinem Zimmer spielen kann, aber nun muss er feststellen, dass die Wände davon niedergerissen wurden und jeder ins Spielzimmer gucken kann. Und was sie die Menschen dort sehen, passt ihnen nicht, weil vorher genug über das Einzelkind getuschelt wurde – mit alleiniger Deutungshoheit, die hat der Rennsport damals ohne Dementi den Tierschützern überlassen und so konnten sich solche Quatschszenarien wie: “Pferde ersticken beim Galoppieren”, halten. Die absurdesten Behauptungen machen da die Runde und werden gutgläubig weitergetragen. Dafür sind sich die anderen nicht zu blöd.

Der Zeitgeist hat sich eben verändert. Die Leute wollen keine Tiere mehr im Zirkus sehen, sie finden Zoos seien Tierquälerei und Sport mit Pferden hat da einen schwierigen Stand, in Zeiten, wo viel mehr auf das Tierwohl geachtet wird. Tierwohl und Sport schließen sich zwar nicht aus, aber wann immer einer sich irgendwo, in der gesamten Pferdesparte, danebenbenimmt, kommen eben auch die militanten Tierschützer an und pauschalisieren das, bis die Schwarte kracht. Anschließend nehmen sie es als Beispiel her, warum man Sport mit Pferden verbieten sollte. Und das inkludiert auch unseren Sport. Wir haben mit Fünfkampf nichts zu tun – aber die Dame mit dem Olympia-Shitstorm hat sicher nicht dazu beigetragen, neue Leute auf die Rennbahn zu bringen. Eher schreckt sie ab. Weil man überall Forderungen hört wie: “Soll die doch selbst springen. Sport mit Tieren ist Tierquälerei.” Und wir auf der Rennbahn hören eben: “Sollen die doch selber laufen.”

Es hängt also alles ein bisschen zusammen. Und natürlich kann man dagegen nichts tun – wohl aber an anderen Stellen. Wir müssten viel aktiver sein. Viel offener. Kommt rein, kommt ran, guckt es euch an. Das Problem ist der Spagat zwischen neuen Rennbahngängern und den alten, die alles schon kennen und wissen, wie der Hase läuft. Die reagieren nicht gut auf Erklärungen, weil sie es schon kennen. Vielleicht müssen wir da alle mal ein bisschen weghören, wenn sich die Ansprache an neue Gäste richtet, denn die wollen wir doch alle. Da müssten wir alle ein bisschen netter sein. Schließlich möchten wir doch auch alle, dass der Sport noch viele Jahre besteht. 

Dann werden auch mehr Stimmen lauter, wenn mal wieder irgendwo ein Pferd verunglückt. Das kann am Ende der Welt sein und das muss nicht unsere Disziplin betreffen. Wenn in Japan ein Springpferd verunglückt, dann kann der Rennsport in Deutschland nichts dafür. Die Leute unterscheiden aber gar nicht. Für sie ist Sport ein rotes Tuch und damit auch der Rennsport. Dagegen können wir nichts machen – wohl aber lernen, wie zum Beispiel andere Vereinigungen im Reitsport mit der Aufarbeitung solch tragischer Unfälle umgehen. Und sei es nur, dass man lernt, wie man es nicht macht, denn es ist ja nun nicht immer ideal. 

Wenn man aber die Leute einmal hat, dann sprechen die auch selbst für den Rennsport. Pro Rennsport wohlgemerkt. Die sagen dann: “Tut mir leid, aber ich habe noch nie gesehen, dass auf der Rennbahn ein Pferd misshandelt wird” – wenn die Tierrechtler mal wieder toben. So etwas wollen wir. Also müssen wir neue Leute ansprechen. Und das geht nur, wenn alle mitmachen. Ja, auch die alten Fans.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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