Turfteufel: Warum laufen Rennpferde schnell?

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Diese Frage beschäftigt viele Leute. Zum Beispiel die Tierschützer, die sagen, die laufen schnell, weil sie Angst haben. Da gibt es ja dann so schön bescheuerte Begriffe wie den “Angstgalopp” oder so. Der Rennsportler wird eine andere Antwort geben: “Weil sie es können.” Und das Pferd sagt vermutlich: Weil ich gerne laufe? Das Pferd ist zwar ein Fluchttier, aber Bewegung (und zwar zünftig) ist ihm ebenso wichtig. Es möchte weite Strecken vorwärts gehen, in der Gangart seiner Wahl, aber eben auch seinen Instinkten gehorchen und mit der Herde laufen. Das kann mal schnell sein, mal langsam. Er ist vor allem schnell, weil das Rennpferd die Voraussetzungen dafür erfüllt. Körperlich. Sonst nichts. Ein Kaltblut kann auch schnell galoppieren – für seine Verhältnisse. Das wird es irgendwann auch machen. Aber wieso sind die denn so schnell? Denn Nicht-Rennpferde, die eine vergleichbare Masse mit sich schleppen (fernab von den Kalten), sind es nicht.

Das liegt am Körperbau des Vollbluts. Generell ist es uns ja herzlich egal, wie so ein Rennpferd aussieht – nur schnell muss es sein. Rein exterieurtechnisch ist das aber nicht der Fall. In der Theorie zumindest. Zum Beispiel möchte man tunlichst große, schwere Kandidaten in der Vollblutzucht vermeiden. Sie brauchen mehr Kraft und mehr Aufwand und sind dennoch langsamer in der Galoppade als durchschnittlich große Exemplare in der Population. Zu groß ist für ein Rennpferd nicht gut. Je länger das Bein, desto länger dauert es, das Bein zu bewegen. Ist dieses große Rennpferd nun aber einfach trotzdem so schnell, wie seine kleineren Artgenossen, die keine “besonderen” Anstrengungen machen müssen, um mitzuhalten, hat man ein überdurchschnittliches Pferd. Jedenfalls für seine Umstände.

Zu klein soll das Rennpferd auch nicht sein, dann braucht es mehr Schritte als die Kollegen auf der Bahn. Das ideale Pferd, so wollen es englische Forscher herausgefunden haben, ist körperlich der absolute Durchschnitt des Rennpferdes, wie man an Eclipses Skelett gemessen hat. Man sollte also nicht vom Durchschnitt sprechen, sondern vom Ideal. Und das Ideal liegt körperlich in der Mitte. Per Computertomographie erstellte man ein Modell von Eclipses Bein, welches zeigte, dass es sich schneller bewegen konnte, als bei Pferden, die nicht diesem Ideal entsprochen haben. Bedeutet das jetzt, dass alle Gruppe 1 Sieger vor allem diesem Eclipse-Ideal nahekommen? Vermutlich nicht. Denn auch, wenn die körperlichen Voraussetzungen da sind, kommt ja jetzt erst der Aspekt hinzu, mit dem alles steht und fällt: Training. Das Vollblut ist schnell, ja. Das muss es von uns nicht lernen. Aber wie es sich das einteilt, wie es damit umgeht und, wie seine Muskulatur, sein Wachstum, seine Organe sich präsentieren, das ist eine Frage des Trainings. 

Kurzum: Das Vollblut ist schnell – aber das korrekte Training macht es eben reell und haltbar. So ein Pferd denkt, wenn es alleine läuft, ja nicht darüber nach, ob es ordentlich aufgewärmt ist, ob der Stopp vor dem nächsten Stein gut geht oder nicht. Und es weiß auch nicht, auf welcher Meterzahl es seine Bestleistung bringt, es läuft einfach und guckt mal, was dabei herauskommt – jedenfalls solange es sich nicht im Fluchtmodus befindet (den man auf der Rennbahn nicht haben will). Wir Menschen geben den Takt vor und müssen auch mal einen Gang runterschalten, selbst wenn das Pferd etwas anderes will. Aber daran, dass sie schneller sind, als alle anderen Pferde, daran ändern wir Menschen gar nichts. Eventuell ist also an “Weil sie es können”, doch etwas dran … Wir haben sie schließlich so gezüchtet.

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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