Auch in der Karriere eines Galopp-Trainers herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Es gibt Enttäuschungen oder schwierige Momente zu verkraften oder zu überstehen. Hier einige Beispiele unserer RaceBets-Profis exklusiv auf dem Blog:
Christian von der Recke
„Erst endloses Warten, dann kam die Ernüchterung“
„Mir ist ein Rennen ganz stark in Erinnerung geblieben, da es mit einer herben Enttäuschung endete. Es war der Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler im Jahr 2011 auf der heute leider nicht mehr existierenden Rennbahn in Frankfurt. Der von mir für den Stall Jenny trainierte Onaldo mit Jockey Warren O‘ Connor war Zweiter hinter Blue Baloo.
Die Auswertung des Zielfotos dauerte eine halbe Stunde, es war ein endloses Warten. Doch dann kam die Ernüchterung, wir waren Zweiter. Es wäre damals mein erster Gruppesieg gewesen.
Sehr schade ist auch, wenn ein Pferd mit dem Sieg in der Hand am letzten Hindernis in einem Jagd- oder Hürdenrennen zu Fall kommt. Da sind manchmal von einer Sekunde auf die andere alle Chancen zunichte gemacht.
In diesem Zusammenhang fällt mir unser Pferd Ismir ein. In einem Listenrennen über Jagdsprünge 1993 in Hamburg erlitt er am letzten Sprung einen Aortariss und kam dadurch zu Tode. Das war ein sehr schlimmes Unglück.
Für mich gilt aber die Devise, man muss Enttäuschungen bald abhaken. Ein Nachkarten bringt nichts, sondern man sollte nach vorne gucken. Was bringt es, einen Rennfilm noch sechmal nachher anzuschauen, es macht die Sache auch nicht besser.
Geärgert habe ich mich in Baden-Baden über den Ritt von Petra Blumenauer auf Hidden Oasis. Sie zog völlig überstürzt am Boxendorf vorbei ganz außen in Front. Das war 1.400 Meter vor dem Ziel. Und das bei einem Pferd, das einen Speed von nur dreihundert Metern besitzt. Aber auch solche Sachen passieren. Als Trainer muss man mit Enttäuschungen leben können.“
Stefan Richter
„Enttäuschungen erlebt man ja fast jede Woche“
„Enttäuschungen erlebt man ja fast jede Woche. Ich habe aber das Glück gehabt, in meiner Trainer-Karriere von ganz großen Enttäuschungen verschont geblieben zu sein. Ich bin aber auch ein Mensch, der nicht so die Riesenerwartungen hat, sondern bezeichne mich als Realist und nicht als Optimist. Lieber schaue ich mir erst einmal alles in Ruhe an. Es gibt auch Trainer, die schwärmen, welche Top-Pferde sie haben, das tue ich nicht.
Man erlebt auch immer mal wieder, dass ein Pferd über eine Saison hinweg die Erwartungen nicht erfüllt. Ein Beispiel ist Winola. Sie hat als Vierjährige total enttäuscht, aber im Jahr darauf hat sie vier Rennen gewonnen, das hat mich dann wieder völlig überrascht. So etwas hätte ich ihr nie zugetraut. Das Jahr hat die Erwartungen übertroffen.
Aber es kommt manchmal auch die Gesundheit dazwischen, das Verletzungspech. Wie bei unserem Fort Good Hope. Er hatte als Vierjähriger seine Probleme. Ich hatte damals Mumm auf ihn, aber in jener Saison kam nicht viel von ihm. Er wurde durch eine Verletzung immer wieder zurückgeworfen. Das war ein Hornspalt, eine Hufverletzung, die ihm immer wieder zu schaffen machte.
Vor dem ersten Start als Vierjähriger gingen die Probleme los, er ist dann erst wieder im Oktober gelaufen. Das hat uns damals fünf Monate gekostet, die Saison war schnell hinüber. Aber richtige Enttäuschungen habe ich nicht erlebt. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft der Fall ist.“