Marco Klein: „Offene Rennen mit vielen Bahnspezialisten“

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Auf zwei Rennbahnen konzentriert sich das Galopp-Geschehen in Deutschland in dieser Woche. Am Samstag steht das Saisonfinale in Mannheim an, einen Tag später zieht Hannover mit dem Renntag der Gestüte nach. Auf der Neuen Bult, auf der in der Corona-Krise nach dem Neustart im Mai alles auch wieder angefangen hatte, kommen bei der letzten Veranstaltung in 2020 sogar zwei Grupperennen zur Austragung – der Große Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung und der Preis der Besitzervereinigung für Vollblutzucht und Rennen.

Zweimal Mannheim, einmal Hannover – das sagt der Experte

Natürlich hat sich auch unser RaceBets-Botschafter Marco Klein schon zum Wochenstart mit den Prüfungen beschäftigt. Wir haben ihn am Montag gefragt, welche drei Rennen für ihn am interessantesten sind und ihn um seine Analyse gebeten. Außerdem ging er der Frage nach, weshalb diese Prüfungen für normale Rennsportfans besonders attraktiv sind. Hier seine Einschätzung zu zwei Rennen in Mannheim und einem in Hannover, die natürlich auf den Informationen vor der Starter- und Vorstarterangabe beruht (Stand: 19.10.). Es könnte also sein, dass das ein oder andere Pferd noch gestrichen oder zusätzlich ins Rennen kommt.

„Natürlich habe ich mich mit den Rennen am Samstag auf unserer Heimatbahn in Mannheim ganz besonders beschäftigt, zumal wir hier selbst stark engagiert sind, was sich beim Finale vor der Haustür natürlich auch anbietet. Die Zuseher dürfen sich auf viele Bahnspezialisten freuen in äußerst offenen Prüfungen. Spannende Endkämpfe scheinen vorprogrammiert, auch die Bodenverhältnisse werden anders sein werden als im Sommer. Zwei Rennen möchte ich hier genauer beleuchten:

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Mannheim, Samstag, 24. Oktober

Ausgleich II über 2.500 Meter

Handicap-Marke ein Geschenk?

Da wäre zum einen der Ausgleich II über 2.500 Meter, der gleichzeitig der Höhepunkt der Karte ist. Neun Pferde waren hier am Montag noch startberechtigt. Schwer einzuschätzen sind die beiden Pferde von Christian von der Recke. Der Handicapper hat es mit beiden Pferden sehr gut gemeint.

Orihime siegt unter Andre Best
Orihime siegt unter Andre Best am 10.07.2020 in Hamburg

ORIHIME hat für die letzten sechs Starts nur sechs Kilo draufbekommen. Das finde ich sehr erstaunlich. SUCCESSOR steht bei einer Marke von 72 Kilo. Für seinen St. Leger-Erfolg in Waregem erhielt er kein Aufgewicht. Natürlich ist immer schwer zu sagen, was die Formen aus Belgien wert waren. Entweder ist die Einschätzung ein Geschenk des Handicappers oder die Leistungen von dort sind nicht so hoch einzuordnen. Beide dürften gute Chancen haben.

Auch NOA LEA von Henk Grewe ist nach zwei Erfolgen und dem vierten Rang aus Köln, wo sie gewiss nicht schlecht abschnitt, mit dem niedrigen Gewicht ein Faktor.

Flight To Hongkong mit verlockendem Gewicht

Unser LUCKY LIPS läuft auf einer weiteren Distanz. Wenn er damit zurechtkommt, hat er für mich Platzchancen. Auch FLIGHT TO HONGKONG sehr ich vorne. Er hielt sich in Köln als Fünfter gut. Sein damaliger Reiter Bauyrzhan Murzabayev sagte damals, dass die Bahnverhältnisse nicht mehr gut gewesen seien. Bei besserem Boden sehe ich ihn unter den ersten Dreien, zumal wir dank Leon Wolff viel Gewicht herunternehmen können und er nur 50 Kilo zu tragen hat. Leon hat ihn im Juli schon gut geritten.

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Lucky Lips siegt unter Alexander Pietsch
Lucky Lips siegt unter Alexander Pietsch

Mannheim, Samstag, 24. Oktober

Ausgleich III über 1.900 Meter

Top-Trainingsleistungen von Earl und Future Hollow

Der Ausgleich III über 1.900 Meter ist ein sehr offenes Wettrennen. WELAN von Christian von der Recke siegte in Belgien und war danach Achter in Köln. Er läuft zum ersten Mal in Mannheim und ist schwer einzuordnen.

SMOKE ON THE WATER hatte in Baden-Baden keine Chance, aber er ist hier schon häufig gute Rennen gelaufen. Man darf nicht vergessen, dass er hier im letzten Jahr einen Ausgleich II für sich entschieden hat. Er ist vielleicht ein chancenreicher Außenseiter.

Earl siegt unter Jozef Bojko
Earl siegt unter Jozef Bojko am 13.09.2020 in Baden-Baden

Nun zu unseren beiden Pferden: EARL hat super gearbeitet. Er war bei seinem letzten Start hier in Mannheim nur hinter SAN DIEGO, der damals deutlich weniger Gewicht trug. Im Schlussbigen kam er nicht auf freie Bahn. Ihn  sehe ich weit vorne.

Aber auch FUTURE HOLLOW hat aktuell sehr gute Trainingseindrücke hinterlassen. In München wurde es ihm schon etwas zu weit, aber er landete hinter guten Pferden auf Platz drei. Miguel Lopez kommt mit ihm bestens zurecht. Beide Pferde sollten ein Wort vorne mitsprechen.

FOOTLOOSE und SAN DIEGO agieren etwas wechselhaft, ich sehe PISSARRO von meinem Mannheimer Kollegen Horst Rudolph als stärksten Gegner. Er war hier nur ganz knapp hinter Orihime und dürfte mit dem niedrigen Gewicht in der Rolle eines der Favoriten stehen. Der absolute Bahnspezialist hat gute Aussichten.

Hannover, Sonntag, 25. Oktober: Großer Preis der Besitzervereinigung für Vollblutzucht und Rennen

Ex-Baden-Württemberg-Trophy, Gr. III, 2.000 m

Wonderful Moon sticht heraus

Die Zuschauer dürfen sich auf ein sehr attraktives sportliches Event freuen. Für mich ist dieses Rennen besonders interessant, da hier Formpferde aus Grupperennen mit von der Partie sind, darunter Gruppesieger aus diesem und den vergangenen Jahren. Meiner Ansicht nach sticht WONDERFUL MOON heraus. Er hat 2020 zwei Gruppe-Treffer auf seinem Konto stehen. Das war auf guter Bahn, aber er dürfte auch auf weichem Untergrund zurechtkommen, wie man schon i der Vergangenheit gesehen hat. In Hannover ist ja sicherlich mit weichem Untergrund zu rechnen. Er ist für mich das zu schlagende Pferd und hier höchst interessant.

Wonderful Moon siegt unter Andrasch Starke
Wonderful Moon siegt unter Andrasch Starke

Sehr gute Chancen besitzt sicherlich auch WAI KEY STAR, der zuletzt den Preis der Sparkassen-Finanzgruppe in Baden-Baden für sich entschieden hat und mit Sibylle Vogt eine Reiterin im Sattel haben wird, der momentan alles gelingt. Er war in Iffezheim ganz knapp vor ITOBO, der schon viele erfolgreiche Schlachten geschlagen hat und häufig in Grupperennen vorne dabei war. Er läuft auf seiner Heimatbahn. Die Pferde von Hans-Jürgen Gröschel laufen in der Form ihres Lebens, und es wäre natürlich ein toller Abschied für diesen großartigen Trainer, wenn er noch einmal ganz vorne sein könnte.

Das sind meine drei Pferde, die ich hier in der Entscheidung sehe. Allerdings wäre auch POTEMKIN im Falle eines Starts sehr gefährlich. Er hat zuletzt in Mailand ein Grupperennen gewonnen. Steigern muss sich SAHIB’S JOY, der im Juli in Hamburg in einem Auktionsrennen vorne war und danach in Baden-Baden hinter heutigen Konkurrenten war. Er hat seither pausiert und muss einen weiteren Sprung schaffen. Zahlenmäßig ist es ein überschaubares Feld, aber die Qualität kann sich sehen lassen.“

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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