Schon als Jockey gehörte er Henk Grewe zu den zuverlässigen Größen, allerdings eher zur sogenannten zweiten Reihe. Doch als Trainer gelang ihm der kometenhafte Durchbruch. Der Wahl-Kölner, der erst im Juli 2014 die Trainer-Prüfung ablegte und am 1. August jenen Jahres seine zweite Laufbahn als Betreuer von Galopprennpferden in der Domstadt begann, ist längst eine der führenden Adressen des Landes geworden.
Bisherige Krönung war der Gewinn des Trainer-Championats 2019. Im In- und Ausland gewann der Coach hochkarätige Prüfungen, auch 2020 startete er mit mehreren Gruppetreffern fulminant.
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass er nicht das ein oder andere Rennen in Frankreich oder Deutschland gewinnt.
Exklusiv im Insider-Talk berichtet er über seine Karriere.
Bei Hiller „eine der schönsten Zeiten“ erlebt
Wie hat für Sie alles im Turf angefangen?
Henk Grewe: Zum Rennsport bin ich gekommen durch meine Eltern, die Rennpferde hatten, und wenn man einmal mit dem Rennsport-Virus infiziert ist, dann kommt man nicht mehr davon los. Meine ersten Anfänge hatte ich bei Herrn Renken in Issum gemacht, wofür ich sehr dankbar bin. Danach habe ich bei Hans Walter Hiller mitgeritten, der auf der gleichen Anlage trainiert hat. Für mich war das eine der schönsten Zeiten im Rennsport, in der ich auch am meisten über Pferde gelernt habe. Ich habe in allen Ställen, in denen ich tätig war, etwas mitgenommen, aber die Zeit bei Herrn Hiller hat mich am meisten geprägt.
Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Ritt?
Henk Grewe: Meine Amateurreiter-Lizenz habe ich im Jahr 1998 gemacht. 1999 hatte ich meinen ersten Ritt auf dem Pferd Bielefeld in Dortmund absolviert. Im gleichen Jahr gelang mir dann auch noch der erste Sieg auf Little Miracles in Magdeburg. Und es ging sehr positiv weiter. 2002 sicherte ich mir das Amateurchampionat. 2003 habe ich meine Lehre bei Mario Hofer in Krefeld begonnen. 2004 nach Abschluss der Ausbildung bin ich dann an den Stall von Sascha Smrczek gewechselt. Dort habe ich bis 2010 als Jockey gearbeitet. Wir hatten eine wirkliche schöne Zeit und erfolgreiche Zeit zusammen.
Prince Flori war ein außergewöhnliches Rennpferd
Was waren die schönsten Erfolge in dieser Zeit?
Henk Grewe: Diese Phase war gekrönt von den Erfolgen mit Prince Flori, einem außergewöhnlichen Rennpferd, an das ich sehr gerne zurückdenke. Ich bin Sascha sehr dankbar, für die Chancen, die er mir gegeben hat. Von 2011 bis 2012 bin ich noch einmal für ein Jahr zurück an den Stall von Herrn Hofer gewechselt.
Gewichtsprobleme zwangen zum Wechsel
Weshalb haben Sie anschließend Ihre Reiterlaufbahn beendet?
Henk Grewe: Mitte 2012 ließen meine Gewichtsprobleme eine Fortsetzung der Reiterlaufbahn nicht zu. Der ständige Kampf mit dem Gewicht war natürlich alles andere als einfach und daher musste ich meine Zukunft anders planen.
Wie ging es danach weiter?
Henk Grewe: Im Anschluss habe ich für zweieinhalb Jahre bei Sascha Smrczek als Assistent gearbeitet. Bei dieser Station habe ich auch Christoph Holschbach kennengelernt, mit dem ich mich dann im August 2014 in Köln selbständig gemacht habe. Es war wahrscheinlich der wichtigste und beste Schritt in meinem Leben neben der Hochzeit mit meiner Frau.
Dankbar für das große Vertrauen
Ging es gleich so erfolgreich los?
Henk Grewe: Ja, gleich beim ersten Start hatten wir mit Anaximenes den ersten Sieger. Wir sind auch insgesamt sehr gut vom Start gekommen, so dass der Betrieb in kurzer Zeit sehr gewachsen ist. Durch den Einstieg von Lars-Wilhelm Baumgarten und der Familie Faust in die GmbH im Jahr 2016 kann ich noch beruhigter arbeiten. Ich bin meinen Partnern und Besitzern ausgesprochen dankbar für das große Vertrauen, das sie in meine Arbeit setzen.
Was sind die ausschlaggebenden Faktoren für den Erfolg?
Henk Grewe: Ich glaube, der Aufstieg unseres Stalles in kürzester Zeit ist schon enorm, und ich bin darauf auch sehr stolz und danke allen, die dazu beigetragen haben. Meine Frau und ich haben uns ein tolles Team aufgebaut, auf das wir uns vollkommen verlassen können. Wir haben auch viel Erfahrung im Stall. Und das bedingt Ruhe und Gelassenheit, was meiner Meinung nach auch ein großer Faktor für den Erfolg ist.
„Wir wollen auch 2020 Champion werden“
Was bedeutete das Trainer-Championat für Sie? Arbeiten Sie auch 2020 darauf hin?
Henk Grewe: Das Trainerchampionat hat mir sehr viel bedeutet. Es war ein weiterer Schritt in meiner Karriere und vielleicht die erste Krönung der harten Arbeit der letzten Jahre. Ja, wir wollen natürlich auch 2020 Champion werden, aber nicht mit aller Macht. Es sollte sich ergeben. Wenn es eng wird lassen wir uns was einfallen.
Was waren die bisherigen Highlights 2020?
Henk Grewe: Die Highlights 2020 waren die Siege in den Gruppe-Rennen. Alle Gruppe-Siege waren etwas Besonderes.
Was hat sich durch die Corona-Zeit für Sie verändert? Wie gehen Sie damit um? Was möchten Sie in diesem Jahr noch erreichen?
Henk Grewe: Corona hat das Leben schon sehr verändert, ich hoffe, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückkommen. Wir bemerken es besonders an der geringen Gewinnsumme, die wir dieses Jahr haben. Am meisten leiden die Jockeys aus der zweiten Reihe, die wirklich wenig Ritte bekommen, dadurch dass wir nur einen Rennplatz am Tag haben. Ich hoffe, wir schaffen dieses Jahr noch einen weiteren Gruppe I-Sieg, den wir letztes Jahr verpasst haben. Mit Donjah hat es ja schon geklappt im Preis von Europa.