Wenn ein Trainer über 2000 Siege gefeiert hat, hat er natürlich Ahnung vom Geschäft. In diesem Artikel wollen wir unseren RaceBets Botschafter Christian von der Recke das Training erklären lassen. Es ging uns um den Unterschied zwischen jungen und älteren Pferden und konkret haben wir uns auf Dreijährige und Vierjährige festgelegt. Wir waren sehr gespannt. Der Trainer konnte diesen Text etwas später liefern, als ursprünglich geplant, denn er hatte Starter in Belgien. Dort, genauer gesagt in Waregem, gewann er direkt das Auftaktrennen mit Successor. Der war sogar überlegen. Wie man ältere Pferde trainiert, weiß er also – aber das war keine Überraschung. Im 4. Rennen kam es zu einem weiteren Sieg durch Orihime. Das ist eine drei Jahre alte Stute und es war ihr dritter Erfolg in Serie. Auf diese junge Pferdedame konnte unser RaceBets Botschafter also bestens eingehen in seinen Ausführungen…
Orihime als ideales Beispiel
„Für mich das spannende ist, die jungen Pferde aufzubauen, sie in ihrer Entwicklung zu sehen und zu steigern. Wenn wie im Falle von Orihime die Pläne aufgehen, macht das natürlich Spaß. Wir haben die Stute aus Irland bekommen. Ihre Trainerin Jessica Harrington mischt in Gruppe 1-Rennen mit. Orihime hätte bei ihr sicherlich auch gewonnen. Doch wir bekamen sie, als sie zweimal unplatziert gelaufen war. Wir haben die Stute so steigern können, dass sie vier ihrer letzten fünf Rennen gewinnen konnte. Das ist eine Entwicklung, die die Dreijährige sicher auch durch unser Training machen konnte. Man konnte ihre Fortschritte erkennen. Als Folge konnte ich andere Rennen für sie raussuchen.
Das Beispiel Showdance Kid
Im Umkehrschluss heißt dies, dass ich einen älteren Handicapper nicht mehr viel werde steigern können. Er hat seine Klasse gezeigt und ruft sie im besten Falle ab. Nennen möchte ich als Beispiel Showdance Kid. Er ist in der Hand des Handicappers, wie man so sagt, hat also nicht mehr viel Luft nach oben. Er kann gute Leistungen zeigen und auch mal gewinnen, aber nicht in Serie. Es muss alles passen. Auch im Training werde ich ihn nicht steigern können. Solche Pferde versuche ich konditionell auf einem Level zu halten, trainiere sie also ein wenig anders, als eine drei Jahre alte Stute wie Orihime.
Leistung herausfordern
Bei einem jungen Pferd, egal ob zwei- oder dreijährig, muss man den Sprung im Training durch Steigerung herausfordern. Das geschieht dann natürlich auch im Rennen. Ich werde so ein Pferd von Mal zu Mal im Training mehr fordern, weil ich auch in den Rennen mehr sehen will. Bei mir heißt dass, dass ein Siegloser im Training mit anderen Sieglosen geht. Ein Handicapper arbeitet mit den anderen Handicappern. Und wenn er den Sprung in die Listen- oder gar in die Gruppeklasse schafft, dann muss man ihn dementsprechend anders fordern. Als Folge stelle ich die Arbeiten anders zusammen. Für Handicapper versucht man mehr Starts zu bekommen. Ein besseres Pferd wird gezielter eingesetzt. Diese Pferde können bei einem Start mehr verdienen. Und sie können auch im Wert verlieren, wenn ein Gruppesieger nicht in der Listenklasse nach vorne läuft. Ein Handicapper kann auch mal unplatziert sein. Dann wird es beim nächsten Mal einfacher, weil die Marke runtergeht. Es bricht kein Stein aus der Krone.
Der Zeitpunkt ist bei einem Generationen-Vergleich wichtig
Wenn man Dreijährige und Vierjährige konkret vergleicht, stellt sich die Frage nach dem Wann. Früh im Jahr folgt ein Aufbau beim Derbyjahrgang, eventuell für größere Aufgaben. Die Pferde bleiben unter sich, werden auch so trainiert. Geht es dann, vor allem nach Hamburg, gegen ältere Gegner, ist die Grundsituation eine andere. Nach dem Derby sind die Dreijährigen auch im deutschen Handicapsystem nicht mehr geschützt, wie man so sagt. So lange ich weiß, dass ein Dreijähriger nicht gegen die Älteren läuft, arbeite ich ihn auch nicht gegen die Älteren. Ich lasse einen 14jährigen ja auch nicht in einer Bundesligamannschaft spielen. Man versucht die Pferde vom Alter und vom Geschlecht her in einer Gruppe zu belassen. Später mischt man mehr als Trainer. Es geht auch darum, es den Tieren leichter zu machen. Orihime ist auch hier ein sehr gutes Beispiel. Sie blieb lange unter den Dreijährigen. Wir sind erst später in die Rennen mit den Älteren gegangen. Der Aufbau hat funktioniert, wie man sieht.
Im Ausland ist die Grundsituation anders
Im Ausland ist die Situation eine andere. Schon wegen der Vielzahl der Rennen. In England laufen ja sogar Zweijährige manchmal gegen ältere Pferde. Unser System ist nicht identisch und als deutscher Trainer muss und kann ich damit sehr gut leben. Will ich etwas anderes probieren, muss ich mit den Pferden halt in das Ausland gehen. Ob ich das alles gut oder schlecht finde, kann ich gar nicht sagen. Es ist wie es ist. Wenn ein Besitzer das anders sieht, steht der Weg zum Training in einem anderen Land offen.“