Wow. Also echt jetzt: Wow. Ich liebe den Ausgang des diesjährigen Derbys. Nicht nur, weil ich sowohl den Sieger als auch den Zweitplatzierten richtig vorausgesagt habe, sondern weil es alles hatte. Spannung, Emotion, Drama und nicht zuletzt gesunde und schnelle Pferde, die das Publikum verzaubert haben. Spannung war ja schon direkt am Anfang gegeben, als bereits ein paar Pferde in der Maschine standen, aber Near Poet noch ein neues Eisen brauchte. Da kamen alle noch mal ins Schwitzen – wie verkraftet mein Derbytipp diese Verzögerung, vor allem, wenn er schon in der Maschine war?
Dann Emotion – alle sind abgesprungen, das Feld formiert sich, der Adrenalinkick vor dem Bildschirm. Und dann beginnt das Drama im Bogen – als man plötzlich sieht wie Wonderful Moon ausschert und auf Touren kommt. Torquator Tasso geht mit, aber wo sind die Favoriten denn alle? So schnell wie Wonderful Moon antritt, so schnell ist er plötzlich auch wieder weg und zwei bunte Pferde ziehen plötzlich den Blick der Zuschauer auf sich – es sind die beiden Adlerflug Söhne In Swoop und Torquator Tasso, die das Derby unter sich ausmachen. Grocer Jack ist der einzige, der seinen Status Quo behalten kann, er wird Dritter.
Ein schönes Bild. Die beiden Außenseiter fighten bis zur Ziellinie, vielleicht mag Torquator Tasso es sogar noch weiter, vielleicht hätte in Swoop sogar sicherer gewonnen, wenn er nicht den schlechteren Weg durch die Pferde gehabt hätte – aber das wird die Zeit zeigen. Dennoch hört man die Leute unken, dass der Derbyjahrgang ja nicht gut sein kann, wenn das Ergebnis so aussieht. Aber seien wir mal ehrlich, was hätte es über den Derbyjahrgang ausgesagt, wenn Wonderful Moon gewonnen hätte? Auch nichts. Das zeigt immer erst die Zeit. Die Derbyplatzierten müssen jetzt zeigen, was sie können. Das Derby ist nämlich immer ein Anfang – keine Krönung. Das was danach kommt ist mindestens genauso wichtig.
Schön finde ich es, dass die beiden Pferde mit den wenigen Lebensstarts im Derby punkten konnten. Die Frequenz der Derbyprüfungen war in diesem Jahr kürzer, vielleicht hat das manchen auch den Schneid gekostet. Kann man nur spekulieren. Natürlich gewinnen auch häufig geprüfte Pferde das Derby. Aber dieses Jahr ist nun mal alles anders. Das Rating des Derbysiegers kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen, ja, sicher da war ein 70 Kilo Pferd hinter ihm, aber der war nun mal vor dem Rest des Feldes. Und eines davon war eben der Union-Sieger. Der blieb nicht hinter seiner Leistung zurück, der konnte das nicht stehen. Das heißt ja nicht, dass er keine Leistung gezeigt hat. Oder irgendwie schlecht war. Sondern, dass ihm schlicht der Weg zu weit war. Ein Pferd auf unpassender Distanz hat ja trotzdem Klasse. Das ist eine simple Erklärung und kein: Huch, der hat versagt, man weiß nicht warum, was ich eher als “blieb hinter seinen Möglichkeiten” betiteln würde.
Wo es für In Swoop weitergeht, weiß man noch nicht, aber vermutlich sind es französische Rennen. Torquator Tasso ist für uns Deutsche dann spannender. Der besitzt unter anderem eine Nennung für den Großen Preis von Baden und könnte dort auf einige Kontrahenten aus dem Derby, aber auch auf die Älteren treffen. Wenn man sich überlegt, dass der sich von Rennen zu Rennen massiv gesteigert hat, kann man sich schon vorstellen, dass der in Baden-Baden einfach davonfliegt. Und da er sich voraussichtlich nicht mit In Swoop duellieren muss … Wer weiß, was dieser Adlerflug-Sohn noch alles leisten kann?