Zweimal holte er bereits den Titel: Alexander Pietsch war 2015 und 2017 Champion der deutschen Jockeys. Der gebürtige Dresdener teilte sich damals die Championate mit Andrasch Starke bzw. Filip Minarik. Seit vielen Jahren gehört der 48-jährige zu den zuverlässigsten und erfolgreichsten hiesigen Sattelkünstlern. Aber auch in seiner Familie findet man verpflichtende Vorbilder, so dass sein Weg in den Rennsport früh vorgezeichnet war. Schon sein Vater Peter Pietsch war ein sehr erfolgreicher Reiter und Trainer in Dresden. Von ihm konnte sich Alexander Pietsch natürlich jede Menge für seinen Beruf aneignen, aber auch von anderen Lehrmeistern.
Jockey in der dritten Generation
Auf seiner Website schreibt Alexander Pietsch über sich: „Als Jockey in der 3. Generation ist mir die Freude und Faszination am Galoppsport schon in die Wiege gelegt worden, und mein Lebens- und Berufsweg war sozusagen vorgezeichnet. Dass dies die richtige Vorgabe war, bestätigte meine Ausbildung zum Pferdewirt, Spezialisierung Berufsrennreiter, die ich seinerzeit als Lehrlingsbester beendete. Einen großen Teil dieses Erfolges steuerten meine damaligen Lehrmeister Egon Czaplewski und Werner Bauermeister bei. Um Neues zu entdecken und um mich weiter zu entwickeln war ich national sowie international beschäftigt.“
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Alexander Pietsch über seine Karriere und eine Neuigkeit im Privatleben.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Hochzeit: Sie haben gerade Ihre langjährige Lebensgefährtin Caro Fuchs geheiratet. Wie lebt es sich als frischgebackener Ehemann?
Alexander Pietsch: Vielen Dank, wir wollten ja eigentlich letztes Jahr zu unserem zehnten Jahrestag heiraten, aufgrund Corona wurde der Termin jedoch kurzfristig abgesagt. Jetzt hat es nach 11 Jahren – auch wenn es coronabedingt nur im kleinen Kreis war – endlich geklappt und war wunderschön.
„Jeder weiß, was der eine an dem anderen hat“
Sie gehören seit Jahren zum festen Jockey-Team von Waldemar Hickst in Köln. Was schätzen Sie am Trainer? Wie verläuft Ihre Zusammenarbeit? Was waren Ihre größten gemeinsamen Erfolge?
Alexander Pietsch: Wir reden nicht viel, jeder weiß was der eine an dem anderen hat. Wir haben Grupperennen im In- und Ausland gewonnen, besonders gerne erinnere ich mich an Zazou und Flamingo Star, mit denen ich Grupperennen in Düsseldorf und Saint Cloud gewinnen konnte.
Auf welchen Rennbahnen reiten Sie am liebsten und weshalb? Werden Sie auch 2021 fast alle Renntage wahrnehmen, sofern keine Parallelveranstaltungen sind?
Alexander Pietsch: So richtig habe keine Lieblingsbahn, ich reite überall gerne. Natürlich freut man sich in Dresden zu reiten, weil es meine alte Heimat ist. Sofern ich gesund und munter bleibe, reite ich das ganze Jahr durch und dementsprechend auch auf allen Bahnen.
Welches Rennen würden Sie sehr gerne noch gewinnen, im In- und Ausland?
Alexander Pietsch: Ich habe da eigentlich kein bestimmtes Rennen im Kopf, mein Ziel ist es immer so viele Rennen wie möglich zu gewinnen.
„Schwerer geworden an Ritte zu kommen“
Wie schwer ist es, als Freelancer-Jockey in Deutschland? Wie hat Corona Ihr Leben verändert?
Alexander Pietsch: Durch Corona gibt es leider fast nur Einzelveranstaltungen, das ist für uns Jockeys ohne festen Stall im Rücken natürlich ein großer Nachteil. Es ist damit deutlich schwerer geworden an Ritte zu kommen. Mein Alltag hat sich eigentlich kaum verändert, vormittags bin ich Köln, dann lege ich mich meistens eine Stunde hin und entweder reite ich für meine Frau noch ein bis zwei Lot oder ich kümmere mich um unser Haus und den Garten.
Wie halten Sie Ihr Gewicht? Wie ernähren Sie sich?
Alexander Pietsch: Nach 30 Jahren im Rennsport habe ich meinen Rhythmus gefunden und keine großen Probleme, um 56 Kilo zu reiten. Früh gibt es während den Lots eine Scheibe Brot, und abends koche ich für uns gesund. Außerdem gehe ich gerne in die Sauna.
„Leon Wolff und Sean Bryne sind zwei ordentliche Nachwuchsreiter“
Wie sehen Sie den Reiter-Nachwuchs hierzulande? Wer hat in Ihren Augen besonders viel Potenzial?
Alexander Pietsch: Leon Wolff und Sean Bryne sind zwei ordentliche Nachwuchsreiter, man wird sehen, ob sie den nötigen Biss haben und in der Lage sind, dem Druck standzuhalten, wenn die Erlaubnis weggefallen ist. Zu Leon habe ich mehr Kontakt, er hat bei uns in der Arbeit geritten und auch den ersten Ritt für meine Frau in Baden Baden absolviert.
Sie werden im Juni 49. Haben Sie bereits Pläne für die Zeit nach der Jockey-Laufbahn?
Alexander Pietsch: Ich lasse alles auf mich zukommen und bin gespannt, was die Zukunft bringt. Solange ich mich fit fühle, werde ich in den Rennsattel steigen.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Können Sie sich ein Leben ohne Rennsport vorstellen?
Alexander Pietsch: In meiner Freizeit bastel ich am liebstem an unserem Haus bzw. Garten, so habe ich z.B. in unser Gartenhaus eine Sauna gebaut. Ein Leben ohne Rennsport kann ich mir momentan nicht vorstellen, aber man soll niemals nie sagen.