Ein hocherfolgreiches Frühjahrs-Meeting in Baden-Baden liegt hinter Lilli-Marie Engels. Die 22-jährige Rennreiterin war neben Rene Piechulek mit vier Treffen erfolgreichster Jockey an den drei tollen Tagen in Iffezheim. Grunde genug für ein Insider-Talk mit ihr.
Mit vier Siegen lief das Frühjahrs-Meeting für sie hocherfolgreich. Hatten Sie mit einem solch tollen Abschneiden gerechnet?
Lilli-Marie Engels: Absolut nicht.Ich hatte mich gefreut, ein paar schöne und hoffnungsvolle Ritte zu haben, aber da muss im Rennen natürlich trotzdem alles passen und so funktionieren, wie man sich das vorstellt.
Welche Siege waren die schönsten Momente in Iffezheim?
Lilli-Marie Engels: Alle vier Siege waren einzigartig und haben mich sehr gefreut. Der Sieg mit Mykonos hat mich allerdings besonders gefreut, weil ich sie im Training jeden Tag reite und natürlich mit den Monaten eine besondere Beziehung zu ihr aufgebaut habe.
„Es gibt da kein Geheimrezept“
Wie muss man in Baden-Baden reiten, um erfolgreich zu sein? Sie haben mehrfach auch Start-Ziel gewonnen.
Lilli-Marie Engels: Im Grunde gibt es da kein Geheimrezept, genauso wenig wie auf anderen Bahnen. Ich habe versucht, jedes Pferd individuell und situationsabhängig sinnvoll zu reiten um dem Pferd ein optimales Rennen zu liefern. Glücklicherweise hat das viermal funktioniert.
Was sind Ihre ganz persönlichen Stärken und Schwächen?
Lilli-Marie Engels: Meine Stärke ist es, mich auf jedes Pferd einstellen zu können und die Pferde zu verstehen. Meine Schwäche ist, dass ich noch zu viel nachdenke über einige Sachen und mir vielleicht zuviel zu Herzen nehme.
„Es gibt immer mehr, die Frauen fördern wollen“
Wie schwer ist es als Frau in der Männerdomäne Jockey zu bestehen?
Lilli-Marie Engels: Es ist schon ziemlich schwierig, sich gegen die Männer zu behaupten, da sie sind oftmals einfach stärker im Endkampf sind und bei vielen Besitzern und Trainern einfach die Männer noch im Vordergrund stehen. Es gibt jedoch immer mehr, die explizit Frauen fördern wollen und uns dementsprechend Chancen bieten.
„Sehr harmonische Zusammenarbeit“
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Trainer Dominik Moser?
Lilli-Marie Engels: Die Zusammenarbeit ist sehr harmonisch, und er versucht mich laufend zu fördern und mich weiterzubringen. Ich bekomme viele Tipps vom ihm und auch Chancen im Rennsattel. Familie Baum und auch unsere anderen Besitzer im Stall teilen diese Meinung. Das zusammen hat mich auch dazu veranlasst, auch nach meiner Ausbildung hier zu bleiben und die Zusammenarbeit fortzusetzen.
Sie hatten in der Vergangenheit auch häufiger mit Verletzungen zu tun. Was war bisher das Schlimmste dabei?
Lilli-Marie Engels: Die schlimmste Verletzung war mein gebrochener Ellenbogen, als ich im Rennen gefallen bin. Die lange Auszeit und das Aufbautraining danach waren sehr schlimm für mich und auch eine gewisse seelische Belastung. Die Pferde, die man sonst geritten hat, mit jemand anderem zu sehen, während ich als Zuschauer daneben stehe, war schon hart.
Haben Sie auch Fernziele im Ausland in der nahen Zukunft?
Lilli-Marie Engels: Wenn es mich eines Tages ins Ausland verschlägt, werde ich den Schritt wagen, ich würde natürlich gerne den Rennsport auch in anderen Ländern näher kennenlernen. Aktuell ist aber erstmal der Plan in Deutschland zu bleiben.
Von den erfahrenen Jockeys lernen
Haben Sie Vorbilder?
Lilli-Marie Engels: Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Ich versuche immer, die erfahrenen Jockeys zu beobachten und mir von jedem Einzelnen etwas Wichtiges mitzunehmen. Jeder hat seine besondere Stärke, und daher finde ich es sehr wichtig, sich alle genau anzuschauen und zu beobachten.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Lilli-Marie Engels: Meine Freizeit ist sehr begrenzt. Die wenige Zeit, die ich neben dem Job habe, versuche ich entspannt zu gestalten. Kochen, mich mit Freunden treffen und auch einfach mal bei einer Netflix-Serie auf der Couch zu liegen, lassen mich kurzzeitig abschalten und geben mir eine Pause vom Sport, vom Gewicht verlieren und vom ständigen Reisen. Das muss ab und zu mal sein.