Die Große Woche in Baden-Baden gilt als eines der bedeutendsten Ereignisse im deutschen Galopprennsport. Normalerweise findet dieses Festival von Ende August bis zum ersten September-Sonntag statt. Doch wegen der Corona-Pandemie (man hegte lange die Hoffnung auf Zuschauer ab September, muss nun allerdings mit 500 Personen pro Renntag inklusive der Aktiven vorlieb nehmen) ging man eine Woche nach hinten. Von Samstag, 5. September bis Sonntag, 13. September geben sich nun die Asse an der Oos, oder besser gesagt auf der Rennbahn in Iffezheim, die Ehre.
Sechs Grupperennen werden insgesamt ausgetragen, zehn Wettchancen mit der Viererwette, rund 55 Rennen und natürlich die Wett-Spektakel, die man von Deutschlands Premium-Bahn gewohnt ist. Es ist der Traum eines jeden hiesigen Besitzers, mindestens einmal in Baden-Baden aufs Siegertreppchen zu kommen. Natürlich gilt das auch für unseren RaceBets-Botschafter Marco Klein.
Exklusiv auf unserem Blog berichtet der Mannheimer Erfolgstrainer über seine größten Erfolge bei der Großen Woche bisher, seine persönlichen Highlights, das Spezielle an diesem Top-Meeting, die Vorbereitung auf die Renntage und seine 5 besten Hoffnungen, die „guten Dinger“ zum Wetten. Außerdem analysiert er den Longines Großer Preis von Baden (Gruppe I, 175.000 Euro, 2.400 m) am 13. September zum jetzigen Zeitpunkt und empfiehlt eine Dreierwette für das bedeutendste Event der Großen Woche.
Premiere mit Anatol Artist
„Mein schönster Sieg war bei der Großen Woche 2016 mit Anatol Artist. Das war auch gleichzeitig mein erster Sieg in Baden-Baden überhaupt. Er lief vorher in Tschechien ohne großen Erfolg auf der Hindernisbahn und hat in der Hälfte seiner Rennen den Reiter heruntergeworfen. Er war vorher sieglos und hat dann für uns sicher in Baden-Baden gewonnen. Das war ein toller Triumph für den Stall Grimminger und Tommaso Scardino. In den letzten Jahren haben wir eigentlich bei jeder Großen Woche mindestens ein Rennen gewinnen können.
Keine Spezial-Präparation
Ich bin allerdings kein Trainer, der Pferde unbedingt nach Baden-Baden schicken muss oder sie speziell auf die Meetings dort vorbereitet. Da gibt es andere Spezialisten, wie Hans-Jürgen Gröschel oder Werner Glanz. Natürlich gehören Starts in Iffezheim für mich dazu, wenn ich aber woanders ein einfacheres Rennen habe oder das besser passt, gehe ich auch auf andere Bahnen.
Oft wollen die Besitzer gerne in Baden-Baden ihre Pferde laufen lassen wollen. Für sie ist es etwas Besonderes, dort im Führring zu stehen und das Drumherum des Meetings zu erleben. Aber das betrifft viele andere Trainer auch, die das ein oder andere Pferd auf Besitzerwunsch dort aufbieten. Das Flair und der Ruf vom Deutschlands Aushängeschild, natürlich auch international, sind natürlich ganz speziell. Daher kommen hier in einem normalen Jahr auch die meisten Zuschauer von allen Rennbahnen in Deutschland zusammen. Und selbst in diesem Corona-Jahr sind die Dotierungen fast wie sonst üblich. Und dann ist hier der ganze Rennsport vertreten.
Die Vorbereitung auf die Große Woche ist für mich nicht anders als sonst. Für jedes Rennen werden die Pferde gleich trainiert. Wir machen da nichts Besonderes, die Rennen werden ja auch normal gelaufen. Daher bleibt auch das Training gleich.
Die Mumm-Pferde
Bei der Großen Woche 2020 sind wir stark vertreten, mit zehn bis zwölf Pferden. Gerne würde ich zwei Rennen gewinnen. Das wäre die Optimal-Bilanz. Natürlich klappt so etwas nicht immer, denn jeder andere möchte auch vorne sein. In aller Regel sagt man, dass man in Baden-Baden mit Pferden antreten muss, die noch etwas Luft im Handicap haben.
Auf zwei Pferde habe ich ganz besonderen Mumm. Da wäre zum einen Arionna, die am 11. September einen Ausgleich IV bestreitet. Sie hat in Mannheim spielend leicht gewonnen. Die Distanz von 2.000 Metern passt. Sie hat keine weite Anreise und sich toll entwickelt. Da bin ich sehr guter Dinge.
Zum anderen habe ich große Erwartungen mit Future Hollow. Er bestreitet am 6. September, dem ersten Sonntag, einen Ausgleich III über 1.800 Meter. Tommaso Scardino kann ihn nicht reiten, da er in Nancy der Partner von Lucky Lips sein wird, der zuletzt in Frankreich nur knapp geschlagen war. Ich habe wieder Miguel Lopez engagiert, der ihn in Mannheim beim dritten Platz ordentlich geritten hat.
Wenn ich jetzt meine Top 5 nennen soll, dann kommen Smentana, Thunder Light und Indian Soldier noch hinzu. Smentana hat zwei Nennungen, doch wahrscheinlich werden wir es am 11. September in einem Altersgewichtsrennen über 1.800 Meter versuchen. Die Distanz ist zwar nicht ganz optimal, aber der Besitzer hat an diesem Tag Geburtstag. Sie ist gut auf dem Posten und hat auch zuletzt wieder in Saarbrücken eine sehr ansprechende Vorstellung geboten.
Thunder Light kommt aus einer Pause, die sie aber auch gebraucht hat. Von ihrem Trainingsstand ist sie jetzt wieder auf dem Punkt an dem sie war, als sie ihre Rennen in diesem Jahr gewonnen hat. Natürlich hoffe ich, dass ihr nicht noch ein wenig Luft fehlt. Mit ihr steuern wir einen Ausgleich IV über 2.400 Meter am 13. September an.
Der nächste Coup mit Indian Soldier?
Ebenfalls am Abschlusstag der Großen Woche greifen wir wieder mit Indian Soldier an. Er musste sein Rennen in der vergangenen Woche in München auslassen, da er mit einem Transport allein nicht klar kam. Nun startet er eine Klasse höher als zuletzt, trägt aber dafür ein niedrigeres Gewicht als zuletzt. Ich glaube, dass er auf alle Fälle eine Rolle spielen kann. Seine einzige schwächere Form war in Hamburg. Das könnte aber daran gelegen haben, dass Rechtskurse nicht so sein Ding sind. Linksherum wie in Baden-Baden liegt ihm, und er hat auf dieser Bahn schon gewonnen.
Hauptrolle für Donjah im Großen Preis von Baden?
Natürlich freue auch ich mich auf den Großen Preis von Baden am Abschlusstag der Großen Woche. So wie es jetzt aussieht (Stand: 1.9.), wird es ein sehr gutes Rennen, besser als in manch anderen Jahren.
Viel traue ich Donjah zu, der Siegerin aus dem Preis von Europa. Sie war im Vorjahr Zweite in diesem Rennen und ist damals nur an dem 14-Längen-Sieger Ghaiyyath gescheitert. Sie hat aber mit Laccario den Derbysieger von 2019 hinter sich gelassen. In meinen Augen hat die Stute den Anspruch auf einen der vorderen Plätze und eine führende Rolle.
Bei den Pferden aus dem Ausland tappt man derzeit natürlich noch etwas im Dunkeln, da man nicht genau weiß, wer tatsächlich läuft, aber wenn Miss Yoda kommt, dann ist auch sie eine sehr gefährliche Stute. Sie hat unsere dreijährigen Stuten im Henkel – Preis der Diana leicht hinter sich gelassen.
Mein drittes Pferd ist, wenn er denn läuft, der Godolphin-Vertreter Barney Roy. Natürlich ist auch Torquator Tasso sehr interessant als Zweiter aus dem Derby, doch war das sein bislang einziges Grupperennen. Und auch Quest the Moon meldet gute Möglichkeiten kann, nachdem er im Frühjahr auf dieser Bahn den Großen Preis der Badischen Wirtschaft für sich entschieden hat. Insgesamt sehe ich gute Chancen, das Rennen im Lande zu halten, in einem relativ offenen Feld. Meine Dreierwette wäre Donjah – Miss Yoda – Barney Roy.“