Christian von der Recke: Bevorzugt England

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Christian von der Recke ist seit Jahrzehnten ein erfolgreicher Trainer im deutschen Galopprennsport. Unser RaceBets Botschafter besitzt beste Kontakte ins Ausland. Er schickt immer mal wieder Pferde für Starts in andere Länder und besucht britische Auktionen. Außerdem ist er allgemein ein aufmerksamer Zeitgenosse und kann somit einschätzen, was im Sport gut ist und was nicht.

In diesem Blog Post geht er der rein theoretischen Frage nach, in welchem Land er gerne Trainer sein würde, wenn er es in Deutschland nicht mehr sein dürfte oder könnte. Aus welchen Gründen auch immer. Eine kleine Überraschung können wir an dieser Stelle bereits ankündigen… Man könnte diese Frage auch ein wenig anders stellen: wäre Christian von der Recke in einem anderen Land geboren worden und hätte die gleiche Karriere eingeschlagen, welches Land hätte es seiner persönlichen Vorstellung nach sein sollen? Hier wird seine Antwort aus verständlichen Gründen ein wenig allgemeiner ausfallen. Als Ergänzung schaut unser RaceBets Botschafter auf die allgemeine Situation im deutschen Galopprennsport. 

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Christian von der Recke: Tendenz England

„Von meinen persönlichen Vorlieben her und von meiner ganzen Art würde ich wohl in England sein wollen, wenn ich mich als Trainer verändern und Deutschland verlassen müsste. Nicht, dass ich eine solche Entscheidung treffen will und werde, es handelt sich hier um die reine Theorie. Warum ich England vermutlich wählen würde? Ich bin in normalen Zeiten oft drüben, gehe auf die Auktionen und besuche auch mal privat die Rennen in Cheltenham beim großen Festival. Der Rennsport hat ein ganz anderes Standing als in Deutschland. Außerdem spreche ich die Sprache, was in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Nicht nur aus diesem Grund würde es mir in England besser gefallen, als anderswo. Klar, wenn man eher an das Geld denkt, müsste es wohl Frankreich sein. Dort habe auch ich immer mal wieder Starter, aber das gehört heutzutage für einen Trainer einfach dazu.

Cheltenham Festival, Foto: TT
Cheltenham Festival, Foto: TT

Das Wunschziel

Bleiben wir bei der Theorie. Interessant wäre für mich auch eine Tätigkeit als Trainer in Hongkong. Das wäre schon eine Art Wunschland, wenn ich ehrlich bin. Der ganze Umgang dort im Sport, auch mit den Besitzern, das würde mir liegen. Die setzen dort das um, was ich in Deutschland manchmal vermisse: das Kümmern um die Besitzer. Dazu gefällt mir die Art des Trainings. Es wäre aber nicht leicht eine Lizenz für Hongkong zu bekommen, also muss ich mir über all dies keine Gedanken machen.

Hong Kong, Sha Tin, Foto: TT
Hong Kong, Sha Tin, Foto: TT

Allgemein gilt: Ohne Pferd kein Erfolg

Wäre ich als Trainer neu im Geschäft und würde aus Deutschland kommen, würde ich auch hier beginnen. Aus einem ganz einfachen Grund: Als Neuling ist es immer schwer. Im Ausland ist die grundsätzliche Problematik nicht unbedingt die Sprache oder dass man eine Lizenz bekommen muss. Man muss Pferde haben, die man trainieren kann. Und woher soll man die kriegen, wenn man neu beginnt? Das ist in Deutschland leichter, weil man hier vermutlich bereits Kontakte hat. Man beginnt in diesem Sport ja nicht einfach mal so von heute auf morgen. Wenn ich im Ausland, egal wo, ein Schild in den Boden ramme mit den Worten „Hier ist der deutsche Trainer“ wird keiner kommen. Erst recht nicht, wenn man mich gar nicht kennen würde. Wenn kein Besitzer Pferde gibt, hat man auch keinen Erfolg. Nur wenn man Starter hat, kann man auch Rennen gewinnen.

Deauville, France, Foto: TT
Deauville, France, Foto: TT

Deshalb ist es immer schwer und eigentlich egal, wo man anfängt. Es kommt darauf an, mit welcher Munition man loslegen kann, ganz einfach. Und die bekommt man der Logik nach am ehesten dort, wo man Wurzeln und Verbindungen hat. Man schießt, gewinnt bestenfalls, macht auf diese Art Werbung für sich und bekommt weiteres Material. Das ist in jedem Land der Welt so.   

Die Zukunft des deutschen Galopprennsports

Der deutsche Galopprennsport hat bekanntlich schon seit Jahren schwierige Zeiten, da kann man sich schon seine Gedanken machen. Und nun haben wir auch noch Corona. Und niemand weiß, wann die Probleme enden. Die Besitzer kommen zwar wieder auf die Bahn und es gibt eine verbesserte Übertragung, aber es ist längst nicht der normale Zustand. Da müssen wir uns nichts vormachen. Die Auflagen machen es aktuell für alle schwer. Die Besitzer haben weniger Anreiz, sie bekommen auch weniger Geld durch Siege und Platzierungen ihrer Pferde, haben aber die gleichen Kosten. Also Trainer, Hufschmied, Tierarzt, Transport und so weiter. Die Rennvereine haben Probleme bei der Suche nach Sponsoren. Und die Trainer können aus all diesen Gründen die Besitzer schwieriger motivieren. Es muss halt etwas zu gewinnen sein.

Hört das alles mit den Einschränkungen wegen Corona zum Beispiel am 1. Oktober auf und alles ist gut, dann kann man auch leichter wieder einen Jährling verkaufen oder ein älteres Pferd und so weiter. Doch unter den aktuellen Umständen ist es schwierig, Spaß an allem zu finden. Und wenn ich dann noch als Geld in den Sport steckender Besitzer nicht ohne Probleme auf die Rennbahnen darf, ist das auch nicht gerade schön. Über dieses Thema habe ich ja bereits in einem früheren Blog geschrieben. Das Gefühl live vor Ort zu sein, ersetzt halt nichts. Dabei bleibe ich. Das ist bei jeder Sportart so.

Begeisterung von den Rängen gehört dazu

Rennen ohne Zuschauer sind einfach etwas anderes, als Rennen mit Zuschauern, schon in Sachen Stimmung. Das weiß auch jeder, der ein Fußballspiel im Stadion und Zuhause miteinander vergleicht. Jetzt hört man immer wieder davon, dass man Konzerte von seinem Auto aus erleben kann. Wozu sollte ich das wollen? Eine Band hinter einer Glasscheibe anschauen? Das ist doch nicht das gleiche. Dann kann ich Zuhause auch Kopfhörer aufsetzen. Zu einem Konzert gehört Begeisterung und das gleiche gilt auch für das Publikum an Renntagen. Ansonsten kann man es auch lassen. Deutschland unterscheidet sich hier nicht von anderen Ländern, das ist alles also kein Grund, um über einen Wechsel in das Ausland nachzudenken. Derzeit ist es wegen Corona nirgends einfach.“

Kurz zur Klarstellung: Dieser Artikel soll nicht vermitteln, dass Christian von der Recke trotz all der Schwierigkeiten, die es im deutschen Galopprennsport gibt (nicht nur wegen Corona) Deutschland verlassen möchte. Es war wie erwähnt ein rein theoretisches Gedankenspiel. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass unser Botschafter dem deutschen Rennsport noch viele Jahre erhalten bleiben wird und so manchen Sieger sattelt.

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