Wir haben unseren RaceBets Botschafter Christian von der Recke diesmal vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Er sollte für diesen Artikel eine Hitliste erstellen. Es ging um die seiner Meinung nach besten weiblichen Reiter der Gegenwart und der Vergangenheit. Als erfolgreicher Trainer kann er das Können von Reiterinnen und Reitern beurteilen, denn über 2000 Sieger sprechen eine deutliche Sprache. Außerdem ist Christian von der Recke seit langer Zeit im Sport aktiv und national wie international als guter Beobachter bekannt. Aber Hitlisten oder Charts sind immer so eine Sache. Meinungen können sich ändern. Und der Trainer ist nicht gerade ein Fan von Vergleichen.
Wie das mit Vergleichen so ist
„Allgemein tue ich mich schwer mit Vergleichen. Ob ein Reiter aus alter Zeit in unserer Gegenwart ebenso erfolgreich gewesen wäre, weiß man nicht. Ich mag es auch nicht von einem schlechten Derbyjahrgang zu sprechen. Ich sage dann immer zu Leuten, die sowas behaupten: hast du einen gehabt, der dieses Jahr besser war? Warum hast du das Pferd dann nicht laufen lassen? Wenn das Derby angeblich nicht viel wert war, hätte man es doch gewinnen können. Man kann nur das nehmen, was man hat. Und man kann nur vergleichen, was da ist. Dies gilt auch für Jockeys. Aktuelles mit Sachen von früher zu vergleichen, finde ich nicht richtig. Das bringt mir nichts.
Hitlisten sind schwierig zu erstellen
Hitlisten erstelle ich also ungerne. Wie soll ich Reiterinnen miteinander vergleichen? Ich halte es mit Kollege Mark Johnston und engagiere Reiter und Reiterinnen für die Bahnen, wo diese am erfolgreichsten sind. Das hat sich kürzlich bei Anna van den Troost in Waregem ausgezahlt, als sie zwei Rennen für mich gewann. In Deutschland kann man hier aktuell Lilli Marie Engels nennen. Die wird mir zum Beispiel in Magdeburg mehr helfen als Ryan Moore. Wenn ich am Freitag zum Beispiel nach Magdeburg oder auf eine andere kleine Bahn fahre, muss ich mit den Reitern leben, die verfügbar sind. Dann stelle ich mir keine Hitliste auf. Mir muss niemand sagen, dass die beispielsweise von mir gebuchte Lillie Marie nicht so gut reitet wie Ryan Moore. Das ist mir klar. Aber Ryan Moore kommt halt nicht nach Magdeburg. Also ziehe ich ihn nicht ins Kalkül.
Aktuelle Reiterinnen: Lilli Marie Engels und Anna van den Troost
Also: ich sehe in Lilli Marie Engels ein Talent. Einfache Logik: Wenn sie gewinnt, hat sie gewonnen. Also ist alles gut. Jeder Reiter und jede Reiterin, den oder die ich mir aussuche, muss nur besser sein als der Rest, der zur Verfügung steht. Das gleiche gilt für Anna van den Troost. Ich muss sie nicht mit Lilly Doyle vergleichen, die sowieso nicht in Waregem in den Sattel steigt.
Viele Erfolge gemeinsam mit Christa Germann
Wenn ich aber schon eine Hitliste erstellen soll, dann möchte ich in meine eigene Vergangenheit schauen. Ich habe mit vielen guten Reiterinnen zusammen gearbeitet, auch viele ausgebildet. Was hatte ich für tolle Erfolge mit Christa Germann in Hindernisrennen. Sie war drei Jahre bei mir und wurde Champion. Sie konnte sich vielleicht nicht so gut verkaufen wie damals Vicky Furler. Für die sprachen das Äußere und der berühmte Vater. Doch die Christa stieg in den 100.000er Jagdrennen in den Sattel, weil sie so gut war. Und sie gewann.
Eine Macht nicht nur im Südwesten: Kisten Schmitt (geborene Neumann)
Mit Kirsten Neumann, die spätere Kirsten Schmitt, durfte ich nicht nur viele Erfolge im Südwesten feiern. Sie kannte dort aber einfach jede Bahn, jedes Loch durch das sie schlüpfen konnte. Zum Beispiel in Saarbrücken. Wir dominierten den Sport an den Renntagen in der genannten Region. Als Amateur gewann sie gewaltige 80 Rennen für mich. Das war alles auch eine Vertrauenssache. Sie war im Südwesten über viele Jahre eine Übermacht. Wir waren ein fast unschlagbares Dreamteam.
Fast 100 Siege gemeinsam mit Sabrina Wandt
Sabrina Wandt hat gemeinsam mit mir um die 100 Rennen gewonnen. Genau 99 waren es für den Stall. Das passte einfach mit uns. Auf sie konnte ich mich blind verlassen. Sabrina hat nur wenig Fehler gemacht und sie war zu 1000 % loyal. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Man muss als Reiterin (und natürlich als Reiter) gemeinsam mit dem Trainer und seinem Team gute Arbeit leisten, um erfolgreich zu sein. Was nützt mir jemand, der eine Spur besser reitet, aber nur dummes Zeug quatscht? Alle, die ich genannt habe, konnten sich darauf verlassen, dass ich zu 100 % hinter ihnen gestanden habe. Deshalb ritten sie auch immer weiter für mich. Und sie standen zu 100 % hinter mir.
Die Ninas sind die besten
Sie ist zwar nur wenige Male für mich geritten, aber Nina Carberry muss ich auf jeden Fall als Abschluss nennen. Ich glaube sie ritt sechsmal über die Sprünge für mich und hat viermal gewonnen. Wenn wir sie in einem Hindernisrennen im Sattel hatten, war das fast schon ein unfairer Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Ich erinnere mich an Baden-Baden und an Our First Chesnut. Der war an einem Sprung, dem letzten, fast auf dem Bauch. Da wären alle anderen runter gefallen. Nina blieb im Sattel, zog ihn wieder hoch. Ich fragte sie, ob sie in dem Moment ein komisches Gefühl hatte. Sie antwortete im Gründe: nö, da war das Pferd etwas ungeschickt, aber alles okay. – Irgendwie war das in Rennen mit ihr wie ein Katz und Maus Spiel. Der Nina hat niemand den Ball weg genommen. Ich erinnere mich an Ritte für meinen Besitzer Bernd Raber, dessen Frau Nina heißt. „Die Ninas sind doch die besten“, hieß es immer. Und das stimmte. Nina Carberry in einem Hindernisrennen zu buchen war wie ein Spiel von Robert Lewandowski für einen Kreisligisten aus Weilerswist. Da fallen einfach Tore.“
Eine Art von Hitliste der Reiterinnen hat Christian von der Recke also erstellt. Doch man sollte die Nennung der Namen und ihre Reihenfolge nicht wie Charts verstehen. Eine grundsätzliche Nummer 1 hat unser RaceBets Botschafter nicht, aus den genannten Gründen. Das ist bei den reitenden Herren nicht anders.