Die RaceBets Zeitmaschine: 1965

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Mit dem Tode Winston Churchills verliert die Welt einen der bedeutendsten Politiker ihrer Zeit. Es kommt zur ersten Schlacht zwischen Südvietnam und dem Vietcong, der radikale Aktivist Malcolm X wird in New York von der Nation of Islam ermordet. Doch nicht nur Gewalt, auch Fortschritt prägt das Jahr, so bewegt sich zum ersten Mal ein Mensch im All, außerhalb seiner Raumkapsel und auf Tonga wird Staatstrauer für eine Schildkröte ausgerufen. Doktor Schiwago lässt die Leute Herzschmerz im Kino erleben und im deutschen Fernsehen begeistert “Auf der Flucht” und ein Sport, der wohl nicht wegzudenken ist: Galopprennen

Viele sind sich einig, wenn es um die Legende geht. 1965 stand alles unter dem Zeichen des mächtigen Arkle, der gerade eine Niederlage gegen Mill House hatte hinnehmen müssen und er wollte Revanche. Im Hennessy Gold Cup gelang ihm ein zehn längen Sieg gegen Mill House, bevor als am kürzesten stehender Favorit im Cheltenham Gold Cup antrat und auch gewann. Kein Pferd gewann jemals mit einer niedrigeren Quote in Cheltenham. Arkle lief ihnen einfach davon, über 30 Längen, obwohl ihm ein Fehler unterlief, der ihn jedoch in keinster Weise gefährdete.

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Das 119. Grand National bot ein riesiges Feld und königliche Gäste. Jay Trump, der von Fred Winter trainiert und von dem amerikanischen Amateurjockey Tommy Smith geritten wurde, siegte an diesem Tag für Mrs. Mary Stevenson. Siebenundvierzig Pferde gingen an den Start; der Favorit Freddie wurde knapp Zweiter. Dem Rennen wohnten Königin Elisabeth die Königinmutter, deren Pferd Devon Loch 1956 beinahe das National gewonnen hätte, und Prinzessin Margaret bei. Vierzehn Pferde von den 47 kamen ins Ziel. Bevor er das Grand National gewann, siegte Jay Trump im Maryland Hunt Cup, einem bekannten amerikanischen Steeplechase.

Nur 11 Pferde traten beim Kentucky Derby 1965 an, was nicht zuletzt an zwei starken Favoriten lag. Doch Lucky Debonair bescherte Bill Shoemaker seinen dritten Derby-Sieg, indem er zehn andere Spitzenpferde besiegte, darunter den stark favorisierten American Champion Two-Year-Old Colt von 1964 Bold Lad, den brillant schnellen Ogden Phipps Hengst Dapper Dan, den künftigen, in die U.S. Racing Hall of Fame aufgenommenen Tom Rolfe und Hail To All. In der zweiten Etappe der Triple Crown, den Preakness Stakes, war er, aufgrund einer Verletzung nicht auf dem Posten und wurde nur siebter, zu den Belmont Stakes trat er gar nicht erst an. Später wurde er als Deckhengst nach Venezuela geschickt.

Sea Bird II hieß der Sieger des Epsom Derbys, gezogen von M. Jean Ternynck und trainiert von Etienne Pollet. Er setzte sich gegen eine Konkurrenz von 21 Pferden durch. Sea Bird startete als Zweijähriger in drei Rennen und gewann seine ersten beiden, den Prix de Blaison in Chantilly mit einem knappen Vorsprung (er war schlecht gestartet) und das Critérium de Maisons-Laffitte mit einem Vorsprung von Blabla (die im folgenden Jahr den Prix de Diane gewann). Die einzige Niederlage seiner Karriere erlitt er im Grand Critérium, als er Zweiter hinter seinem Stallgefährten Grey Dawn wurde, der nach dem Gewinn des Prix Morny und des Prix de la Salamandre als Favorit galt. Im Derby startete Sea-Bird als 7/4-Favorit. Am Vorabend des Rennens kam es zu einem Zwischenfall, bei dem Polizei und Sicherheitskräfte eine Bande abwehrten, die versucht hatte, in den Stall des 2000-Guineas-Siegers Niksar einzudringen. 

Das deutsche Derby hatte einen klaren Favoriten, Fioravanti und der war auch der Grund für einiges an Kopfzerbrechen. Der Bundespräsident Heinrich Lübke sollte erstmalig die Siegerehrung vornehmen, doch bloß nicht für Fioravanti. Sein Besitzer war zugleich nämlich auch Besitzer einiger Bordelle und das war auf gar keinen Fall zumutbar. Man konnte also das kollektive Aufatmen bei den Verantwortlichen in Hamburg hören, als eben nicht der Favorit gewann, sondern Waidwerk, schon am Namen erkennbar für das Gestüt Ravensberg und die Familie Delius. Mickey Starosta sicherte sich damit seinen ersten Derbysieg. 

Wir sind noch nicht fertig mit Sea-Birds Geschichte (die Schreibweise wird deutlich häufiger verwendet als Sea Bird II), denn uns fehlt noch ein wichtiges Rennen 1965. Im Juli nahm Sea-Bird am Grand Prix de Saint-Cloud teil, den er mit zweieinhalb Längen Vorsprung vor Couroucou gewann. Danach wurde er bis zum Herbst geschont, denn man schickte ihn in das Rennen aller Rennen. Im Prix de l’Arc de Triomphe traf Sea-Bird auf ein sehr starkes Feld, darunter der irische Derby-Sieger Meadow Court, der Preakness-Sieger Tom Rolfe, der französische Derby-Sieger (Prix du Jockey Club) Reliance, die Prix de Diane-Sieger Blabla und der russische Derby-Sieger Anilin. Sea Bird, der mit einer Quote von 6/5 an den Start ging, gewann mit sechs Längen (obwohl die Fotos des Zieleinlaufs zeigen, dass es eher viereinhalb Längen waren) vor Reliance. Fünf Längen weiter hinten auf dem dritten Platz lag Diatome, der später das Washington, D.C. International gewann. Platz vier ging an Free Ride, Fünfter wurde Anilin und Sechster Tom Rolfe.

Den Melbourne Cup gewann Light Fingers, trainiert von Bart Cummings, der damit den ersten von insgesamt 12 Melbourne Cups gewann. Ziema wurde Zweite, ebenfalls trainiert von Cummings. Light Fingers bestritt ihr erstes Rennen am Boxing Day 1963 auf der Rennbahn des Port Adelaide Racing Club und eilte von dort von Sieg zu Sieg. Die Stutenrennen holte sie sich fast alle. Doch es gab natürlich nur ein Ziel. Den Melbourne Cup. Allerdings war dieser Weg steinig. Zunächst litt sie an einem Virus, dann verletzte sie sich bei einem Beinahe-Sturz in den Caulfield Stakes an der Schulter, was sie daran hinderte, am Caulflield Cup teilzunehmen, und Zweifel aufkommen ließ, ob sie beim Melbourne Cup an den Start gehen würde. Light Fingers hatte sich nach ihrem letzten Vorlauf in den Mackinnon Stakes gut erholt und ging nach einer Kortisoninjektion durch den Tierarzt Percy Sykesmit einer Quote von 15/1 in den Melbourne Cup. Als Fünfte auf der Zielgeraden traf Light Fingers am letzten Furlong auf ihre Stallgefährtin Ziema, die sie niederrang.

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